Wer etwas werden will, wer etwas sein
will, darf sich nicht selbst "machen" wollen. Er muß sich
auf etwas hin - ein Haus, ein Dach, ein Drittes - überschreiten. Das ist die gleichermaßen egoistische
wie völlig selbstlose Position des Menschen überhaupt. Erst von diesem Bezugspunkt aus wird der Mensch wirklich.
Und es zeigt sich bei den Menschen
heute, zumalen bei den jungen: Sie treten in ein Dach, in ein Haus
ein, denn Zuhause gibt es für sie keines mehr. Und dieses Haus ist
ein Angebot, ein verlockendes Offert der Umgebung. Denn was die Linke
geschafft hat, was die Politik geschafft hat war, solche Häuser
anzubieten: Als Zugehörigkeiten, mit entsprechender Identitätsgarantie, wenn
man eintritt.
Hier hat wirklich das abstrakte
Gesellschaftliche das konkrete Private, das Familiäre, das Lokale
verdrängt - das eine substantiell geschwächt, das andere
substantiell ausgebaut. Und zwar unter dem Versprechen, daß es
kostenlos sei: Wer diesen Häusern beitritt, profitiert nur, heißt
es, "wird" etwas, er muß nichts geben, er kann sich die
eigentliche Arbeit der Liebe, der Selbstüberschreitung, der
eigentlichen Selbstwerdung ersparen. Er bekommt es per
Rechtsanspruch, er bekommt es methodisch garantiert und fertig
vordefiniert. Und ohne jedes persönliche Investment, ohne
Verdanktheiten (wozu die "Anti-Diskriminierung" in Wahrheit
dient, die Identität und Ort ohne persönliches Risiko des So-Seins
bedeuten will.)
Und er bekommt vor allem - Heiligkeit,
Gutheit. Eine abstrahierte Gutheit, die sich nicht mehr am eigenen
Gewissen formt und Maß nimmt, sondern Verhaltensschemata erfüllt.
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