Teil 3) Gott in der Welt - auf einer neuen Stufe
Wenn es einen Grund gibt, warum sich die Kirche derartig mächtig und prächtig entwickeln konnte dann lag der ja genau darin: In der Erfahrung einer Mächtigkeit im Leben! Im ganz eigenen Leben, durch reale Veränderungskraft - weil es hier um einen tatsächlich real anwesenden Gott geht, der im Kult real eingreift, real auch einen selbst gestaltet - "rhythmisiert", um es banal auszudrücken. Im Pharmakon des Kults, im Sakrament, in dem Gott selbst real eingreift.
Aber
nun muß ich nach einer Wahrheit und Weisheit suchen, die ohne all das
auskommt, was mit so einem Gott verbunden ist. Dann suche ich nach einer
Weisheit, die mangels vorhandener Transzendenz das Heil nur noch in
einem irdischen Glück sucht, dem ich durch "Werte" (an deren
Ehrenhaftigkeit an sich ja niemand zweifeln kann: Liebe,
Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft, Nicht-Diskriminierung,
Anti-Rassismus, Gleichberechtigung, Weltrettung, Klimarettung,
Umweltrettung ... es funktioniert auch ohne die Religion der political correctness,
in Heimatliebe, Volksliebe, Familienliebe traditioneller Form, ja sogar
mit Liturgie-Strenge als museale Starre, auch das ist möglich und gibt
es ...) auch moralische, ja religiöse Höhe zuerkenne. Die wie in der
political correctness längst die Form einer institutionalisierten
Religion angenommen hat, mit Wertegerüsten zum einen, vor allem aber mit
institutionalisierter Autorisierungsstruktur und damit
identitätsstiftender, -verleihender Kraft - sie kann, was ein Gott kann)
Neu
ist aber auch - wenigstens für so manchen - zu sehen, wie diese
Depotenzierung Gottes in einer entstalteten Liturgie (dazu gehört auch
eine willkürlich gestaltete, die schon deshalb keine Gotteserfahrung
tragen kann - Willkür und Transzendenz schließen sich aus) eine ganze
geistige Landschaft binnen einer Generation völlig umbauen kann, weil
sie die Spannung zum logos abschafft, die zuvor noch immer viel
zusammenhielt. Der man aber dann ihre Substanz entzogen hat.
Die eine Kulturstimmung bewirkt hat, die in der heute jungen Generation endgültig eine geschlossene, vollendete, sich bereits abrundende Realität angenommen hat. Eine neue Stufe der Entwicklung, weil - eine gefestigte Stufe mit allen Absicherungsmechanismen, die eine Kulturstufe eben hat. Die Weisheit der heutigen "Weisen" - Jungen wie Älteren (es ist gerade die Generation um die 60, an der es ebenfalls so deutlich auffällt) - ist von völlig anderer Natur als die aller Vorfahren. Sie ist purer Pragmatismus und bedeutet einen Kulturbruch ungeheuren Ausmaßes.
Die eine Kulturstimmung bewirkt hat, die in der heute jungen Generation endgültig eine geschlossene, vollendete, sich bereits abrundende Realität angenommen hat. Eine neue Stufe der Entwicklung, weil - eine gefestigte Stufe mit allen Absicherungsmechanismen, die eine Kulturstufe eben hat. Die Weisheit der heutigen "Weisen" - Jungen wie Älteren (es ist gerade die Generation um die 60, an der es ebenfalls so deutlich auffällt) - ist von völlig anderer Natur als die aller Vorfahren. Sie ist purer Pragmatismus und bedeutet einen Kulturbruch ungeheuren Ausmaßes.
Einer
Generation, mit weit ausholenden Händen alles, und zwar wirklich alles
begrüßt, was Macht und Wirklichkeit und Glück (als Heil) und
Seligkeitserfahrung und Schuldvergebung und Moralität und Heiligkeit
verspricht. Bei Gläubigen wie bei Heilsvermittlern, Propheten, Künstlern
und Priestern. Samt Selbstperfektionierung in Nahrungsneurotik und natürlich, ja natürlich Gesundheit, sowie der nach Selbstentwurf gekofferten Kuschelmuschioperation. Ein Organismus, dem längst alles zur Allergie wurde, ihn selbst eingeschlossen, der mit Bekämpfungsmilitär auf alles reagiert, was dieser Perfektionierung nicht genügt, Raucher, Rechte, Riesenbäuche, Rinderfilets und Runkelnasen eingeschlossen, je nach Ausschlag eines wahnwitzigen Oszillographen.***
Eine Weltwelt, die tatsächlich ohne Gott auskommt, weil sie sich in neuartiger technischer Geschlossenheit und Lückenlosigkeit ... selbst als Welt erhalten kann, die sie sogar retten und heilmachen kann, und die ihre Teufel kennt, bekämpft, eliminiert, zumindest - besiegt.
Eine Weltwelt, die tatsächlich ohne Gott auskommt, weil sie sich in neuartiger technischer Geschlossenheit und Lückenlosigkeit ... selbst als Welt erhalten kann, die sie sogar retten und heilmachen kann, und die ihre Teufel kennt, bekämpft, eliminiert, zumindest - besiegt.
Was wäre mehr wie Gott?
*Der
VdZ hat es ja schon erzählt: Als er vor Jahren keine andere
Sonntagsmesse besuchen konnte als die in einer bestimmten
Stadtpfarrkirche, die sich durch besondere "Kreativität" in der
Meßgestaltung auszeichnete, stahl er sich regelmäßig nach dem
Schlußsegen über Seitengassen davon. Niemand sollte ihn sehen. Denn wer
DAS erlebt hatte, konnte unmöglich noch glauben, daß wer daran teilnahm
noch einen Funken von jenem Verstand hätte, den man dem VdZ doch sonst
zuschrieb. Dem konnte man nicht vertrauen.
**Es
kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen, daß - würde man es
einmal konkreter untersuchen - statistisch eine klare Korelation
zwischen Gestaltungsgrad des Kultes und Teilnahmeintensität und -treue
erkennbar ist. Ausnahmen, in denen "Halleluja-Tempel" mit besonders
"kreativer Stunde" eine schon besonders hysterisierte Sondergruppe
herangezüchtet hat, sind keineswegs Ausnahmen, sondern sogar Belege,
weil dort eben Wirklichkeit gesucht, aber durch Simulation ersetzt wird.
Umgekehrt freilich - neue Schichten zu traditionell gestaltetem Kult
heranzuerziehen - ist es enorm schwierig geworden. Denn in der benannten
Kulturstimmung ist für Gottes Wirklichkeit gar keine
Wahrnehmungsbereitschaft mehr enthalten, denn sie erforderte eine
Bereitschaft Spannung auszuhalten, die schwer fällt.
***Natürlich muß das alles krachend einstürzen, und das tut es ja auch immer, aber man sieht es halt nie im Ganzen, weil das wäre nur dem Denken möglich. Also muß es äußere Feinde geben, Todfeinde, die das Paradies gefährden. Andersdenkende genauso, wie diese nichtsnutzige Mama, der man die wenig puffigen Hutznuckel samt Zellulite mit 24 verdankt, während man sich alles Gute selbst erarbeitet hat.
***Natürlich muß das alles krachend einstürzen, und das tut es ja auch immer, aber man sieht es halt nie im Ganzen, weil das wäre nur dem Denken möglich. Also muß es äußere Feinde geben, Todfeinde, die das Paradies gefährden. Andersdenkende genauso, wie diese nichtsnutzige Mama, der man die wenig puffigen Hutznuckel samt Zellulite mit 24 verdankt, während man sich alles Gute selbst erarbeitet hat.
*100516*