Dieses Blog durchsuchen

Montag, 12. Dezember 2016

Er ist einfach zu jung

Spätestens jetzt wird es peinlich, spätestens jetzt zeigt der österreichische Außenminister, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Und das ist das Weichholz der biegeweichen Pappel, die aber keinen Wald begründen kann. Wenn er nämlich verkündet, daß er keinesfalls eine Annäherung Österreich "an den Osten" gutheißt, sondern Österreich als Teil des Westens sehe, in Nähe zu Deutschland. 

Spätestens jetzt wird deutlich was es heißt, dieses fast wichtigste Ressort eines Staates, die Außenpolitik, einem Jugendlichen anzuvertrauen. Ein Ressort, daß in Österreich seit Jahrzehnten als lästiges Anhängsel der Innenpolitik behandelt wird, ohne seine fundamentale Bedeutung für einen Staat zu erkennen.

Wozu man diesmal - zuvor waren es Abgeschobene der Politik - einen Jungspund nahm, der kaum mehr als lustige Zeiterscheinungen bedienen konnte. Und dabei - dabei! - auch in seiner "harten" Linie gegenüber jüngste Zuwandererwellen auffiel.

Eine reifere Persönlichkeit mit Bildung wüßte aber zwei Dinge. Deren eines ist, daß Österreich als Teil Deutschlands seit 1867, als es von Preußen aus dem deutschen Bund hinausgedrängt wurde, weil die Kaiser müde waren, ihre Verantwortung gegenüber Deutschland wegwarfen (seither ist die Reichskrone vakant), nicht nur nicht mehr gelten kann, sondern eine Neubegründung seiner Identität im mitteleuropäischen Erbe suchen mußte und suchte. Das Kaisertum Österreich fundiert nominell in ... Ludomerien, in Südpolen und der Westukraine also. In Mitteleuropa, einem eigenen Kulturraum.

Und das ist es, was Grünspunde wie Kurz, die in einer Elterngeneration aufgewachsen sind, für die die Welt an Theiß, March, Leitha und Drau aufhörte, wo "der Osten", eine Erfindung der Propaganda der US-Westallianz im Kalten Krieg, begann. Mit einem Grenzland, das aufgrund der willkürlich niedergerissenen Organizität bis heute zum wirtschaftlichen Notstandsgebiet gehört und sich erst mit der allmählich wiedergefundenen Durchblutung in den geographischen Raum - Mitteleuropa - wieder zu fangen in Begriff ist. Aber was ist einem Wiener Wohlstandbuberl wie Sebastian Kurz schon Kärnten oder das Burgenland oder die Südsteiermark wert? Dünn besiedeltes, wirtschaftlich schwaches Gebiet. Wo sich doch die Disco in Wien und Berlin abspielt?

In Wahrheit kann eine (vom Deutschtum) klar abgrenzbare österreichische Identität, wenn es eine solche überhaupt gibt und jemals geben sollte, nur in Mitteleuropa bilden und anfangen. Und dieses Mitteleuropa ist GENAU das, was Kurz als "Osten" bezeichnet: Es sind die Staaten der Visegrad-Allianz. Ungarn, Polen, Tschechei, Slowakei, evtl. noch Teile Rumäniens und des Balkan, übergreifend in die Westteile der Ukraine. Diese Gebiete, diese Völker (denn darum handelt es sich hier), weisen kulturell klar spezifizierbare, jedem heutigen Touristen noch deutlich erkennbare Einheit auf. Und DAS war und ist die Sendung Österreichs: Mitteleuropa. Daß ein wurzelloser Niederländer wie der nunmehrige Präsident Österreichs davon keine Ahnung hat ist völlig logisch.

Jedes Engagement der Habsburger (als Erfinder eines Haus Österreich) als "Westeuropa" war nie mehr als ein Okkupationsversuch, und er ist historisch blutig und bitter gescheitert. Österreich hat sich über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende, zu einem eigenen Kulturraum entwickelt, versteht man es in seinem Einfluß, seiner Prägung - die Donau war dabei der Strom, der diese Kultur bildete und zusammenfügte, sie war es, die Wien zur prägenden weil ordnenden, Ordnung schaffenden Station eines Raumes für viele Millionen Menschen machte - als Herz Mitteleuropas. Sogar militärisch war Österreich nur in diesem Raum erfolgreich. 

Wann immer es meinte, seinen Blick nach Westen (und dem Südwesten) ausrichten zu müssen, hat es sich blutige Nasen geholt. Und diesen Raum konnte Wien tatsächlich ordnen, bis heute, hier konnte es sich gegen übermächtige Feinde (Türken!) behaupten, und diese Gebiete, von Krakau bis Belgrad, von Prag bis Temesvar, von Lemberg bis Triest, sind Wien bis heute zu Dankbarkeit verpflichtet, denn Wien war sein Kulturfundament. Und eiderdautz, dort ist immer noch hohe Sympathie für ein Kaisertum Österreich vorhanden (wie der VdZ erst heuer in einer Reise nach Schlesien überraschend festgestellt hat). TROTZ der vom Kalten Krieg bestimmten Identitätsforderungen aufoktroyierten Geschichtsversion. Woran sonst sollte sich Politik aber orientieren? An westlichen Traumtänzerbildern?

Kurz, der sich eigenen Angaben nach "blendend mit van der Bellen versteht", hat sich damit als das offenbart, was er zum einen immer war, und zum anderen als Teil einer Partei sein muß: Als zufällig gelungenes Täuschungsmanöver der ÖVP, das davon profitiert hat, daß die Außenpolitik äußerst populistisch auf "Migrationsabwehr" beschränkt werden konnte, weil das nun eben die dringendste Bedrohung war. Eine Falle, auf die das Bürgertum gerne hereingefallen ist, weil es mit Teilrichtigkeiten zu locken verstand und schon froh war, wenn das Allerdrängendste überhaupt einmal von der heutigen Politik bemerkt wurde. Und sich das Allerselbstverständlichste eines Staates - seine Grenzen zu wahren, zu behaupten - als Großtat honorierte, weil es von allen längst völlig im Stich gelassen wurde, es gar keine Politik mehr gibt, sondern nur noch hier social engineering, und dort billige Ablaufoptimierung nach fremden Gesetzen?

Wann begreift das Bürgertum endlich sich selbst? Wann begreift es, warum die Rotrotesten der Gegenwart, die Grünen, die die Grenzen zum Faschismus längst überschritten haben, die Söhne und vor allem Töchter aus ... Bürgerkreisen (und damit aus der ÖVP) sind? Die Grünen waren der genialste Spaltungspilz des Bürgertums, der der Kreisky-SPÖ einfallen hatte können. Einmal formal gegründet, mußte man nur noch die Hardcore-Bürgerlichen und Männer daraus entfernen (überall waren die Grünen im Anfang eine weltanschaulich neutrale, gemischte Allianz purer Umweltschützer, und überall wurden sie von bürgerlichen Männern gegründet), und schon hatte man das marxistische Vorfeld, das die Sozialdemokraten selbst nicht zu bilden wagten, um nicht vom konservativen Mehrheitsrest abgelehnt zu werden.

Und wann begreift das Bürgertum endlich, daß die heutigen "dringenden Probleme" (zu denen auch die Migrationskrise gehört) bewußt geschaffene Scheinkriege sind, die alle lückenlos beschäftigen sollen, während die wirklichen, die substantiellen Dinge ganz woanders laufen und von ganz woanders her bestimmt werden. Der heutige Bürger ist schon zufreiden unf fühlt sich "rechts" und "oppositionell", und die Linke hilft kräftig an diesem Theater mit, und jubelt den Politikern zu, wenn statt 100.000 nur 50.000 Zuwanderer pro Jahr OFFIZIELL nach Österreich kommen, und registriert nicht einmal, daß andere Regelungen - "Familiennachzug" - das Dreifache bedeuten, von dem nur komischerweise niemand mehr spricht, oder berichtet, der ganz heimlich still und leise passiert. Und läßt sich fangen, indem er als Begründung "christliche Werte" anzugeben animiert wird, die weder christlich sind, sondern links, noch in Wahrheit die Zerstörung der eigenen Identität beenden, sondern gerade weil sie "etwas wert geheißen werden" noch vorantreiben. Ein Irrenhaus, diese Gegenwart ...

Wie wenig aber der rosenbackige Jungspund Außenminister Kurz von Außenpolitik in ihrer Rolle für einen Staat auch überhaupt versteht, beweist er mit diesen aktuellen Statements, mit denen er sich wieder schön in die Linke Europas einkuschelt. In denen er sich als Epigone der Linken offenbart. Das lieber mit dem iPhone spielt und in deutschen Talkshows den Beau mimt, und dafür gestreichelt wird, als ernsthaft zu denken zu beginnen. Denn wenn sich Österreich nicht endlich an seiner historischen Sendung - MITTELEUROPA - besinnt, und das ist der Visegrad!, wird es von der Landkarte verschwinden, mangels Identität Anhängsel mächtiger Fremdstrudel werden weil bleiben, die nur einen Vorteil haben: Sie bieten Geilo-iPhones zu günstigen Preisen an, den Inbegriff von Wohlbefinden und Glück jener Jungen-Generation, der Sebastian Kurz eben angehört, während der Muezzin ruft. Daß der Visegrad derzeit Österreich als Mitglied ablehnt hat also sehr berechtigte Gründe - Österreich ist für eine historische Sendung einfach nicht reif. Es fehlt ihm an Männern. An Staatsmännern. Es ist ein Appendix und Nachkriecherelement des Westens, weil es keinen Mut zu einer Identität hat.

Oder hat der VdZ etwas überhört, gründet der Außenminister längst eine andere Initiative, die Österreich durch geschickte Mitteleuropapolitik wieder in die Lage versetzt, wirklich in Europa mitreden zu können, und nicht als Eleve das zu tun, was seit Jahrzehnten österreichische Regierungen tun - der deutschen Politik brav jedes Stöckchen zu apportieren, was sie in Österreich als "Mitbestimmen" deklarieren - was für eine Schande, was für eine Lächerlichkeit!

Zeigt nicht die ganz konkrete Politik des Jahres 2016 schon erstmals, was für Kraft dieser Visegrad aufbringt, der sich effektiv gegen die Deutsch-Westallianz wehrte, die ihre Fehler in der Migrationsrfrage auf die gesamte EU abschieben wollte? Und wer weiß, wo Europa in der Ukraine-Frage stünde, gäbe es nicht mäßigende. realistische Stimmen aus dem Visegrad? Der im übrigen - anders als ganz Resteuropa - seit Jahren wirtschaftlich beachtliche Wachstumsraten aufweist, das nur nebenbei. Und man mag es mögen oder nicht, aber wer in Mittelruopa lebt (wie der VdZ seit 9 Jahren) staunt darüber, daß viele Bereiche dort bereits moderner, besser organisiert sind als in Resteuropa, und mit einer liebenswerten Zurückgebliebenheit und Eigenheit scheinbar problemlos koexistieren.

Der Fall Kurz beweist aber auch einmal mehr, daß Außenpolitik kein Gebiet für abgeschobene, unwesentliche Alibi-Politiker ist, und schon gar kein Schulungsgebiet für Politikernachwuchs, weil egal ist, was sie machen, es hat keine Relevanz, man kann also populistisch nur gewinnen.

Nur die Alten, die Reifen, die Weisen dürfen Außenpolitik wahrnehmen. Die mit jenem Weitblick, mit jener Bildung ausgestattet sind, die der heutigen Genration fast prinzipiell schon unzugängig ist. Wieder einmal gilt damit, was so oft gilt: Wenn der Mainstream zu loben anhebt, müßte man wissen, daß etwas schief läuft.





*091216*