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Sonntag, 14. August 2016

Denken ist ein sittlicher Akt

Die "Einführung in die Philosophie" von Karl Jaspers - von diesem selbst vorgetragen - ist als Ganzes sehr zu empfehlen. Denn Denken braucht Systematik, Denken ist weit mehr als bloßes Assemblieren von passenden, nützlichen Formulierungen. Erst in einem Überblick - als Philosophiegeschichte, als eine der zahlreichen (guten) Einführungen in die Philosophie selbst - wird überhaupt klar, was Denken sein kann und ist. Wir klar, daß aus der Philosohie alles weitere Denken erwuchs, jede Teilwissenschaft, jede Technik. 

Die Jasper'sche Einführung gibt es in 7 Teilen auf Youtube abzurufen. Der 2. Teil ist dabei ganz besonders zu empfehlen. Ja, er verlangt gewisse Anstrengung im Mitdenken. Denn Denken gibt es eben nicht ohne Anstrengung - ohne Sittlichkeit als Öffnung auf das Objektive des Seins hin. Das ist nicht konsumierbar, als holte man eine Limo vom Würstelstand. Aber dafür kann es Gewinn bringen, indem erst im Denken - im wirklichen Denken - das Leben aus dem Traum erwacht, um in den Geist und die Geschichtlichkeit zu steigen. Wäre das nicht ein Ziel im Sommerurlaub, das zu einer wirklichen Muße führt, die kein Urlaubserlebnis so leicht übertreffen kann?

Nicht, weil man einen "Nutzen", eine Anwendbarkeit daraus gewinnen kann seien solche Lehrer empfohlen. Nicht als "Methode", sondern weil sie einen an der Hand nehmen und zu jenem Denken führen, das über lange Lehrjahre schließlich originär werden kann, weil man sein Leben wirklich aus originärem Denken zu durchdringen vermag, und sich somit selbst - sein Leben! - gewinnt. Erst auf der Basis eines wachsenden Selbstbesitzes, einer wachsenden Durchdringung der eigenen Lebensgrundlagen hat dann auch Kritik an Zeitzuständen Sinn. Erst so läßt sich Sinn von Vereinzeltem nämlich erfassen. Und alles, buchstäblich alles ist eine Sinnfrage - eine Frage des logos.







*180616*