Für Christoph Willibald Gluck war die Oper deshalb höchste Kunstform, weil in ihr die Einheit von Wort, Ton, Stimmung in einen einzigen Sinn am größten war. Der VdZ erlaubt sich, mit dieses Komponisten "Orfeo ed Euridice" seine Lieblingsoper vorzustellen, unter dem überwältigenden Dirigat von Herbert von Karajan, den der VdZ ob seiner fast kalten, sachlichen Strenge ja so verehrt.
Die Aufnahme stammt von den Salzburger Festspielen 1959 - übrigens Festspiele, die bewußt nach dem Ersten Weltkrieg als Quelle der Erneuerung, ja Neuschöpfung Österreichs nach dieser Apokalypse, die es erlebt hatte, geschaffen wurden. Auch hier war den Gründern bewußt, daß es der Kunst bedurfte, um ein Volk wieder zur wahren Lebendigkeit, zum Menschsein zu erheben. Ob das den heutigen Machern dieses internationalen Spektakels - das es NIE hätte sein sollen! es war als ÖSTERREICHISCH, quasi "deutsch-österreichisierend" gegründet! - auch so bewußt ist?
Ach, eine historische Aufnahme noch dazu, hört man manchen stöhnen. Die ist ja "technisch mangelhaft". Werter Herr, ja, Sie, dort in der fünften Reihe mit dem Zeigefinger in der Nase: Genießen Sie es genau deshalb, ja NUR deshalb können Sie eine Tonaufnahme genießen Denn Hören heißt wie jedes sinnliche, wirkliche Erleben SELBST SCHAFFEN. Was sonst als technische Mangelhaftigkeit sollte sie zu sich selbst bringen, sie quasi zwingen, selbst zu schaffen - und damit zum Genießen fast zwingen?
Was leider ja oft völlig verkannt wird ist die Rolle der Virtuosität, die so gerne mit "Kunst" verwechselt wird. Sie spielt generell nur die zweite Geige (Talent "etwas zu tun" ist kein Ausweis für Künstlertum!), und ist überhaupt nicht das erste Kriterium für ein Kunstwerk. Höchstens für Kleinbürger, denen nur Vorlagen und ein vergleichendes "so wie" bleibt. Nein. Wenn es auch im seltenen Idealfall kombiniert, das Künstlertum härteste Auseinandersetzung mit dem Materialen benötigt, ja oft erst über die Zwangsjacke der Technik wie der Geist aus der Flasche aufsteigt, um die reine Weltebene aus Überdruß zu verlassen, so bleibt das erste Kriterium der Kunst die Wahrheit, muß der Künstler das Fenster zum Ewigen sein. Eher also tot, als virtuos, um es auf den Punkt zu bringen.
Nirgendwo spielt das Sterben eine so entscheidende Rolle wie in der Kunst. Maria Callas war keineswegs wegen ihrer musikalisch-technischen Perfektion berühmt. Es war bekannt, daß sie häufig "falsch" sang. Aber "man hört es nicht". Warum? Weil man nur das Wirkliche hört, und das heißt: in sich als Hörender nachschafft, wenn es sich im Außen darbietet. Der Glanz der Callas beruhte auf ihrem Sterben, in dem sie zum Fenster des Wirklichen wurde, das sich den Sinnen gar nicht erst darbietet, das unsichtbar und Geheimnis ist, das sich als inspirierender Same in die Welthaftigkeit senkt. Nicht zufällig brach Maria Callas die Opernkarriere und ein Leben in Glanz und Ruhm ab, und ging ins Kloster. Wahrscheinlich starb sie dort als Heilige, der VdZ hat nichts mehr von ihrem Ende gehört, und typische Hagiographen, die selten Heilige sind, also darum wissen, werden ihr Geheimnis gar nie erkannt, sondern nach irgendwelchen "so wie"-Kriterien umgebrochen haben.
Aber Mönch, Heiliger und Künstler sind Äquivalente. Erst als immer Sterbender wird er Mensch lebendiger Mensch. Und hier wird die Welt unendlich, gibt es kein irdisches Schicksal mehr, das die Heiligkeit verhindern könnte. ALLES kann zur Heiligkeit gereichen. Selbst das eigene Fehl. "Hochpreiset die Schuld" singt der Diakon im Exsultet Heiligsten der Nächte, der Osternacht ...
Was leider ja oft völlig verkannt wird ist die Rolle der Virtuosität, die so gerne mit "Kunst" verwechselt wird. Sie spielt generell nur die zweite Geige (Talent "etwas zu tun" ist kein Ausweis für Künstlertum!), und ist überhaupt nicht das erste Kriterium für ein Kunstwerk. Höchstens für Kleinbürger, denen nur Vorlagen und ein vergleichendes "so wie" bleibt. Nein. Wenn es auch im seltenen Idealfall kombiniert, das Künstlertum härteste Auseinandersetzung mit dem Materialen benötigt, ja oft erst über die Zwangsjacke der Technik wie der Geist aus der Flasche aufsteigt, um die reine Weltebene aus Überdruß zu verlassen, so bleibt das erste Kriterium der Kunst die Wahrheit, muß der Künstler das Fenster zum Ewigen sein. Eher also tot, als virtuos, um es auf den Punkt zu bringen.
Nirgendwo spielt das Sterben eine so entscheidende Rolle wie in der Kunst. Maria Callas war keineswegs wegen ihrer musikalisch-technischen Perfektion berühmt. Es war bekannt, daß sie häufig "falsch" sang. Aber "man hört es nicht". Warum? Weil man nur das Wirkliche hört, und das heißt: in sich als Hörender nachschafft, wenn es sich im Außen darbietet. Der Glanz der Callas beruhte auf ihrem Sterben, in dem sie zum Fenster des Wirklichen wurde, das sich den Sinnen gar nicht erst darbietet, das unsichtbar und Geheimnis ist, das sich als inspirierender Same in die Welthaftigkeit senkt. Nicht zufällig brach Maria Callas die Opernkarriere und ein Leben in Glanz und Ruhm ab, und ging ins Kloster. Wahrscheinlich starb sie dort als Heilige, der VdZ hat nichts mehr von ihrem Ende gehört, und typische Hagiographen, die selten Heilige sind, also darum wissen, werden ihr Geheimnis gar nie erkannt, sondern nach irgendwelchen "so wie"-Kriterien umgebrochen haben.
Aber Mönch, Heiliger und Künstler sind Äquivalente. Erst als immer Sterbender wird er Mensch lebendiger Mensch. Und hier wird die Welt unendlich, gibt es kein irdisches Schicksal mehr, das die Heiligkeit verhindern könnte. ALLES kann zur Heiligkeit gereichen. Selbst das eigene Fehl. "Hochpreiset die Schuld" singt der Diakon im Exsultet Heiligsten der Nächte, der Osternacht ...
Gott sei es deshalb gedankt für jene Unperfektheiten, die eine Kunstdarbietung fast immer hat und haben soll. Hochpreiset die Schuld - sie bewahrt uns vor einer fundamentalen Täuschung im Versinken in den Traum, dem prinzipiellen Verwehren der Teilhabe am Ewigen, die eine Eigenbewegung der Freiheit braucht. Denn die (unbeabsichtigte) Mangelhaftigkeit gewährt jene Distanz, aus der heraus ein Aufgehen wie im Traum - gerade digitale Musik übernimmt die menschliche Interpretation auf dramatische Weise, denn sie geht überhaupt nur in der Programmierung von einem "wie es klingen und damit vom Hörer interpretiert werden soll" aus! - vermieden wird.
Deshalb hört der wirkliche Kunstgenießer keine technischen Unperfektheiten, sondern nimmt sie als "Weckpunkte", Warnbojen vor dem Absinken in die Untermenschlichkeit. Wenn also, dann unbewußt - weil er weiß, daß er selbst es ist, der singt, spielt, die Musik in sich nachbildet, und DAMIT erst die Wirkung von KUNST erfährt. Nur wer nachschafft, in kaum meßbaren Zeitabständen selbst schafft, den nächsten Ton vorwegnimmt (wieviel an der Kunst ist überhaupt nur deshalb möglich!), nur der hört überhaupt. Der Rest ist Eingemanschtheit, Aufgegangenheit im Traum. Die eines Menschen gar nicht würdig ist, der zur Würde der Freiheit gerufen ist. Denn Menschsein heißt eben gerade: Sich vom Traum zur Welt zu erheben.
*081016*
Ihre Unterstützung ist notwendig
Ihre Unterstützung ist notwendig