Nur der, der am rechten Platz steht, nur der kann auch mit einer rechten, ausgewogenen Entfaltung der Tugend rechnen, während das Anstreben der Tugend ident ist mit dem Suchen und Annehmen des rechten Platzes.
Wobei es gut ist auf den dynamischen "Ich-"Begriff hinzuweisen, wie ihn u. a. Ebner herausgearbeitet hat. Dessen Ich in aller Konkretion eine Frage des "Du" ist, an dem sich erst ein Ich (in seiner Art, aber in antwortendem Inhalt) in die Welt bildet.Um wie Ebner warnend zu rufen: nicht mit Inhalten füllen! Nicht der Falle des Idealismus verfallen, diesen Platz inhaltlich definiert, Tugend gar in gewissem Wohlverhalten ausgedrückt wissen zu meinen! Selbst im "gegen" ist ja dieses "Du" enthalten, und wie erst in der eigentlichen Initiation des "Ich auf ein Du" (das für Ebner nur ein einziges Du ist: Gott) - der Einsamkeit.
Denn wir stehen inmitten einer gefallenen Welt. Und Abwendung von Gott bedeutet immer: Abfall von der Ordnung. Die natürlich die Mitwelt gleichermaßen berührt, ja gar nie trennbar ist. Es gibt sie nicht, die insulare heile Welt, und die gefallene Welt "da draußen". Leid und Qual sind die naturgegebenen Selbstauswirkungen des Sündenseins des gefallenen, von Gott losgerissenen Geschöpfs. (Feuling) Sie betreffen deshalb vor allem den, der dem Du sich geöffnet hat. Die höchste Weihe und Würde ist dem Menschen also genau darin, daß er an der Erlösung der Welt mitwirken darf. Aber damit auch muß, will er sich nicht selbst in seiner höchsten Möglichkeit - und damit: ganz - verfehlen.
Von dieser Warte (einer nicht ausgefüllten Möglichkeit) her muß sehr vieles am Menschen gedacht werden, weil es sonst unverständlich bleibt. Es birgt die mächtigsten Konflikte und Spannungen, obwohl es am stillsten scheint. Umgekehrt liegt dort der Zentralschlüssel zum eigenen Leben.
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