Wenn man davon spricht, daß der Mensch ein Sozialwesen ist - ein animale sociale - so wird dies gerne einmal auf ein wenig Rücksicht auf andere reduziert, auf moralistisches Handeln gar. Reduziert auf ein wenig weniger Egoismus vielleicht. Tatsächlich aber ist es so zu verstehen, daß eine Gemeinschaft, in der ein Mensch geboren wurde, in die er hineinwächst, aus der er stammt, ein Teil seines Selbstseins ist. Sie ist eben nicht, wie der Nominalismus behauptet hat, einfach ein abstrakter Begriff, sondern handfeste Realität. Nur so ist überhaupt auch die Erlösung durch Christus verstehbar, als "einer für alle".
Deshalb kann es auch keine Religion geben, die aufs Individuelle beschränkt bleibt, einer neben dem anderen lebt, und jeder hat eine eigene Religion, und ansonsten kommen alle prima miteinander aus. Das ist unmöglich, weil es nicht menschengerecht ist. Religion, ein Heilsweg, ist schon aus der menschlichen Verfaßtheit heraus immer ein Weg einer Gemeinschaft, und Religion ist deshalb immer auf Kulturdurchdringung ausgerichtet, ja sie ist das Fundament JEDER Kultur. Wie in der Ehe ist der andere nicht einfach jemand, mit dem ich irgendwie zusammengehöre, weil wir gerade so lustig sind, sondern wir beide sind EIN FLEISCH, und das heißt: Verschiedene Organe ein und desselben Organismus, wenn auch je mit Eigenverantwortung IM RAHMEN des Ortes, an dem man steht, in dessen Bezüge, also immer ALS JEMAND INNERHALB EINES GANZEN.
Die Gemeinschaft erfült deshalb am Einzelnen Dienste, die der Einzelne sonst nicht hätte, die ihm fehlen. Die deshalb auch dem individuellen Heil fehlen - das ist einer der tiefsten Gründe für den Satz "extra ecclesiam nullus salus", ahußerhalb der Kirche kein Heil! Dieser Satz hat zuallererst die Dimension der Kulturorientiertheit des Christentums, die eine anthropologische Konstante ist. Eine christliche Kultur ist deshalb nicht eine zufällige Zweckversammlung zufällig Getaufter, sondern sie ist ein Heilsinstrument! Weil es die reale Dimension der Kirche ist!
Und DARAUS erwächst die Notwendigkeit, eine Kultur auch politisch als einheitliches Ganzes - als Kultgemeinschaft, das ist nämlich Kultur - zu bewahren, wenn sie denn einmal schon besteht, wie es bei der unsrigen der Fall ist. Oder war. Es ist nämlich pathologisch und eine Häresie obendrein, wenn plötzlich katholische Bischöfe (und evangelische Funktionäre, denn Bischöfe gibt es dort nicht, auch wenn man sie so nennt) meinen, das Christentum als Nebeneinander verschiedener Religionen zu definieren, die man beliebig durcheinandermixen könnte. Ja sogar meinen, daß dies das eigentliche Christentum wäre. Das ist falsch!
Gerade das Christentum hat diese reale Gemeinschaftlichkeit als Notwendigkeit zu ihrem tiefsten Geheimnis erkannt, weil nur aus dieser Gemeinschaftlichkeit heraus die Erlösung "durch einen" möglich ist. Wo noch nicht alle von dieser Gemeinschaftlichkeit erfaßt sind, also getauft, bekehrt, hat die menschliche Gesellschaft und damit jedes Individuelle, jeder individueller Heilsweg, einen Defekt. Denn das Christentum hat (wie übrigens jede andere Religion auch) erkannt, daß das Kulturganze erst der Weg für jeden Teil von ihr ist, Kirche, societas perfecta zu sein. In der alles und jeder Moment auf die Erlösung hinführt. Kulturelle Geschlossenheit (Staat) ist deshalb eine hohe Errungenschaft einer Kultur! Ja man spricht sogar nur dann von einer Kultur.
Das heute so propagierte Gemixe bleibt Transitorten vorbehalten, Häfen und Nicht-Orten, die selbst nie Wurzelgrund sein können. Eine gemischte Gesellschaft unterschiedlichster Kulturherkünfte kann aber niemals Gesellschaft bilden, das geht gar nicht. Sie ist nur ein Zwischenzustand, in dem niemand Wurzeln schlagen kann.
Was sogar der Grund dafür ist, daß Migrationsbewegungen der Geschichte immer in gewisse Parallelgesellschaften mündeten, wo sich wie in den USA Italiener- und Deutschen- und Polen- und Judenviertel fanden, wo gewissse kulturelle Identität und damit erst menschliche Entfaltung stattfinden konnte, die aber zu keiner Staatsbildung in der Lage ist, sondern sich in einem Reichs- oder Föderationsgedanken findet, sofern es sinnvoll scheint, weil eine solche Konstruktion auch die einzelnen Teilkulturen besser zu fördern oder wenigstens zu schützen vermag.
Und genau das ist das, was unsere Länder im allergünstigsten Fall den in Massen zugewanderten Menschen bieten kann, immer aber mit einer großen Menge an Konsequenzen: Die Erlaubnis, sich in für sich bestehenden Gruppen niederzulassen. Wir haben hier schon oft darüber geschrieben.
Konzepte aber, die auf eine Auflösung hier traditionell bestehender Gemeinschaften als Kulturen mit gemeinsamer Prägung hinauslaufen, müssen nicht nur scheitern, und zwar weil KEINE menschliche Gemeinschaft ohne kollektive Prägung als Teil eines selbst auskommt, sondern sind eine eindeutige Selbstschwächung weil Auflösung. Der vermeintlichen "Individualismus" entgegenzusetzen, als könnte der ein Gegenkonzept sein, wo jeder auf sich selbst geworfen bleibt, ein schwerer Irrtum ist, der Kirche (die wesentlich Gemeinschaft ist) auflöst, weil deren Zubehör auf einen protestantisch-subjektivistischen Individualismus zurückwirft,* damit Gott aus der Welt reißt.**
Was also heute so viele Kirchenvertreter machen ist buchstäblich und tatsächlich ein Verrat an der Kirche. Am Ende einer solchen Entwicklung steht nicht eine neue Gemeinschaft, sondern gar keine mehr. Steht keine "Kultur der Vielfalt", sondern gar keine Kultur mehr. Und damit ... eine zerstörte Kirche, auf deren leergeräumten Altären sich Dämonen einnisten.
Noch mehr aber: Die Raum läßt für eindringende Kulturen, die um die Notwendigkeit von Geschlossenheit (die im Religiösen ansetzt) noch wissen (wie es beim Islam der Fall ist), die notwendig auf Verdrängung der Kultur, die sie zuwandern läßt, ausgerichtet ist. Kultur kann es nur bei und innerhalb religiöser Einheit geben. Kultur ist aber die jeden Einzelnen nicht nur umschließende, sondern dialogisch-real einschließende, also ihm persönlich zugeordnete Gemeinschaft, deren Teil er ist, sonst kann er nicht Mensch sein.***
Was also heute so viele Kirchenvertreter machen ist buchstäblich und tatsächlich ein Verrat an der Kirche. Am Ende einer solchen Entwicklung steht nicht eine neue Gemeinschaft, sondern gar keine mehr. Steht keine "Kultur der Vielfalt", sondern gar keine Kultur mehr. Und damit ... eine zerstörte Kirche, auf deren leergeräumten Altären sich Dämonen einnisten.
Noch mehr aber: Die Raum läßt für eindringende Kulturen, die um die Notwendigkeit von Geschlossenheit (die im Religiösen ansetzt) noch wissen (wie es beim Islam der Fall ist), die notwendig auf Verdrängung der Kultur, die sie zuwandern läßt, ausgerichtet ist. Kultur kann es nur bei und innerhalb religiöser Einheit geben. Kultur ist aber die jeden Einzelnen nicht nur umschließende, sondern dialogisch-real einschließende, also ihm persönlich zugeordnete Gemeinschaft, deren Teil er ist, sonst kann er nicht Mensch sein.***
*Das ist nur eines der Indizien das belegt, daß der eigentliche Grund für diese individualisierende Denkart lutherisch-protestantischen bzw. reformatorischen Ursprungs (als Charaktereigenschaft, die sich denn ihre Theorie formt) ist. Gerade Luthers rigorose Abwehrbewegungen gegen so manches zeigen es am meisten, so sein Antisemitismus, in dem er bewußt ablehnte, was er unbewußt anrichtete, um sich so zu exculpieren.
**Genau so hat sich ja die katholische Liturgie seit den 1970er Jahren entwickelt, die meist eine pure Ersatzveranstaltung bzw. ein aber nun weltimmanenter Versuch ist, diese Einheit wiederherzustellen (was man mit der Rede von der "participatio actuosa" vernebelt.)
***Es kann deshalb auch nicht funktional nachgebildet, also simuliert werden.
*171216*