Es ist ein guter Text, und der Lektüre wert, den Werner Reichel auf ortneronline veröffentlicht hat. Nichts Neues, gewiß, er ist auch nicht überuniversal, aber von Zeit zu Zeit ist es ganz, gut, wenigstens Teile dessen zusammenzufassen, was man in vielen Teilgedanken bereits gefaßt hatte. Unter dem Titel "Das letzte Aufgebot des Establishments" geht es um die Situation vor und nach der nunmehr entschiedenen Bundespräsidentenwahl in Österreich, in der der (extrem) Linke Alexander van der Bellen in einer Kollektivanstrengung der Linken den "rechten" Kandidaten Norbert Hofer gerade noch einmal in die Schranken weisen konnte. Einmal noch hat es funktioniert, jeden, der dem Establishment gefäührlich werden könnte, das Etikett "böse" umzuhängen. Aber diese Taktik hat ein Ablaufdatum.
Der VdZ erlaubt sich darüber hinaus den Hinweis auf den mehrteiligen Artikel vom Mai d. J., als er auch davon ausging, daß Hofer die Wahl verloren habe. Das meiste kann auch für diesen Wahlgang vom 4. Dezember als gültig beansprucht werden. Wo ermeinte, es sei noch zu früh. Noch habe das Establishment genug Kraft. Aber diese Kraft hat ihren Zenit überschritten, sie wird mit jedem Jahr, mit jedem Testlauf schwächer, weil sie sich selbst zerstört.
Ohne daß man übersehen darf, daß diese Wahl ein Schein- und Stellvertreterkampf war. In dem scheinbar reale Politik am Prüfstand stand, wie sie in dieser Form gar nicht in die Kompetenz des österreichischen Bundespräsidenten fällt. Und ein wenig hat der VdZ den Verdacht, daß die FPÖ und ihr Kandidat Hofer dieser Verlockung auf den Leim gegangen sind, und damit diese Niederlage eigentlich verursacht haben. Denn während Hofer mit Grundsatzprogrammen durch die Lande tourte, reiste van der Bellen - der noch vor wenigen Jahren lokale Verwurzelung als Krankheit, ja böse Tat verkündet hatte - mit sprichwörtlicher Lederhose und Trachtenjanker durch die Bauerndörfer. Die Städte, weil sich heutige Städte als Ansammlung wurzelloser, pseudowirlich "aufgestiegener" Ex-Bauern präsentieren, die zu funktionalistische orientierten Massen und Konsumenten degradiert sind, mit eigentlicher Stadt als hochkulturellem Organismus hochindividualisierter Menschen nichts mehr zu tun haben, also links sind, weil sie es nicht mehr besser wissen, damit Ansammlungen des Akademikerproletariats sind (und derer, die "oben" dazugehören wollen) - fielen ihm ohnehin wie von selbst zu. Weil die FPÖ sehr wesentlich "Restverwertung" ist, also Sammelbecken jener Bürgerlichen, die durch alle Roste fielen, sie sich als "Heimat" des Bürgertums (im besten Sinn) erst herausbilden muß, nach wie vor.
Eines aber ist in Anknüpfung an die Analyse vom Mai aber noch klarer: Das bürgerliche Lager hat nun endgültig ein neues Dach gefunden, unter dem es sich sammelt. Die ÖVP (als österreichische Version der deutschen CDU/CSU) ist nun endgültig erledigt. Die Äueßrung von Hofer, daß die ÖVP mit ihrer Aktion, ihre Bürgermeister (!) zur Unterstützung von van der Bellen aufzurufen ein Harakiri-Aktion gestartet hatte, ist völlig richtig. Zumal lange schon vorliegende Analysen zeigen udn bestätigen, daß die "Rechten" der Gegenwart aus dem früheren bürgerlichen Lager stammen und alles andere als "rechts-radikal" sind.
Aber der ÖVP ist nicht mehr zu helfen, sie ist bereits durch die von ihr selbst immer mehr mitgetragene linke Schule gegangen und damit sich selbst entfremdet weil gleichgeschaltet. Der Vater des VdZ hat (als Politiker) bereits in den 1940er/50er Jahren diese Gefahr kommen sehen, als er den Griff der SPÖ nach den Akademikern anprangerte. Der nur gelang, weil man die Pardonierung der "Altnazi-"Bürger (10 % der Bevölkerung) vorantrieb (darunter ein äußerst hoher Prozentsatz von Akademikern, darunter nachweisliche Kriegsverbrecher) und so das ("sehr rechte") Bildungsbürgertum in die SPÖ (im Bund Sozialistischer Akademiker - BSA) integrierte. Heute ist "linksintellektuell" und "Akademiker" fast schon Synonym geworden, weil sämtliche Institutionan von SPÖ-Mitgliedern, die dieser Partei alles verdanken, strukturell durchgeformt wurden. Sie waren es, die die Universitäten in die Hand bekamen. Neben dem Fernsehen. Alles andere fiel damit, wie es fallen mußte.
Und das war ja die nicht einmal wirklich geheime Intention der linken Politik seit Bruno Kreisky, der wußte, daß die Mehrheit der Österreicher, ja jeder (!) Bevölkerung konservativ ist. Also mußte er diese Mehrheit aufspalten, sonst hatte linke Politik keine Chance. Und das mußte man über ihre Eliten tun. Der damit wenigstens noch Geist genug bewies, die Grundkonflikte einer Gesellschaft zu begreifen. Umso effizienter hat er diese ja zerstört, denn er wußte exakt um die neuralgischen Punkte - die Ehe, die Familie, die Elite. Als die ÖVP die letzte "echte", natürlich konservative Akademikergeneration (durch Alterung) verlor, war ihr Niedergang besiegelt. Sie ist seit den 1990er Jahren nur noch nützlicher Idiot der Linken.
Der CDU dürfte es sehr ähnlich gegangen sein, aber das ist eine andere Geschichte.
*091216*