Teil 2) Wer soll an einen wirkungslosen Gott glauben?
Die Jugend verweigert ohnehin längst. Denn Kinder und Jugendliche sind bekanntermaßen beinhart in einem Realismus, den man als Erwachsener gut beobachten (wenn auch nicht einfach direkt als relevant betrachten) sollte. Wer mit heutigen jungen Menschen spricht, wer deren völlige Ignoranz feststellt, die nicht einmal mehr in ablehnender Haltung besteht, sondern denen die Kirche einfach gleichgültig ist, und zwar wirklich gleichgültig, macht sich da keine Illusionen. Und der VdZ kann alleine auf zahlreiche persönliche Begegnungen hinweisen, in dem ihm junge Menschen aus ihrer Erfahrung als Kinder und Jugendliche IN DER KIRCHE genau das gesagt haben - sie halten die Kirche nicht für relevant, und zwar auch und gerade in religiösen Angelegenheiten. Die haben auch nicht unbedingt "gegen" die Kirche. Sie interesseert sie einfach nicht.
Und
sie wüßten auch nicht, warum sie sie interessieren sollte. Irgendwelche
noch vorhandene "irgendwie religiöse Bedürfnisse", als Bezug zu einem
doch geheimnisvoll Geahntem, nein, sogar Gewußten oder Ersehnten
"irgendwas-Gott" (Energie, Kraft, Höheres Wesen, wie auch immer das
genannt wird) werden reichsens bedient. Angebote warten um jede Ecke,
und sie sind anerkannt, veräßlich, verfügbar und wohlfeil. Man kann, ja
man muß wohl auch darin ein Indiz für die hier aufgestellte These
finden.
Bei
Erwachsenen ist es nicht anders, und wie gesagt: Genau bei jenen
Erwachsenen, denen noch ein höherer Grad an gesundem Hausverstand und
Vernünftigkeit zugeschrieben werden kann. Es sind die Freien Stände vor
allem, die Menschen mit klarem Kopf, die Realisten, die er Kirche in
Scharen davongelaufen sind, es sind die die in tiefer
Vernunftbezogenheit aus Realitätssinn sagen: Da muß ich ja einen Vogel
haben ...**
Und
damit hat auch die Wahrheit selbst keine Funktion mehr. Sie wird und
wurde als impotent erfahren. Man beginnt das klare Denken abzulehnen, es
für welt-irrelevant zu halten, es als lebensfeindlichen Störfaktor zu
sehen. Und um die allgemeine Fähigkeit zu denken ist es heute
katastrophal bestellt.
Stattdessen hat - schon lange vorbereitet, nun immer offener zutage tretend, von einer Renaissance gewisser Hollywood-Unterhaltungsprodukte einer "neuen Glücklichkeit der Bescheidung und willkürlicher, einfach nur noch gefühliger Familialität freier Entscheidung" begleiteter - eine außerordentlich pragmatische, einfach alles faktisch Brauchbare einbindende Weisheitsrede eingesetzt, über die hier schon mehrfach geschrieben wurde. Ein Ersatzdenken, das den Vorteil hat, so brauchbar zu sein, weil es keine strengen denkerischen Grenzen kennt, an die es sich zu halten gäbe.
Stattdessen hat - schon lange vorbereitet, nun immer offener zutage tretend, von einer Renaissance gewisser Hollywood-Unterhaltungsprodukte einer "neuen Glücklichkeit der Bescheidung und willkürlicher, einfach nur noch gefühliger Familialität freier Entscheidung" begleiteter - eine außerordentlich pragmatische, einfach alles faktisch Brauchbare einbindende Weisheitsrede eingesetzt, über die hier schon mehrfach geschrieben wurde. Ein Ersatzdenken, das den Vorteil hat, so brauchbar zu sein, weil es keine strengen denkerischen Grenzen kennt, an die es sich zu halten gäbe.
Neu
ist das hier Angerissene nicht unbedingt. Neu ist nur, die
Zusammenhänge zur sogar globalen Kulturstimmung herzustellen,die sich
anderswo ja schon viel länger aus einem zerstörten Kult speist (man
denke nur an die protestantischen Strömungen und Kirchen).
Neu
ist, die Ursache für das praktische Verdunsten von Gott aus dem Denken
der Menschen, sein Verschwinden als Faktor des Geistes in der
allgemeinen, im alltäglichen Leben stattfindenden Suche nach Glück, sein
Ersetzen durch Erlebensqualitäten, neu ist also, daß die Ursache dafür
in einem der Liturgieentstaltung seit den frühen 1970ern zu suchen ist.
Nach deren praktischer Durchsetzung mit ihren faktischen Ergebnissen
sich die Rolle der Kirche im Leben der Menschen exponentiell aufzulösen
begann. Und aus diesem Erleben heraus hat sich die geistige Landschaft
der Menschen - als Zurückweisen des logos, in neuer
Schuldbewältigungsstrategie - komplett, nein sogar fundamental
umgebaut.
Denn
wenn es heißt, daß Kultur im Kult gründet, so ist das ja keine
frömmelnde These, sondern ein aus der Praxis sich ergebender, realer
Zusammenhang. Lex orandi - lex credendi. So, wie der Mensch betet, so glaubt und damit denkt er. Denn allem Denken geht ein Glaube voraus.
Aber
wer bitte sollte an einen Gott, der überhaupt nicht mehr wirksam ist,
der im Kult gar nicht mehr erlebbar, erfahrbar ist ("Die Kirche spielt
sich die Häuser leer," meinte ein keineswegs dummer und schlechter oder
kirchenferner Regisseur einmal zum VdZ, und er meinte GENAU diese
Erfahrbarkeit), wer also bitte sollte mit so einem Gott in seinem Leben
real rechnen? Ja, ist denn nicht der Begriff Gott mit Macht und
Wirklichkeit und Wirksamkeit unlösbar verbunden? Wenn also dieser von
der Kirche verkündete und behauptete Gott eigentlich nur noch eine
hysterische Behauptung ist, hinter der nur für den Realität steht, der
eigentlich schon längst keine Realität mehr zur Kenntnis nimmt, dann
kann das gar kein Gott sein.
Morgen Teil 3) Gott in der Welt - auf einer neuen Stufe
*100516*