Man kann den Entwicklungen in der Türkei durchaus Sympathie entgegenbringen. Ja, der VdZ neigt tatsächlich zur Meinung, daß Erdogan die Türken "zu sich selbst" zurückbringt. Umso klarer aber wird, daß die Türkei eben nicht agendländischer Natur ist. Denn alles, was "europäisch" identifiziert wird, wird selbst von maßgeblichen Stimmen in der Türkei als gegen das Wesen der Türken selbst klassifiziert. Warum kann man es nicht dabei belassen? Bei einer Freundschaft - gerade unter prinzipiell so Verschiedenen?
Es ist doch ungeheurer, ja abstoßender Chauvinismus zu meinen, die Türken sollten europäisiert werden! Denn was die westliche Lebensweise auf jeden Fall bringt ist eine Entwurzelung, ja Entselbstung, Entstalgung, Hineinwurf in rein technische, die Fülle des Lebens unerträglich reduzierende, lächerlich die Ganzheit der Welt simplifizierende Abläufe, die angeblich gelungenes Leben sein sollen. Deren Konsequenzen den Europäern gerade in den letzten Jahren so sichtbar vor Augen geführt wurde und wird. Wie verwirrt muß man sein, um einer Gesellschaft "Liberalität" - und das heißt in jedem Fall und untrennbar: Gesichtslosigkeit, Schwäche des Eigenen - zu wünschen. Weil man glaubt, daß das Bedienen eines iPhone und die Führung eines Twitterkontos Merkmal von Kultur sei?
Feindschaft, schreibt Carl Schmitt einmal, gibt es nur unter Brüdern. Nur Brüder kämpfen um dasselbe, nur Brüder erkennen im anderen den Konkurrenten, weil er ihnen ähnlich ist. Das Fremde, das mit mir nicht Vereinbare, das worin ich nicht bin, kann gar kein Feind sein. Es ist nur nicht "ich". Es ist unerkennbar. Die Menschheitsgeschichte beginnt beim Brudermord Kains an Abel!
*020716*