Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 22. September 2015

Da sieht man wo man hinkommt

Auch wenn der VdZ so manchem der Vorschläge oder Kritikpunkte der Agenda Austria - einem selbsternannten Thinktank in Österreich, der Züge einer Parallelregierung trägt, ohne daß ihm das vorgeworfen werden soll, im Gegenteil - zustimmen kann, vielem auch nicht. Denn wie für allen Liberalismus typisch, fehlt auch diesen Herrschaften der Bezugspunkt, auf den hin etwas schlecht oder nicht erscheint. Sie ergehen sich sehr oft einfach in Ablaufoptimierungen, hinterfragen keine Ziele - Wirtschaften etwa ist ja kein Selbstzweck, sondern es muß dem Erreichen der menschlich-anthropologischen Ziele dienen - und haben vor allem eines nicht: ein widerspruchsfreies weil ausreichend reflektiertes Menschenbild.

So auch, wenn sie in einer der jüngeren Aussendungen kritisieren, daß in Österreich (wie in Holland) im Europavergleich sehr wenige Menschen noch im aktiven Berufsleben stünden. Wie in vorherigen Aussendungen bereits bekundet, bevorzuge man das schwedische Modell, das Lebensarbeitszeit - also: Pflicht - mit der Lebenserwartung verknüpfe.

Sie beklagen damit auch, daß es unproduktiv sei, älteren Arbeitnehmern - wie in Österreich - höhere Löhne zu bezahlen (höher geworden durch lineare Automatik, wie sie das österreichische Empfinden eigentlich immer vorsah)  als jungen. 

Quelle: Agenda Austria
Herrschaften, das menschenverachtende Element in solchen Aussagen, das Ihnen nicht einmal mehr als Scheu einer Ahnung zu Bewußtsein zu kommen scheint, wollen wir hier erwähnen, aber einmal großzügig übersehen. Denn der Mensch ist mehr, als junge Spundnelken mit grünen Ärschen und darin gründenden Nasen über den Wolken zu meinen scheinen, denen an den Universitäten über metaphysisch-aufbeglähter Mathematik das Gehirn verwelkt ist.

Die pragmatischen Gründe, die für oder gegen eine längere Lebensarbeitszeit - über das 60. Lebensalter hinaus, darum geht es wie um eine magische Grenze, und: nicht zu Unrecht! - sind gleichfalls und aus denselben Gründen uninteressant. Pragmatismus kann Richtigkeit nicht ersetzen. Wir wollen sie hier also bewußt ignorieren. Denn sie sind uninteressant, weil sie irrelevant sind. Weil sie ein wesentliches anthropologisches Faktum ignorieren.

Und das ist das der Lebensalter! Denn der Mensch ist nicht, wie diese typisch liberale (ja, der Leser spürt mit Recht das Element der Verachtung in dieser Formulierung) Aussage insinuiert, ein lineares Ablauf von mechanischen Kräften und Wirkungen. Er ist Person, und er hat Lebensphasen in deren Entwicklung. (Eine weitere Ausführung dieser bedauerlicherweise völlig vergessenen Wahrheit, auf der sogar das Rentensystem basiert, folgt in ein paar Wochen, es ist bereits verfaßt.) 

Und deren eine, deren letzte, ist das Alter als Senior, als Weisheitsreserve weil wahrer Lebensquelle eines Landes. Es bleibe bei diesem kurzen Anriß.

Das Rentensystem also zu kritisieren mag gut und richtig sein. Aber in diesem Punkt ist es das nicht. Es würde wie so oft eine Verletzung der Natur des Menschen erfordern, und damit gegen den Hauptsinn eines Staates verstoßen: Dem Gemeinwohl, das nämlich nicht identisch ist mit numerischem, mathematischem Wohlstand.

Wenn man also eine Lösung sucht, so muß das gelingen, will an Lösungen, nicht nächste Vergewaltigungen suchen, muß man mit dieser Tatsache leben, und sie in alle Überlegungen einbeziehen. Es mag sein, daß dafür kein anderer Ausweg bleibt als Rentenkürzungen (die auch vom VdZ eindeutig präferierte Lösung.) Aber sie kann wohl nicht in einem generell vorgeschriebenen höheren Leben-Arbeitsalter liegen. Unbesehen mancher Menschen, die - wie der VdZ - sich kein Alter ohne Arbeit weil Aufgabe vorstellen können.

Jede Überlegung über die Zukunft des Landes, das derzeit mir Recht mit Sorgenfalten betrachtet wird,  kann nicht davon ausgehen, wie wir den utopischen Menschen erzeugen. Es muß davon ausgehen, was, wer, wie wir sind und was wir deshalb als Zukunft ermöglichen können  - WEIL WOLLEN. Schon einmal davon gehört? Daß Zukunft das ist, was wir wollend gestalten? Dazu müssen wir uns befreien.

Nicht, wie wir sein müssen, um irgendwelchen angeblichen Anforderungen zu genügen, kann deshalb (nicht ultimativ, bestenfalls als Kalkül) unser Ziel sein. Sondern, wie wir unsere Zukunft wollen, können, und damit gestalten. Nur so, ja genau so wird das, was egal wo auf der Welt als falsch bezeichnet werden mag, plötzlich, plötzlich zur Stärke. Das nennt man dann - schöpferisches Handeln. Und nur das.

Nur wenn man aber die Wahrheit, die Realität kennt, kann man vielleicht sogar auch in diesem Fall zu wirklich schöpferischen Lösungen befreit werden.




***