Spätestens jetzt sind wir an dem Punkt, wo es möglich und notwendig ist, einen weiteren, ja einen entscheidenden Zusammenhang aufzuzeigen. In Ausführungen, die sich in so einigen der letzten Blog-Einträge weitergeführt und präzisiert haben, die von der "Zweiten Weisheit", der Welt des Praktischen vs. Welt des Theoretischen, Geistigen handeln. Einmal wurde es bereits angerissen, hie rwird es weiter ausgeführt.
Denn diese in der Kirche schon lange vorbereitete und nunmehr etablierte "Zweite Weisheit" in einer Pastoral, die sich an Wahrheit bestenfalls noch "orientiert", aber im Grunde nachreiht, hat einen ganz klare Genese, und damit einen Ausgangspunkt, der über persönliche Schuld weit hinausreicht, der viel bedeutender noch ist.
Er lautet da: Liturgiereform von 1970, und der Folge daraus, die in einer praktisch (bis auf wenige Ausnahmen) weitgehend völlig verwüsteten liturgischen Praxis besteht.
Über die Liturgie und deren "Reform" seither wurde schon viel gesagt und geschrieben, darauf muß hier nicht eingegangen werden. Eingegangen wird hier auf eine ganz andere Seite, die der VdZ noch gar nicht rezipiert fand. Und deren Folge mit "Zweiter Wirklichkeit" zu bezeichnen ist. Und die sich mit vielen Indizien belegen läßt, die sogar erst unter diesem Licht ein Gesamtbild und damit Indizienhaftigkeit ergeben.
Denn in der nunmehr und seit den frühen 1970er Jahren real und faktisch stattfindenden Liturgie war vor allem eines zu erleben: Eine immer deutlicher erlebbare, freilich aus Gründen eines eigenen Denkverbots gerade der Gutmeinenden, der Gottesdienstbesucher also, der "treuen" Katholiken stattfindenden Wahrnehmungsverweigerung (als Neurotisierung des Denkens), UNWIRKSAMKEIT DER WIRKLICHKEIT DES GEISTES. Eine Unwirksamkeit, eine reale Weltirrelevanz Gottes also.
Begleitet war und ist dies von einem Erleben einer Impotenz, einer Unwirksamkeit auch des Klerus, der Priester. Mit fatalen Folgen, und der Neid, die Ohnmacht, die Aushöhlung der eigenen identität, die Gier mit der sich Priester auf alle möglichen Aufgaben stürzten, die gar nicht die ihren sind, von der Politik (und sei es: Kirchenpolitik) bis zu Psychotherapie, sofern sie nicht überhaupt eine Weltverwirklichung etwa in Form von eheähnlichen Ausflügen oder Laisierungen suchten, hat einen ganzen Rattenschwanz weiterer Wirkungen nachgezogen. Samt neuer Varianten des Karrierismus, die ihre Orientierung bei denjenigen suchten, von denen Priester überhaupt noch etwas erwarten, weil Wirklichkeit haben: den Menschen, den Schäfchen, den "Pastoralobjekten", den Gläubigen. Durch Anbiederung, durch Buhlen um Zuerkennung eines Platzes, durch Nachgiebigkeit, durch Verkaufen und Feilbieten des "Familiensilbers" in Form der Traditionen und Glaubensschätze der Kirche, durch einfach alles, das sie beliebt halten könnte, damit sie doch noch einen Platz behalten, auch wenn sie keinen Sinn mehr erkennen. Denn selbst die theologischen, sachlichen Inhalte, die sie zu vermitteln hätten, sind ihnen längst selbst entfleucht, sie verhalten sich nicht mehr danach.
Die geistigen Folgen sind nämlich weit schwerwiegender. Lex orandi - lex credendi, heißt es. So wie man betet, so glaubt man. Nachdem nun also in der Liturgie keine Wirklichkeit Gottes mehr zu erfahren war (und die Betonung liegt auf "Erfahrung"), verschwand Gott überhaupt aus dem Denken. Denn wer wäre so dumm, einen impotenten Gott in sein Leben einzubauen? Das wird dann bestenfalls zum Dekor für Feste, die immer noch in gewisser Tradition und erinnerter Stimmung stehen, als Familienfeste vor allem, und das führt zum Servicebetrieb Kirche, als Aufputz bei Taufen, Firmungen, Hochzeiten und zu Weihnachten und Ostern.
Entsprechend hat die Kirche auch alle (!) Schichten verloren, die einen geeichten Blick für das Wirkliche haben, weil schon berufsmäßig haben müssen.* (Der VdZ, der ja auch ein paar Jahre in Diözesandiensten gestanden war und viel sah, hat sich schon damals gewundert, warum man das so Offensichtliche noch nie bemerkt hat; ja gerade darüber hat man sich die pursten Illusionen gemacht.) Die Kirche hat alle jene Schichten verloren, die noch nicht ihren Hausverstand, ihre Vernunft bei der Türe abgegeben haben.
Natürlich hat sie auch jene Schichten verloren weil gar nicht mehr angesprochen, die ohnehin bereits lange kirchen- und glaubensfremd waren. Behalten hat sit nur jene Schichten, die - wie oben schon angedeutet - ein hohes Potential zu einer Wirklichkeitsausblendung hatte, die sich also immer schon ein Zweite Wirklichkeit besonders leicht gebildet (und eingebildet) haben, und das sind Menschen in geschützten Lebensbereichen ohne Wirklichkeitsrückschlag wie Beamte, Sozialarbeiter und natürlich ... Kirchenmitarbeiter. Im Gegenteil zeigen diese Schichten sogar "erhöhtes Interesse", wie es dieser Geistesverfaßtheit eben notwendig ist, worauf hier nicht eingegangen werden soll.
Morgen Teil 2) Wer soll an einen wirkungslosen Gott glauben?
*100516*