Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Was Ratzinger Bergoglio voraus hatte

Es ist nicht ohne Belang sich vor Augen zu halten, daß dieses unselige Ineinanderfließen von privater Meinung und offizieller Verkündigung als Papst, mit dem Papst Franziskus pausenlos Verwirrung stiftet, keineswegs eine Erfindung von Franziskus-Bergoglio ist. Vielmehr hat schon Benedict XVI. Ratzinger ständig diese Ebenen vermischt! 

Und zwar manchmal sogar mitten in einem Satz. So wechselt er in seinen Interviewbüchern sehr oft zwischen dem "wir" - dem offiziellen Sprechen als Papst, in dem die Gemeinschaft der Kirche zusammenfließt - und dem "ich" als Privatmeinung von Josef Ratzinger. Unter die selbe Kategorie fällt ja im Grunde auch die Veröffentlichung von Büchern, die Benedict ausdrücklich als "Privatmeinungen" deklariert wissen wollte. Aber - gehört sich das überhaupt für einen Papst? 

Oder wie steht es mit seinen Stellungnahmen zum Holocaust (etwa im "Fall Williamson"), wie steht es mit denen zur Ökumene, zu den Juden? Auch hier ist Benedict XVI. ständig die Privatperson - Ratzinger, der Deutsche, in dieser speziellen Situation - in seine Amtsführung gerutscht. Denn wenn auch Josef Ratzinger der Meinung sein mag, daß Williamson (im konkreten Fall) "in der Kirche nicht erwünscht sei", wenn ihn ein Rabbiner (wie in Frankfurt passiert) um seine Stellungnahme bittet, so hat er als Papst die Kirche zu vertreten, spricht aus seinem Mund die Kirche. Und hier ist so eine Aussage einfach unzulässig weil unwahr! Keine Sünde kann dies zu sagen rechtfertigen, die Kirche ist voll von Sündern. Oder sind ihm Huren, Mörder oder Abtreibende lieber, solange sie nur nicht die Zahlen der Holocaust-Opfer kleiner sehen als gesollt?

Die beiden sind sich also gar nicht so unähnlich, wie manche meinen. Bergoglio könnte sogar direkt an Ratzinger Maß genommen haben, wenn er wieder mal im Flugzeug im Sekundentakt (und auch noch nachträglich) zwischen Amtspflicht und Privatmeinung wechselt.

In jedem Fall ist es eine schwerwiegende Unsitte, weil eine Unmöglichkeit. Wird jemand zum Papst gewählt hat seine Privatperson absolut in der Öffentlichkeit zu schweigen. Denn sonst richtet der Papst nur Verwirrung an, spielt (sogar perfide!) mit der Ununterscheidbarkeit zwischen physischer Präsenz als dieser oder als jener. 

Mit dem Amt verschwindet in jedem Fall die "Privatperson". Das ist das Kriterium seiner Erfüllung, und auch der Sendung. Dabei ist dies nicht nur für einen Papst notwendig, sondern auch Grundsatz jedes Menschen, der hinter seiner Persona - der Maske - zu verschwinden hat. Sie ist der Ort, an dem er sich im Kreuz, im Sterben transzendiert, und so zum Tor der vollkommenen Gesellschaft, der Kirche wird. Nur eine Kirche, die das Kreuz weil das dramatische (!) Personalitätsprinzip der Wahrheit abschafft, könnte es anders sehen. Aber eine solche Kirche gibt es nicht.





*081116*