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Mittwoch, 7. Dezember 2016

Weil Gott aus dem Nichts schafft

Die meisten der heutigen Versuche, Geschichte "zu verstehen", können gar nicht gelingen, weil sie das Schlüsselmoment des Menschen gar nicht mehr verstehen. Entsprechend werden heutige Geschichtserzählungen oft zu Um- und damit zu Fehldeutungen. Wie soll eine Zeit Geschichte verstehe, die das Wesen der Persönlichkeit, das Wesen menschlicher Handlung gar nicht mehr versteht? Die glaubt, alles Handeln sei subjektives Willküren, bestenfalls gestützt von sachlichen Überlegungen? Ja, vielmehr wird es heute sogar als pathologisch bezeichnet, wenn ein Mensch zwischen mehreren "personas" (Masken) hin- und herspringen kann, und beide scharf unterscheidet. 

Es ist aber ein Unterschied, ob jemand Vater den Kindern gegenüber, Mann der Ehefrau, und Unternehmer im Alltag ist, so sehr sich manche Dinge überlappen können. Aber diese "Dinge" sind von den Orten her bestimmt und zu bestimmen, die ein Mensch auszufüllen hat, und von dort her haben sie auch eine klare Hierarchie, die selbst wiederum eine Hierarchie der Selbsttranszendierung ist. So ist es dann die höchste, allgemeinste persona (Maske), die im letzten alles andere bestimmt, und die damit auch das bestimmt, was "Identität" genannt wird. Es ist also tatsächlich ... der Staat, und von dort absteigend bis hinein in die Familie als Vater, Ehemann, bis zu den letzten Stufen, dem Freund und dem Pönitenten in der Beichte, wo es keine Masken mehr gibt, wo es nur noch um das Grundverhältnis zu Gott selbst geht.

Das Wesen der Persönlichkeit ist also das genaue Gegenteil von dem, als was sie heute versucht wird darzustellen. Was im Grunde sogar ein bösartiger, schwächlicher Versuch ist, Persönlichkeit zu vermeiden, denn sie bedeutet Mühe und Sterben und Schmerz, und den anderen zu schwächen, um ihm dennoch nicht unterlegen zu sein.

Persönlichkeit ist die Fähigkeit eine sachliche Spannung aufzunehmen, in der sich alles auf die Notwendigkeiten jener Stelle (als Ort im Mosaik dessen, was als Geflecht von Orten zur räumlichen Welt wird, weil Raum Beziehung ist) bezieht, die man einnimmt. In diesem Wechselspiel von Idealbild, ja Utopie, und faktischen Vorhandenheiten, auch in einem selbst.

Deshalb ist es kein Zeichen von Größe, wenn Personen in hohen oder staatstragenden Ämtern ihr Handeln in lauter subjektiven Akten aufgehen lassen. Sondern im Gegenteil. Es ist Zeichen von Größe, wenn sie in dem Moment, wo sie ihrer Stellung gemäß zu handeln haben.

Das kulminiert in der Figur eines persönlichen Herrschers, letztlich: des Königs. Denn er steht für tatsächlich alle Bereiche der ihm Zugeordneten, ein Spielraum für andere, privatere "Rollen" ist kaum noch gegeben. Er hat so gut wie zur Gänze unter dem Mantel des Königs zu verschwinden, in dessen Gewebe und Mustern jeder ihm Unterstellte sein Leben in einem Grundschema wiederfindet. Das alles von einem einzigen Schema durchwoben wird: Dem des Kreuzes der Selbsthingabe.

Umso mehr versuchen immer mehr auch an Führungskräften der Welt, sachliche Notwendigkeiten und Pflichten durch subjektives, gefühlsbesoffenes Theater zu ersetzen, das einem ob der Verlogenheit die Zornesröte ins Gesicht treibt. Denn diesen Menschen geht es um Selbstrettung durch zur Schau gestellte, pharisäisch im phänomenologisierten Guten verweigerte wirkliche "Gutheit", die oft so gar keinen irdischen Lohn einbringt. Hier führen auch Fäden zusammen wie jene aus dem Versagen von Politik und Kirche, wo die Kritik nur darauf abzielen kann zu fordern, vehement zu fordern, daß diese lächerlichen Weichklumpen endlich endlich das sind, was sich aus ihren Positionen ergibt, OHNE ständig darauf zu schielen, was an persönlichem Profit daraus hervorgehen könnte. So wird alles zur Lüge, zur einzigen Lüge, und jedes Amt zum Instrument gräßlichsten Mißbrauchs. Im Falle des Papstes, im Falle des Klerus sogar zur Blasphemie. Ihrer alle Aufgabe ist nicht, der Welt ihr subjektives Grinsen ins Gesicht zu drücken, sondern das zu tun, was sie zu tun haben - sachliche, sachgerechte Politik, ungeachtet der Folgen hier, und Liturgie als jener Ort, an dem die Menschen Gottes ansichtig werden können dort. Und wenn sie dazu nicht bereit sind, sollen sie sich ihr Grinsen irgendwohin schieben, niemand interessiert sich dafür, weil das nicht das ist, worum es den Menschen geht, die hier regiert werden.


Morgen Teil 2) Alles vor Gott getan heißt: Transzendieren auf die objektive Ordnung hin





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