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Donnerstag, 2. Juni 2011

Spanien - kurz und bündig

Rafael Pamillon erklärt in der Presse im Zeitraffer, was in Spanien passiert ist, daß das Land binnen zehn Jahren vom Musterschüler zum Pleitekandidaten mutierte. (Nur: wir glauben es ihm nicht.) Zumindest zeigt es Zusammenhänge innerhalb der EU und des Euro, und liefert damit Argumente gegen die Einheitswährung.

Rafael Pampillon - (c) Presse
Das ging so, der Reihe nach: Wir wachsen stark, dank der niedrigen Zinsen, die uns die EZB beschert, um Deutschland und Frankreich aus ihrer Schwächephase zu helfen. Das schafft acht Millionen Jobs – aber die meisten davon im Servicebereich und am Bau, mit geringer Produktivität und wenig Know-how dahinter. Die Hälfte geht an Migranten, die ins Land kommen. Sie brauchen Wohnungen. Es wird immer mehr gebaut, viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab und gehen auf den Bau. Die Sparkassen vergeben billige Hypothekardarlehen an jedermann, weil der Wert der Immobilien als Sicherheit ja immer weiter steigt. Für alles gibt es Geld: das Haus, das Auto, die Erstkommunion der Tochter. Dann kommt die Krise, die Blase platzt. Die Immobilienentwickler zahlen ihre Kredite nicht zurück, die Banken übernehmen ihre Häuser, bleiben darauf sitzen oder verkaufen sie mit großen Verlusten. Eine Million neue Wohnungen stehen leer. 30 Prozent aller Bankfilialen sperren zu. Jetzt haben wir fünf Millionen Arbeitslose, und das wird sich lange nicht ändern.

Wer ist also schuld an der Misere?
Wir alle! In erster Linie die spanische Zentralbank als Aufsicht. Sie hätte den Sparkassen sagen müssen: Ihr habt zu viele Immobilien und Hypothekarkredite in den Bilanzen, das ist ein Klumpenrisiko, das müsst ihr reduzieren. Die Aufseher haben alles gesehen, aber nichts entschieden. Schuld sind auch die Sparkassen, die jedem einen Kredit gaben, der ihnen über den Weg lief. Schuld ist die öffentliche Hand, die es erlaubt hat, dass alles zubetoniert wird – aus Gier auf Steuereinnahmen. Ganze Küstenabschnitte wurden so zerstört. Und schuld sind wir alle, weil wir uns privat verschuldet haben. Als meine Frau zu arbeiten begonnen hat, haben wir das zusätzliche Geld ausgegeben und einen Kredit aufgenommen – statt für schlechtere Zeiten zu sparen.

[...] Die Arbeitslosen werden nicht warten, sie gehen schon jetzt auf die Straße...
Um die Arbeitslosigkeit zu senken, müssen wir das starre Arbeitsrecht reformieren. Stellen Sie sich vor, es gäbe fünf Millionen Flaschen in den Weinkellern Spaniens, die sich nicht verkaufen lassen. Was können sie tun? Den Preis senken, was sonst. Der Arbeitsmarkt funktioniert nicht, weil der Preis nicht stimmt. Der Mindestlohn bei fixen Anstellungen ist für unqualifizierte Jugendliche mit 900 Euro zu hoch, so wie die Arbeitslosenversicherung und die Abfertigungen. Und der Kündigungsschutz ist viel zu streng. Die Gewerkschaften merken gar nicht, welche Probleme sie schaffen, wenn sie eine Flexibilisierung verhindern.

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