Teil 2) Indoktriniert nicht auch die Mutter?
Indem man aber den jungen Menschen aber die (Mutter-)Sprache als
kulturtragendes Instrument der Weltgestaltung vorenthält, beraubt man
sie des wesentlichsten Instruments der Vernunft. Damit macht man sie
keineswegs selbständiger, sondern entzieht die Sprache sogar ihrem
empirischen Welterleben, schafft eine Kluft zwischen Denken (Sprechen)
und Welterfahrung. Die Sprache wird fremdes weil willkürliches Gut. Um
Welt sohin zu deuten, sind solche Menschen auf ideologische, per
Autorität (man beachte: die Rolle der Moral! das Prädikat "Guter Mensch"
ist es nämlich, der die Menschen in diesen Ideologien und vor allem in
den Händen dieser IdeologEN gefangenhält) verankerte Konstrukte erst
recht angewiesen. Der Mensch bewegt sich wie in einer künstlichen
Matrix, die über der eigentlichen Welt schwebt wie Captain Spock in der
Enterprise. Der Mensch wird zweitwirklich, pseudologisch, sein Leben
virtuell.
Originäres, blutvolles Leben ist deshalb nur in
einer Kultur möglich, in der die Sprache präzise und originäre
Muttersprache ist. Man muß gar nicht zu metaphysischen Argumenten greifen, will man die Ursprünge der Sprache als Ganzes verfolgen. Es gibt ausreichend ethnologische Befunde die belegen, daß die Sprache gerade "primitiver Völker" (mit dem wichtigen Hinweis, daß viele dieser "primitiven Völker" nicht in einem Urzustand leben, sondern Degenerationserscheinungen einstiger hoher Kulturen sind; das betrifft viele kleine Völker und Stämme gerade in Südamerika und Afrika) von höchst komplexer, präziser Grammatik und Wortkonstruktion ist. Nicht der Mensch hat die Sprache langsam erfunden, sondern die sprache war konstitutiv für den Menschen. (Auch hier hat der darwinistische, a-empirische Unsinn also fatale Folgen gezeitigt; nicht zuletzt stützt sich ja sogar das Gendering auf die daraus folgende Ontologie.)
Diese Indoktrinierung sei aber doch auch der Fall, wenn
Kinder ihre Sprache in der Familie erhalten, könnte als Einwand kommen? Nein. Nicht alles, was weitergegeben wird, ist naturfremde Manipulation, im Gegenteil. Noch dazu, wo der Mensch alles, was ihn ausmacht, ja gerade das was ihn eigentlich ausmacht, ERHALTEN MUSZ. Nicht mitbringt, wie heute gleichfalls so falsch gemeint wird. Kultur ist also für einen Menschen essentiell, seine Natur, sie ist kein verzichtbares oder beliebig manipulierbares Afterprodukt. Deshalb ist die Intention entscheidend, nicht der Umstand des Weitergebens. Irrtum entsteht aus falscher Intention, während Wahrhaftigkeit die Liebe voraussetzt wie fördert. Jede Ideologie ist kein zufälliger Fehlgriff rechten Wollens, sondern sie ist in sich böses, liebloses Wollen, weshalb auch nominell "richtiges" Sagen (Äquivokation) böse sein kann. Wir haben an dieser Stelle bereits eingehend über diese Schizoidität gehandelt, die häufigste und gefährlichste Form des Mißbrauchs von Sprache.
Das erlebte und
damit als Weltwirklichkeit erfahrene Gefüge der Familie, die prinzipiell
ein Modell der ganzen Welt ist, ist vor allem geprägt von einem
untrennbaren Ineinander von Sprache, eigener Wirklichkeit und Welt.
Geprägt vom Geheimnis der Liebe also, in dem die Sprache allmählich wie
die Spitze eines Eisberges menschlicher Lebensgrundlage und sinnlicher Eindrücke samt deren ganzheitlicher Reaktion des Individuums auftaucht, und mit dem Darunter in
untrennbarer Einheit steht. Woraus die Bedeutung von leiblichem wie gestalthaftem Erbe (als Art- wie Individualerbe) als Grundlage des individuellen Menschseins hervorgeht.
So wird auch begreiflich, warum Orthographie
und Grammatik keineswegs sinnlose Konstrukte ästhetisierender
Schöngeister sind, sondern Ausdruck des Geistes eines Volkes und der
Menschen darin, ja überhaupt des Menschseins in seiner Stellung zur Welt. Wer Grammatik und
Rechtschreibung willkürlich verändert, verändert die Gestalt des
Denkens, das sich dem je eigenen Daseinsgefühl entfremdet, damit eine
innere Zerspaltung schafft: Die Sprache, das Denken erfaßt den konkreten
Menschen nicht mehr, weil es ihm das Allgemeine entfremdet - und Individuum heißt immer und zuerst: Durchdringung eines je Allgemeinen durch das Ich. Dadurch wird es individuell.
Das Sprechen (und Denken) des Einzelnen ist deshalb ein Modus des Allgemeinen einer Sprache selbst. Denn auch das Erkennen ist ein Erkennen des Allgemeinen. Das Indviduelle bleibt ein bloßes, immer geheimnisvolles "So-Sein", einer Geschmacksnote vergleichbar, die ein allgemeines Ding durchwirkt. Auch die Selbsterkenntnis ist zuerst eine Erkentnis des in einem wirkenden Allgemeinen, während das Individuelle einem dann in der Begegnung mit dem Du, dem anderen, konkret zuwächst.
Auch hier geht die Schule heute also völlig verkehrte Wege, und überschreitet maßlos ihre Kompetenz. Denn sie hat genau diese Aufgabe nicht, die sie sich heute in völliger Selbstüberschätzung stellt: Individualität zu bestimmen und zu fördern. In dem Moment, wo sie das als Aufgabe sieht, raubt sie sogar den Menschen ihre Lebensbasis, und schleudert sie in die Haltlosigkeit und Unbestimmbarkeit, ja in die Irrationalität, und zerstört die Fähigkeit zur Gemeinschaft.
Auch hier geht die Schule heute also völlig verkehrte Wege, und überschreitet maßlos ihre Kompetenz. Denn sie hat genau diese Aufgabe nicht, die sie sich heute in völliger Selbstüberschätzung stellt: Individualität zu bestimmen und zu fördern. In dem Moment, wo sie das als Aufgabe sieht, raubt sie sogar den Menschen ihre Lebensbasis, und schleudert sie in die Haltlosigkeit und Unbestimmbarkeit, ja in die Irrationalität, und zerstört die Fähigkeit zur Gemeinschaft.
Stattdessen muß die Schule die allgemeine Sprache eines Volkes, einer Kultur in Verbindlichkeit vermitteln. Nicht mehr und nicht weniger. Darin sind schon alleine sämtliche weiteren "Gegenstände" enthalten. Das Individuelle kann keine Schule der Welt "lehren", niemals direkt "bewirken", dort hat es nur Platz als unbedingte Reserve des letzthinnigen, ja heiligen Respekts. Dort endet Schule, die bestenfalls noch sich in der Pubertät allmählich zeigende Neigungs- und Identitätsfelder durch entsprechende Schultypen (auch hier: die Bedeutung von Schulidentitäten als lediglich etwas spezifischer Allgemeines, etwa im Stand!) besser unterfüttern kann. (Wozu selbstverständlich auch die Praxis der Religion gehört, denn der Mensch ist seinem Wesen nach religiös, und zwar: zuerst religiös. Was heute als "Bekenntnis" angesprochen wird, ist lediglich die letzte Stufe in der Heranbildung eines in der Vernunft verankerungsfähigken "Ich" als letzter Stufe der Menschwerdung auch im Geist, aus dem kindlich-traumhaften, erst nur unmittelbaren, symbolischen Welterfassen heraus, das dann im Sprechen und Denken seine Krone erhält, aber nicht schon die ganze Religion. Solche nicht habituell unterfütterte Religiosität wird stattdessen blitzschnell zur Ideologie.)
Aber nur wer die Sprache seines Volkes kennt, beherrscht, kennt die Gesetze des Daseins, auf denen seine eigene Existenz beruht, kennt die Kultur, in der er selbst atmet. Und nur der vermag auch dann dieses Denken durch sein Ich sukzessive zu individualisieren, zu präzisieren, weil jeder in einer ganz spezifischen Situation und Identität steht, die je älter er wird umso bedeutender wird. Damit kann er einmal besessene Sprache, die in der Wahrheit verankert ist, an der alle gleichermaßen teilhaben, immer besser dem Wirklichen einschmiegen, und damit auch sich selbst immer besser verstehen, besitzen, und handeln.
Liebe ist aber gerade das Bejahen des anderen
IN DISTANZ, und damit in seinem Sosein. Die Mutter gibt also die Sprache nicht
weiter, um zu manipulieren, sondern als natürliches Instrument, mit dem
das Kind allmählich in die Welt des Vaters, des Staates, der
Öffentlichkeit, seiner Individualität im erlernten und damit in der Anwendung beherrschten Selbstbesitz
hineinwächst - und so als Individuum besteht. Man nannte das einmal
"Erziehung", die zuerst ein Hineinführen in das Allgemeine bedeutet.
Es ist deshalb kein Zufall, daß die Ideologien stets vor
allem und zuerst nach den Frauen und Müttern, weil damit schon an der Wurzel nach der Erziehung
gegriffen haben. In ihrer Herauslösung aus ihrem Selbstsein - denn das
(auch bzw. prinzipiell ntologisch-hierarchische) Gefüge Mann und Frau
ist ein Gefüge des wechselseitigen Selbstwerdens, also
Individualisierens ALS Mann und ALS Frau - hat man Zugriff auf das
Denken der Kinder erhalten, und das heißt zuallererst: auf ihre Sprache.
Der man damit nämlich ihre Verankerung in der Autorität der Welt
genommen hat.
Was alleine der Umstand illustriert, daß es in Österreich ein weiblicher Bildungsminister
(Gehrer; Anm.) war, der (noch vor Deutschland!) diensteifrig (und
völlig ahnungslos) sogar schon die erste Stufe der Rechtschreibreform in
den Schulen implementiert hat. Noch dazu: ein Minister der per
Gründungsimpuls "christlich-sozialen" Partei ÖVP, die geistig
substanzlos geworden schon seit Jahrzehnten den Büttel linker
Gesellschaftspolitik spielt. Daß die Kirche dazu geschwiegen hat, muß
gar nicht mehr extra erwähnt werden. Sie hat schon lange Wichtigeres zu
tun als sich mit der Basis des Erkennens zu befassen.
Nun noch ein paar Sätze aus besagtem Artikel.
Ausgerechnet die Kultusminister haben Schülern gegenüber mit
langfristigem Erfolg den Eindruck vermittelt, Orthographie sei weniger
wichtig, Zeichensetzung weitgehend dem eigenen Stilempfinden überlassen.
Inzwischen werden sie die Geister, die sie riefen, nicht mehr los und
müssen feststellen, dass Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht einmal
die kulturellen Standardtechniken beherrschen.
Die Rechtschreibreform hat ausgerechnet in einer Zeit, in der
Gleichmacherei ohnehin auf allen Ebenen eingesetzt hat, zu einer
sinnentstellenden Entdifferenzierung der Sprache geführt. Das gilt in
besonderem Maße für die Getrennt- und Zusammenschreibung. Viele der
feinen Unterschiede sind geradezu sprachlich und gedanklich planiert
worden.
Und,
so nebenbei, auch hier ist das Ergebnis der Maßnahme das Gegenteil des
vorgeblich Intendierten, ein heute längst allgemein gewordenes Gesetz
politischen Handelns, was außerdem bestätigt was gesagt wird: daß
Sprache an Wahrheit rückgebunden sein muß, daß jede Ideologie zu
allererst also eine Vergewaltigung der Sprache ist und nur "Scheinlogik"
produziert, die nicht der ontologischen Wirklichkeit der Welt
entspricht.
Den heutigen Zustand wird man ohne Übertreibung als sichtbares
Schreibchaos charakterisieren können. Das offenbart spätestens der Blick
in Internetforen. Wer nicht zum Umlernen gezwungen war, hat zumindest
in seinem privaten Schriftverkehr die bewährte Rechtschreibung
beibehalten. In den Schulen werden die neuen Regeln gebimst, aber es
dürfte kaum einen erfahrenen Lehrer geben, der behaupten würde, sie
hätten das Schreibenlernen vereinfacht. Und seit wann ist es Aufgabe der
Kultusbürokratie und der Schule, den Kindern vorzugaukeln, dass Lernen
einfach und ohne Anstrengung zu bewältigen sei. Es handelt sich dabei
wohl eher um einen pseudopädagogisch verbrämten Betrug und um
Sprachideologie. Denn ursprünglich stand hinter der Reform eine kleine
Gruppe von Linguisten aus Ost und West um den Siegener Germanisten
Gerhard Augst, die selbst die damals geltende Rechtschreibung, die
regelmäßig durch neue Dudenauflagen verwässert wurde, als „elaborierten
Code“ zur Unterdrückung breiter Volksschichten sahen und die
Sprachgemeinschaft aus dem Joch der Regeln befreien wollen. Aber das
Gegenteil ist eingetreten. Das sprachliche Unvermögen vieler
Bildungsferner hat die Rechtschreibreform nicht etwa bemäntelt, sondern
noch greller vor Augen geführt.
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