Rafael Pampillon - (c) Presse |
Das ging so, der Reihe nach: Wir wachsen stark, dank der niedrigen
Zinsen, die uns die EZB beschert, um Deutschland und Frankreich aus
ihrer Schwächephase zu helfen. Das schafft acht Millionen Jobs – aber
die meisten davon im Servicebereich und am Bau, mit geringer
Produktivität und wenig Know-how dahinter. Die Hälfte geht an Migranten,
die ins Land kommen. Sie brauchen Wohnungen. Es wird immer mehr gebaut,
viele Jugendliche brechen ihre Ausbildung ab und gehen auf den Bau. Die
Sparkassen vergeben billige Hypothekardarlehen an jedermann, weil der
Wert der Immobilien als Sicherheit ja immer weiter steigt. Für alles
gibt es Geld: das Haus, das Auto, die Erstkommunion der Tochter. Dann
kommt die Krise, die Blase platzt. Die Immobilienentwickler zahlen ihre
Kredite nicht zurück, die Banken übernehmen ihre Häuser, bleiben darauf
sitzen oder verkaufen sie mit großen Verlusten. Eine Million neue
Wohnungen stehen leer. 30 Prozent aller Bankfilialen sperren zu. Jetzt
haben wir fünf Millionen Arbeitslose, und das wird sich lange nicht
ändern.
Wer ist also schuld an der Misere?
Wir alle! In erster Linie die spanische Zentralbank als Aufsicht. Sie
hätte den Sparkassen sagen müssen: Ihr habt zu viele Immobilien und
Hypothekarkredite in den Bilanzen, das ist ein Klumpenrisiko, das müsst
ihr reduzieren. Die Aufseher haben alles gesehen, aber nichts
entschieden. Schuld sind auch die Sparkassen, die jedem einen Kredit
gaben, der ihnen über den Weg lief. Schuld ist die öffentliche Hand, die
es erlaubt hat, dass alles zubetoniert wird – aus Gier auf
Steuereinnahmen. Ganze Küstenabschnitte wurden so zerstört. Und schuld
sind wir alle, weil wir uns privat verschuldet haben. Als meine Frau zu
arbeiten begonnen hat, haben wir das zusätzliche Geld ausgegeben und
einen Kredit aufgenommen – statt für schlechtere Zeiten zu sparen.
[...] Die Arbeitslosen werden nicht warten, sie gehen schon jetzt auf die Straße...
Um die Arbeitslosigkeit zu senken, müssen wir das starre Arbeitsrecht
reformieren. Stellen Sie sich vor, es gäbe fünf Millionen Flaschen in
den Weinkellern Spaniens, die sich nicht verkaufen lassen. Was können
sie tun? Den Preis senken, was sonst. Der Arbeitsmarkt funktioniert
nicht, weil der Preis nicht stimmt. Der Mindestlohn bei fixen
Anstellungen ist für unqualifizierte Jugendliche mit 900 Euro zu hoch,
so wie die Arbeitslosenversicherung und die Abfertigungen. Und der
Kündigungsschutz ist viel zu streng. Die Gewerkschaften merken gar
nicht, welche Probleme sie schaffen, wenn sie eine Flexibilisierung
verhindern.
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