Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 23. Dezember 2016

Wie man eine Kultur beherrscht

Die Geschichte der modernen Psychologie ist im Grunde eine einzige Geschichte von Techniken, die Psyche eines Menschen zu manipulieren. Und dieser Wille zur Dominierung ist ihr Antrieb gewesen, der einhergeht mit einem Versuch, auf anderen Wegen nicht gelingende Weltbewegung und -bestimmung auf anderen Wegen zu erreichen. E. Michael Jones zeigt in "Libido Dominandi - Die Lust andere zu dominieren" von einer ganz anderen Seite, was an dieser Stelle schon oft als Befund über unsere Zeit dargelegt wurde. Er zeigt jene Zusammenhänge, aus denen heraus die Herrschaft über die Triebe als massivster Grund für die Geschlossenheit und Organizität der Völker, Kulturen, Staaten, ja aller menschlichen Organismen und damit als stärkste Gegenwehr gegen Manipulation - als Eckpfeiler der Freiheit nämlich - erkannt wurde.

Damit wurde die Moral - und hier besonders die Sexualmoral - als Hauptfeind erkannt, will man in eine Gesellschaft einbrechen und sie beherrschen. Das hat (beginnend mit entsprechendem Theoriewerk bei Wilhelm Reich u. a.) dazu geführt, daß gesehen wurde, daß nur moralisch geschwächte Menschen auch beherrschbar wurden. Eine besondere Rolle kam dabei den Frauen zu. Denn Reich hatte erkannt, daß sich die Moral der Frauen dadurch bestimmen läßt, indem man über "Masse" arbeitet. Ist es doch das Wesen des Weiblichen, als Allgemeines nur über Wort (Mann) zum Individuellen geformt werden zu können.

Das zweite Ziel ergibt sich aus dem ersten. Denn diese Einbehörigkeit in das Massenhafte steht am Anfang jeder menschlichen Entwicklung, ist also jedem Kind eigen. Das sich erst im Laufe seiner Erwachsenwerdung (Erziehung) zu jener Selbstbestimmtheit erheben kann, die auch die Fähigkeit zur Freiheit bedeutet. In welcher der Mensch dann nach Vernunft und logos (Sinn) urteilen und handeln kann.

Massivster Hebel dabei ist die Schulderfahrung. Denn weil der Mensch in seiner Natur Vernunftwesen ist, erfährt er die Beherrschtheit von Trieben als Verstoß gegen seine Natur, also als Schuld. Ihm bleibt nur noch die Gewalt als Bündnis mit der Macht, um noch direkt Welt bewegen zu können (und nicht nur bewegt zu werden.) Schuld war lästig. Sie wurde also von der stets dienstbereiten Psychologie zu einem rein psycholgisch-repressiven, implantierten Mechanismus der Fremdherrschaft erklärt. (Man sieht eben den anderen so, wie man selber ist.)

Nachdem nun der Verlust der Freiheit die Folge der Herrschaft der Leidenschaften ist, jeder aber diese mächtigen Antriebe erlebte, zugleich erlebte, daß sie zu beherrschen viel Kraft kosteten, mußte dieser Konnex - vereint mit der Dämonisierung der menschlichen Willenskraft und Vernunft (wozu sich das Hitler- und vor allem das Holocaust-Trauma, das 1945 die Welt mit einer apokalyptischen Situation konfrontierte: nichts schien mehr zu gehen, alles schien falsch gewesen zu sein, hervorragend eignete) - zur These führen, daß Freiheit als eigentliches Ziel auch Freiheit von allen Triebbeschränkungen weil von jener Vernunft bedeute, die zu dieser Apokalypse "nachweislich" geführt habe. 

Damit war der Schuldige nicht menschliches Fehlverhalten, sondern eine genuin kulturelle Verfaßtheit: die der Vernunft, die das Abendland aufgebaut und zu diesem Trauma geführt hatte. Der "sexuellen Befreiung" ab den 1950er Jahren war damit weit das Tor geöffnet. Die menschliche Natur wurde umdefiniert, und nicht zufällig kamen zu dieser Zeit immer mehr "Studien" (Kinsey-Report etc.) an die Öffentlichkeit, die "bewiesen", daß die Natur des Menschen (als Allgemeinheit) ganz anders sei als bislang behauptet wurde. Massenhaft kam pseudowissenschaftliche Literatur (vieles davon nachweislich gefälscht, wie Margaret Meads einflußreiche "Forschungen" bei den Samoa-Bewohnern) auf den Markt, die angeblich "glückliche Völker" gefunden hatte, die glücklich waren, weil man dort die sexuelle Energie "frei ließe". Reich behauptete sogar den Beweis zu liefern, daß "repressive Sexualität" und Krebs in ursächlichem Zusammehang stünden. Neue Mythen, neue anthropologische Kriterien entstanden, die mit massivem "Gewißheitsdruck" jede Moral ächteten, ja als Anschlag auf die menschliche Freiheit verurteilten.

Vor allem die jungen Menschen waren dabei leicht zu überzeugen. Denn sie erlebten ja tatsächlich die Kraft der Sexualität als ungebändigt, und waren in einer immer mehr aufgelösten Erziehungsumwelt mit immer schwächerer Persönlichkeit immer weniger in der Lage, diese Kräfte in ihre Vernunfthoheit zu integrieren.

Das war der Startschuß für totale Entschränkung sexuellen Verhaltens. Nun war Obszönität, Unkeuschheit mit Freiheit konnotiert und zum obersten Wert sogar des "Friedens" erklärt. Empfängnisverhütung und Abtreibung wurden zu Akten der Freiheit, des Guten, Pornographie zum Ausweis der Freiheit. Erstmals wurde in den 1950er Jahren die Verbreitung von Schamlosigkeit und Pornographie sogar als "Meinungsfreiheit" definiert.

Und damit wurde alles losgetreten, was wir heute erleben. Mit vielen Zusammenhängen und Teilvorgängen. Zumal sich - wie auch sonst - eine gewisse Frustration einstellte. "Befreite", zügellose Sexualität brachte die Menschen keineswegs zu jenen Glücksvisionen, die man in Aussicht gestellt hatte. Das Leben wollte "trotzdem" nicht recht gelingen, ja gelang immer weniger. Also mußte es Schuldige geben. Das war die Geburt der "political correctness", und mit ihr aller Theorien (allem voran Genderismus; Multikulturalität etc.), die eine Auflösung aller Seinsheiten - von allem, das "etwas Bestimmtes ist" (nur das "ist" ja) - forderte, weil diese dem menschlichen Glück im Wege stehen. 

Das Aufkommen des Horror als Massen-Filmgenre ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Denn nun war tatsächlich in jedem ein großes Unbekanntes vorhanden, vor dem es zu Fürchten galt, weil es alles vernichten konnte - das "Alien-Monster" war geboren, das aus den unendlichen unbekannten Weiten des dunkelen Weltalls kam, oder aus den Gräbern der Vergangenheit, noch mehr aber aus den Tiefen des Bösen zu uns stieg. Hier konnte das innere Fühlen, daß die sexuelle Revolution ein Horor war, auf eine (kathartische) Weise ausgedrückt werden, was nicht dem geltenden "neuen" Moralcodex - daß sexuelle Befreiung gut zu sein habe - widersprach.

Wie schon so oft sei auch hier gesagt: Man höre auf die Kunst! Vor allem aber müßte an sie - weil den Menschen - natürlich dazu einmal verstehen, um sie auch deuten zu können. Diese Verstehensmöglichkeit ist heute fast völlig verschwunden. Die Humanwissenschaften stehen vor ihrem sichtbaren Bankrott, ihre Techniken die die Menschheit bessern sollten, haben auf ganzer Linie versagt, was als Reaktion den Schritt zum Irrationalen nach sich zog.

Der Schritt zur Aushebung der Väter war ein fast nebenher durchzuführender, politisch ganz leicht zu setzender Schritt, der in den 1970ern bei uns auch ganz offen gesetzt wurde. Und er war immer besser durch nachkommende Generationen abgesichert, die bereits in diesen Thesen zur Sklaven ihrer Leidenschaften hinerzogen worden waren. Um die Familien definitiv aufzubrechen, mußte also auch ihr Kopf, der Mann und Vater, beseitigt werden - die Identität, die Festlegung, der Begriff, der Name. Alles fiel, der letzte Rest fällt gerade. 

Mit einer ganz unheilvollen Rolle der Universitäten dabei. Mittlerweile ist es so, daß ganze Studentengenerationen als Teil einer amorphen Masse, unfrei geworden, erfahren, daß sie nur dann Wirkmöglichkeiten haben, wenn sie sich zum Teil des etablierten Apparats machen. Ja, als Teil davon erfahren sie sogar Aufwertung sowie den Freibrief, nicht Dazugehörige zu dominieren. Und Wille zur Dominierung - egal worin, egal wie - ist das hervorragendste Merkmal ganzer Absolventengenerationen geworden. Universitäten sind heute Anstalten der Gehirnwäsche geworden, die jedem Studenten übergestülpt wird, und sie kratzen ganz offen sogar schon an der Grenze, überhaupt die Vernunft abzuschaffen ("Post Normal Science").

Die Beseitigung sämtlicher kulturellen und religiösen Strukturen und Institutionen war nur noch eine logische Folge, die auf keinerlei politischen Widerstand mehr stieß. Weil diese Strategien der Zerstörung mittlerweile so weit immanentisiert wurden, daß sich die Menschen mittlerweile selbst zerstören - und meinen, sich zu befreien. Weil das natürlich nicht gelingt, die Theorie aber keine andere Erklärung liefert, muß es dafür Schuldige geben. Und das ist der Grund für die zunehmende Brutalisierung dessen, was als "Establishment" auch an dieser Stelle im Grunde gemeint ist, die mit immer mehr Gewalt ihre Befreiungs- und Rettungstheorien - die allesamt ihre "Gutheit" (im Rahmen eines Vermassungsphänomens) behaupten, ja anzuerkennen verlangen (und nur darum geht es ja, die Inhalte sind beliebig und völlig nebensächlich, völliger Wirklichkeitsverlust ist die Folge) - durchsetzen zu müssen meint.

Der praktische Nutzen daraus liegt auf der Hand: Niemand ist so leicht manipulierbar wie jemand, der in Schuld verharrt (zumal er noch überzeugt ist - verankert in der Zugehörigkeit zur "Mutter", von der loszureißen den Sturz ins "Nichts" bedeuten würde, schon gar, wenn seine Vernunft mangelhaft ausgebildet ist -, daß sein Zustand richtig weil "natürlich" sei), und Sklave seiner Leidenschaften ist.  Nach und nach wurden auf diesem Weg alle kulturellen Tugenden zu Untugenden, wurde Unnatürliches zum Natürlichen, vormalig Natürliches zum Bösen erklärt.

Den theoretischen Unterbau dazu lieferte die Psychologie, die alle diese Ansätze scheinbar "wissenschaftlich" zu einer neuen Anthropologie formte und damit eine neue (mechanistische, materialistische) Psychologie als Manipulationstechnik begründete, die vor allem den Geist aus der Welt disputieren, dennoch aber "Ergebnisse" garantieren mußte. Geist war nur noch "Epiphänomen", nur eine andere Sicht rein physiologischer Vorgänge, Psychotherapie Technik der Manipulation seiner selbst und anderer.

E. Michael Jones in einem nächsten Vortrag, in dem er seine Thesen präzise und logisch sehr einfach nachvollziehbar zusammenfaßt. Das Buch "Libido Dominandi" selbst kann der VdZ nur wärmstens zur Lektüre empfehlen. Denn es öffnet wahrlich die Augen und ist Pflichtlektüre, will man die Gegenwart verstehen.








*241116*