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Mittwoch, 17. August 2016

Die Linke kämpft um ihr Leben

Im Jänner 2016 lief die im Video abgebildete Diskussion im Europäischen Parlament in Straßburg. Sie ist wirklich sehenswert. Denn hier sollte über Polen gerichtet werden, das in seiner letzten Wahl eine Partei an die Macht gewählt hat, die grosso modo in die "Rechte Bewegung" einzuordnen ist, die derzeit ganz Europa erfaßt zu haben scheint. Die Debatte bringt vieles auf den Punkt.

Die Linke hat nie "Demokratie" gemeint. Ihr war - der Gründungsintention folgend - das demokratische Instrumentarium lediglich Instrument, an die Macht zu gelangen. Darin hat sie sich deshalb verspekuliert, weil die Annahme, daß die Schichte der Arbeiter proletarisiert ist und automatisch die Linke wählen würde, denn sie sei aus den unausweichlichen Geschichtsabläufen heraus (nach hegelianisch-marxistischer Dialektik) die Macht der Zukunft. Das ist nicht aufgegangen. 

Also hat die Linke überlegt, warum das so sei. Und ist (in der Frankfurter Schule) draufgekommen, daß es einen Faktor gibt, den man völlig unterschätzt hat, die Kultur. Jenes Gefüge, das das Leben der Menschen bestimmt und ihnen den Rahmen vorgibt wie der Rahmen ist, den sie mitbestimmen. Allen voran die Familie hat eine Kultur Kontinuitätslinien, die sich nicht einfach neu bestimmen lassen. Also muß man sich auf diese Beharrlichkeitsmomente stürzen, will man eine Gesellschaft zu neuen Formen revolutionieren.  Und hat sich folgerichtig auf auf das, was eine Kultur ausmacht - seine Institutionen. Erst so läßt sich ein Volk bestimmen. 

Und das ist auch gelungen: Seit Jahrzehnten hat die Linke sämtliche kulturellen Institutionen (beginnend von der Familie) mit einer Brutalität destruiert, die sehenswert ist. Sie hat sich dabei über alles hinweggesetzt, was Europa bisher bestimmt hat, und dabei (in aufklärerischer Tradition) die Tatsache ausgenutzt, daß das Eigentliche "nicht sichtbar" ist. Daß das Gute selbstverständlich und weitgehend unbewußt  - weil eben nicht "konstruiert" - ist. Auf der Grundlage einer aus historischen Entwicklungen zutiefst in dieser Selbstverständlichkeit geschwächten Kultur hatte sie leichtes Spiel. Und sie stürzte sich zuerst (!) auf die Hoheit über die Moral, über das, was denn "gut" überhaupt ist. Denn wenn das Ziel feststeht, ist jeder Weg dazu unausweichlich.* Das hat sie mit ungeheurem Populismus auch erreicht, die Medien lieferten dazu ganz neue Möglichkeiten.**

Aber wieder hat sie die Wirklichkeit unterschätzt. Denn zwar braucht so eine Gegenbewegung - die eine Gegenbewegung des Seins selbst ist! - lange, ehe sie sich konstituiert, zwar hat sie enorme Schwierigkeiten, einen Disput auf derselben diskursiven Ebene zu führen wie die Skepsis (denn nichts ist schwieriger zu entkräften wie reduktive Simplifizierungen), entsprechend amorph und theoretisch verworren, unausgegoren ist die Gegenbewegung, aber sie ist eine Gegenbewegung gegen "die Linke". Die es aber schon geschafft hat, das System selbst nicht nur zu durchdringen, sondern es als "gut" zu etablieren. Sodaß jede Opposition (die eine solche überhaupt ist) nun als "böse" dargestellt werden kann, und deshalb lange braucht, um sich von dieser Zusprechung freizumachen. 

Der Linken gelang, eine neue Moral zu etablieren, und damit gelang es ihr, die Eliten an sich zu ziehen, bis diese ein geschlossenes System wurde, das von dieser Moral eingehegt war. Die POLITICAL CORRECTNESS formierte sich. Je größer ihre Macht wurde, desto klarer bekam die Linke damit die Eliteauswahlmechanismen in die Hand. Bis sie endgültig die Schlüssel dazu in der Hand hatte. Wer heute nicht links ist, hat so gut wie keine Chance, egal auf welcher Ebene, ins Establishment aufzusteigen. Wozu sich verschiedenste Larven anbieten, die auf die unterschiedlichen Gemütslagen Rücksicht nehmen, aber in ihrer Grundbewegung links sind - wie der Liberalismus.

Praktisch sämtliche etablierten Klassen in Politik, Kunst, Religion, die allesamt ohne es zu wissen links geworden sind, stehen gegen diese ontologisch nie zu beseitigende, unausweichlich bestehende Opposition. Darüber kann kein Abstimmungsergebnis der Welt hinwegtäuschen. Denn die weltanschaulichen Fundamente der Linken sind ist gegen das gesunde, normale Geschehen gerichtet. 

Die Linke aber hat das reale System bestimmt, das ein Volk in seinem Gesamtgefüge wie damit in seiner Bedeutung für den Einzelnen bestimmt. Denn Gewissen braucht "Allgemeinheit", "Autorität", das "Allgemeine", weil sein Bezug das "Normale", das "Natürliche" ist. Der Mensch weiß, daß der Wille des Seins selbst - Gottes (und kein Mensch ist nicht auf Gott bezogen, er weiß es nur oft  nicht) -  das ist, was ihn bestimmt, jene Hand ist, in der auch sein Leben liegt.  

Deshalb hat die Linke langfristig keine Chance. Sie sieht sich einer Opposition gegenüber, die selbst dann noch bleibt, wenn sich im Außen nur ein einziger Gegner zeigt, ja selbst wenn es keinen identifizierbaren Gegner mehr gäbe - sie sähe ihn in allem, was "ist". (Die Linke tobt historisch erkennbar immer dann am wütendsten, wenn sie eigentlich kaum noch erkennbare Gegner hat.) Denn diese Opposition ist eine des Seins - gegen die Nichtung. Das macht die Linke immer totalitärer. Und doch muß sie scheitern.

Aber die Menschen wurden damit auch im Stich gelassen. Und zwar von jener Elite, an die sie ontolgoisch einerseits gebunden ist, die sie aber anderseits verraten hat und von der Natur wegführt. Vorherzusagen, wie es der VdZ hier oft und oft tat, daß die Zukunft eine "Diktatur der Rechten" sein wird, ist deshalb nicht schwer. Denn es ist das Sein selbst, das sich irgendwann zurückmeldet, und das tut es spätestens dann, wenn das Scheitern der Linken offensichtlich wird, irgendeinen unveräußerlichen Lebensbereich anrührt. Das ist mit dieser 2015 einbrechenden Flüchtlingsfrage endgültig passiert, in der die Menschen erstmals die Bedrohung ihrer Lebenswelt handgreiflich so erfahren haben, daß sie Ursache-Wirkungsverhältnisse erstmals klar identifizieren konnten. 

Auf der Grundlage einer theoretisch aber unklaren, vom Normalbürger auch kaum zu klärenden weltanschaulich-philosophischen Grundlage kann eine solche Bewegung nur in Irrationalitäten abdriften. Deshalb kann sich eine politische Formierung dieser Opposition (als neue Referenz auf das Sein) nur über politische Institutionalisierungen ("Parteien") artikulieren, die von den Bürgern "verstanden" werden - sich also auf Phänomene, auf Vergegenständlichungen, auf sichtbare Ursache-Wirkungsverhältnisse beziehen. Das kann nur eine Diktatur leisten, weil die Verparteiisierung nur über abstraktive, zweitwirkliche Mechanismen funktioniert.

Bis die heutigen "Rechten" das aber begreifen, wird noch einige Zeit verstreichen. Denn noch versuchen sie es auf dem herkömmlichen "demokratischen" Weg. Umso mehr bräuchte die Rechte Kräfte, die geistig in der Lage wären, sie mit Substanz zu füllen - und man muß hier vor allem die Kirche nennen, denn die "Rechte" in Europa ist in ihrem Fundament RELIGIÖS (nach traditioneller Art). Leider passiert das genaue Gegenteil. Der Klerus ist bereits zu sehr korrumpiert und hat sich fast geschlossen auf die Seite der Linken gestellt, so eifrig er das oft auch zu verschleiern versucht. Er beschleunigt damit die De-Rationalisierung (und Esoterisierung) der Rechten, weil er ihnen ihre angestammte Heimat verweigert. Dieser Zynismus - und der Klerus ist zynisch bis zur Unerträglichkeit - stürzt Europa in eine vielleicht wirklich ultimative Tragödie.

Die Linke tut aber alles, um diesen Läuterungsprozeß der Rechten zu beschleunigen. Wie dieses Video zeigt. Indem sie sich nun offenbart: daß es ihr gar nie um die Demokratie ging. Sondern um die Etablierung ihres Systems der Herrschaft der ewigen Seinsfeindschaft.











*Man denke nur an den in den 1970ern aufgekommen spruch - der VdZ hat es überall erlebt - daß der Kommunismus zwar in der Praxis versagt habe, aber als Idee gut sei. Denn genau das stimmt nicht - er versagt in der Praxis, weil seine Idee falsch ist.

**Man denke nur an die Wirkung der Photographie, des Fernsehens, an die Naivität, mit der der normale Bürger darauf reagiert, der Photographie für "Wahrheit" hält weil er nicht weiß, daß Photographie nur auf eine Idee referieren kann - man sieht, was man sehen will, man zeigt mit Bildern, was man sagen will. Die Wirklichkeit ist eine ganz andere Frage. 2011 hat der VdZ als Dozent an einer Filmschule wahrlich gestaunt, mit welcher Überzeugung die Studenden der Meinung waren, daß das Aufstellen von Kameras afu der ganzen Welt in Verbindung mit dem Internet "die Wahrheit über die Welt" unausweichlich ans Tageslicht bringen würde. So, war die Meinung, würde der Desinformation der Medien vorgebeugt.





*020716*