Teil 2) Nun Volk steh auf. Heute.
Die in Kolberg vorzufindenden
Haltungen der Proponenten, die das deutsche Volk zum letzten Aufgebot
aufputschen sollte, trotz der bereits zerstörten Städte und Millionen
Tode, sind nichts als Nachboten der französischen Revolution. Sind die
Wegweiser für die heutige Zeit der pseudologischen und autonomistischen
Politisierung der gesamten Bevölkerung, der nur noch Massenrausch,
Zugehörigkeit zählt. Politik ist nicht mehr Sache der Regierungen, der
Amtsträger, der Gesandten, Krieg ist keine Sache des Staates alleine
mehr, nein: es ist Sache jedes Einzelnen. Es wird heute gerne vergessen,
daß selbst die allgemeine Wehrpflicht aus diesem Geist kommt. Napoleons
Erfolge waren auf diese Form der Politik ausgerichtet, durch
Massenaushebungen hatte er erstmals kriegsstrategische Möglichkeiten**,
die bislang außerhalb jeder Ethik standen. Auf die das Volk aber bereits
durch die Grundbewegung der Revolution 1789ff, einer fundamentalen
Umkehr der Haltung, vorbereitet war. Die Regierung, die Amtsträger sind
veraltet und verstaubt.
Die
Bürger aber, die einfachen Bürger, sind modern, aufgeschlossen, und vor
allem technikaffin. Und es sind die unteren Chargen, die Unteroffiziere
und Leutnants, die also, die durch die Auftragstaktik (statt der
Befehlstaktik) direkt in der kämpfenden Truppe der deutschen
Kampfstrategie die entscheidende Rolle spielten. So auch in diesem Film:
Die persönliche, individuelle Ehre, in der gesamten
Menschheitsgeschichte das tragende Element des Kriegers, wird durch
technische Effektivität einerseits, durch überindividuelle
(pseudologische) Begriffe anderseits (Volk, Vaterland, Sieg der
Revolution, Sieg der Idee, etc.) ersetzt. Zwei Grundsichten, die immer
wieder gegeneinander standen - etwa als Konflikt zwischen Persern und
Griechen, zwischen zentralistischem Massenstaat und der im Staat Gestalt
gewordenen Einheit von freien, individuellen Bürgern.
Es
sind in Kolberg deshalb genau so diese einfachen "tüchtigen", auch die
armen Bürger, die Bürger mit Zivilcourage, die Leistungselite, nicht die
"alte" Elite, die das Heft in die Hand nimmt und "groß" denkt. Die
Besitzenden sind die egoistischen Charakterschweine, die Fürsten und
Könige Eidbrecher und untreu - es lebe der Bürger als König. Man lasse
sich von Einzelaussagen (etwa die Treue zum ... historischen (sic!)
König) im Film nicht irritieren, die seine eigentliche Linie verwischen
wollen. Da haben dann
natürlich - in der Not - auch die Frauen ihre entscheidende Rolle. Wenn
alle Stricke der Männer reißen, werden gerne auch Vollmachten erteilt.
Geduldet. Da wird sogar die Königin zur (eine ganz eigenartige,
beeindruckende Szene) zur Gottesmutter Maria.
Genau
das, was heute überall passiert: Die Gestalt, die Form wird ersetzt
durch partielle Effektivität und Funktion, Gestalt durch Technik,
inmitten einer banausischen Lebenswelt. Das ist die neue Ehre, um die es
geht, heute wie .... damals. Selbst die Linie zum Terrorismus als
Kampfmethode sich revolutionär verstehender Kräfte ist deutlich zu
sehen. Der Nationalsozialismus hat sich immer als revolutionäre Bewegung
"von unten" verstanden. Bitte: Wie viele Parteien gibt es heute, die dasselbe tun? Angesichts der Aufrufe zur Einheit in Kolberg "trotz
allem" - wer würde sich da nicht an so manche Plakate im aktuellen
Wien-Wahlkampf erinnert fühlen, die auch so seltsam von "Einheit" (unter
dem Schild der SPÖ) sprechen? Die Archaismen sind dieselben.
Und so wiegt auch das verführerischeste - aber verlogenste - Moment des Films am schwersten: Das die Rebellion rechtfertigt, "bis" ein "guter Kommandant" vom König, der Obrigkeit, gesandt wird. Dann gehorchen auch die Bürger wieder. Sagen das nicht auch viele heute? Meinen nicht viele, es sei heute so? (Oh ja, auch der VdZ stellt sich selber immer wieder diese Frage.)
Und natürlich - das ganze Land, alles kann geopfert werden, um das Ganze zu retten. Wer ist da nicht an den "Krieg gegen das Klima" erinnert? Selbst der Künstler (der Geiger) darf dann fallen, weil er sich nicht dem großen Ganzen eingliedert. Wie die Gestalten, die am Plakat stehen. Es geht doch um Höheres, oder?
Was kommt als Nächstes? Hitler sah sich gerne als zweiten Friedrich den Großen - es wird nicht mehr lange dauern, bis sich heutige Politiker auf Kreisky oder Prinz Eugen berufen. Wehrt Euch, die Gefahren des Bösen marschieren ein, und wenn das ganze Land in Schutt und Asche fällt.
Und so wiegt auch das verführerischeste - aber verlogenste - Moment des Films am schwersten: Das die Rebellion rechtfertigt, "bis" ein "guter Kommandant" vom König, der Obrigkeit, gesandt wird. Dann gehorchen auch die Bürger wieder. Sagen das nicht auch viele heute? Meinen nicht viele, es sei heute so? (Oh ja, auch der VdZ stellt sich selber immer wieder diese Frage.)
Und natürlich - das ganze Land, alles kann geopfert werden, um das Ganze zu retten. Wer ist da nicht an den "Krieg gegen das Klima" erinnert? Selbst der Künstler (der Geiger) darf dann fallen, weil er sich nicht dem großen Ganzen eingliedert. Wie die Gestalten, die am Plakat stehen. Es geht doch um Höheres, oder?
Was kommt als Nächstes? Hitler sah sich gerne als zweiten Friedrich den Großen - es wird nicht mehr lange dauern, bis sich heutige Politiker auf Kreisky oder Prinz Eugen berufen. Wehrt Euch, die Gefahren des Bösen marschieren ein, und wenn das ganze Land in Schutt und Asche fällt.
Deshalb sollte man diesen Film gesehen haben, und ganz nüchtern betrachten, wo seine eigentlichen Momente liegen - und wie sie zu bewerten sind. Als Aussage über einen selbst, als Aussage über die Gegenwart. Deshalb fürchten ihn die linken Linken, und deshalb lieben ihn die linken Rechten.
Morgen Teil 3) Nachbemerkliche Exkurse - Endlich: Der Film Kolberg
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