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Freitag, 2. Dezember 2016

Es gibt keine Gründe für Kredite

Der Hl. Bernhard von Siene argumentiert gegen das Kreditgeschäft, in dem er einfach einmal auflistet, WARUM sich Menschen Geld leihen.

Das sind erstens die wirklich bedürftigen Armen. Dann zweitens Spieler, Glücksritter, oder solche mit krankem Charakter, die Geld brauchen. Dann drittens ehrgeizige Geschäftsleute, die neue Möglichkeiten suchen, Reichtümer anzuhäufen. Viertens sind da Wucherer, die sich Geld leihen, um es zu höheren Zinsen weiterzuverborgen. Und fünftens sind da solche, die Geld benötigen, weil sie von einem unvorhergesehenen Notfall betroffen sind.

Für die 2., 3. und 4. gibt es aber keinen vernünftigen Grund, Geld zu borgen. Die Klasse der Leiher unter Punkt 1 werden durch Zinsen nur noch ärmer; sie brauchen Hilfe, keine Kredite. Die 5. Klasse von Kreidtbedürftigen hätten noch den gerechtfertigtsten Grund für einen Kredit. Aber sie werden durch die Zinsenlast nach und nach ärmer, und sie würden sich viel Kummer und Übel ersparen, wenn sie ihr Geld nicht bei Kreditgebern suchten, sondern im Notfall auf ihr Eigentum verzichten, und gar nicht erst in die Kreisläufe von Schuld und Zinsen gerieten. Denn die Rückzahlungen übertreffen in vielen Fällen sogar die Höhe des geliehenen Betrages. 

Die einzigen sind also die Armen, die Geld benötigen, und bei ihnen ist Caritas, einfach Hilfe am angebrachtesten. 

Etwas völlig anderes ist hingegen der Kredit des Geschäftsmannes, denn hier setzt das Übel eigentlich bei der Gier des Geschäftsmannes an, der Geld leiht, das er - unter Risiko - investiert, sodaß sich hier sogar eine gewisse Rechtfertigung für Zinsen finden ließe.

Summa summarum ist faktisch also der "Bedarf" nach Krediten - und schon gar verzinst, also: Wucher - viel viel größer, als er vom Standpunkt des Gemeinwohls, eines gesunden Wirtschaftsgefüges aus eigentlich "ist". Das verzerrt das Bild! Denn es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Wucher überhaupt notwendig sein sollte, denn man muß davon ausgehen, daß ein allgemeines Leben in Tugend Kredit überhaupt nicht notwendig machen würde.*

Schafft man nun aber diese Scheinauswege über den Wucher, über das Kreditwesen, so führt man eine Gesellschaft nach und nach ins Elend. Sie haben nicht einmal mehr Grund, sich in der Tugend zu üben. Langfristig schaufelt sich ein Gemeinwesen damit sein Grab, weil das Geld mehr und mehr in die Hand weniger gelangt. Davon abgesehen, zieht ein solches Gemeinwesen das göttliche Gericht, die vier apokalyptischen Reiter, auf sich.




*Das hat ganz konkrete Bedeutung. Denn hier wurde schon oft darüber gehandelt, daß der der Schuld HAT sehr häufig dem Gläubiger gegenüber aggressiv ist, diesen um den Schuldtitel bringen will. Mit diesen Aussagen Bernhards wird klar, daß es tatsächlich kaum eine Schuld gibt, die nicht auf eigenem Versagen beruht. Und da liegt es nahe, daß man das Zeugnis des Versagens beseitigen möchte. Das spielt auch bei den Judenpogromen des Mittelalters als Schuldbefreiungsszenarien, die man in einen generellen Judenhaß umdeutet, eine enorme Rolle.





*121016*