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Sonntag, 24. April 2022

Der Lohn des Priesters auf unserem Tisch (2)

Diese Wahrheit ist in allen Völkern und zu allen Zeiten wenigstens in einem bestimmten anfanghaften Beginnen auch noch mehr oder weniger erinnert worden. Vor zehntausend Jahren ganz gewiß noch mehr als nach dem Wiederbeginn nach der Sintflut, seither aber wieder deutlich abgeschwächt und immer schwcher werdend. In gewisser Hinsicht können wir also sagen, daß wir es heute deutlich schwerer haben, als unsere Vorfahren vor 4.000 Jahren. Die sich noch besser erinnern konnten, so könnte man es ausdrücken. 

Während wir uns immer schwerer tun. Umso schwerer, als wir einen Stoß gegen die Erinnerung erlebt haben, indem vor zwei-, dreihundert Jahren in einem massiven und sehr praktischen, realen Vorgang die Tradition abzureißen versucht wurde.

Ein Vorhaben, das in den letzen zwei Generationen eine Dynamik angenommen hat, die schon Menschen wie mich, den Geburtenjahrgängen der ersten 1960er-Jahrgänge zugehörig, eine Zeit, deren Menschen noch in "zwei Welten" standen - in der alten wie in der revolutionären, also das Vorhandene niederreißenden neuen - die also noch uns heute 60jährigen und Älteren immer deutlicher bewußt wird, je mehr wir uns der eigenen Schwelle zum Tode nähern.

Denn spätestens dann, im Schwinden der letzten irdischen (gefallenen) Kräfte, wird uns das Geistige noch deutlicher als unseren Nachkommen, weil wir es noch in gewissen Rudimenten ERLEBT haben. Und Älterwerden in jedem Fall ja ein Zurückkehren zu diesen Elementen der eigenen Kindheit bedeutet. Unser Nachkommen sind zwar demselben Gesetz unterstellt, aber ihnen fehlt nicht nur das URBILD, das sie gar nicht mehr erfahren haben, sondern ihnen wird auch die Zeit des Sterbens selbst zu kurz werden!

Eines dieser von den Ur-ur-ur-Vorfahren übernommenen Elemente war nunmehr das Opfer am Altar als unbedinge Notwendigkeit, um überhautp existieren zu können, und ohne das die Welt in Dunkelheit und Nichts fallen würde. Auf jeden Fall, könnte man hinzufügen, denn seit der Präsenz der vererbten Sünde IN DER MENSCHHEIT (wir haben über die Bedeutung dieser Begrifflichkeit vor einiger Zeit gehandelt, lesen Sie doch bitte nach, wenn darin Unklarheit besteht?) hat das Irdische keine definitive "paradisische Gelingenssicherheit", ist also unser irdisches Leeben lediglich die Vorbereitung auf den Akt der Neuschöpfung, wie wir ihn oben ausgeführt haben. 

Und dabei ist es nur angebracht, zu dieem Opfer auch das Höchste uns zur Verfügung Stehende Gott darzubringen. Das Schönste, das Vollkommenste, das Beste. Es nahm seinen Ausgang bei Rind, diesem offenbar weltweit und zu allen Zeiten als am Vollkommensten angesehene Tier, diesem Urbegriff von geschöpflich-irdischem WERT also. Zur Kultur gehörend, weil alles was Teil des Menschenlebens ist kraft der Natur (=Wesen; also das, wie etwas "issend-sein-will und soll"), war damit der Kult Ausgang und Endpunkt des menschlichen Lebensvollzuges, der Kult-ur. 

Die besten Teile wurde nunmehr also auch dem Gotte geopfert. Aber der Mensch hat dieses Opfer nicht nur "für" Gott dargebracht, sondern er hat im MIT GOTT GEHALTENEN MAHL (man siehe deshalb die Bedeutung des "Abendmahls", wie es Christus mit seinen Jüngern hielt UND HÄLT) AN DIESER WAHREN GÖTTERSPEISE TEILGENOMMEN, also damit "an der Sphäre Gottes", an seinem innergöttlichen Leben teilgenommen. Indem er MITgegessen hat.

Und daran erinnern wir uns an diesen höchsten Feiertagen der Welt, den Ostertagen. Deren Ordnung wir als Urmaß des vollkommenen, gelungenen Tages ansehen dürfen wie müssen. (Denn das Feiern ist auch eine Pflicht, nicht nur eine Vergünstigung.) Durch den Verzehr der (im symbolischen Segen noch einmal zur Privatliturgie, gewissermaßen, gesteigert, obwohl dieser Begriff ein Widerspruch in sich ist, denn Liturgie bedeutet ja ÖFFENTLICHES Handeln) österlichen Speisen.

Des Bratens - das Rind, das aber durch die noch spezifischere Symbolik des Lammes ersetzt wurde, weil die Wehrlosigkeit des Lammes, dessen irdische Friedfertigkeit und Machtlosigkeit die meist still bleigende Wirkweise des Geistes Gottes noch präsenter macht - natürlich, aber am Symbolischesten und immer noch (wenigstens ab und an!) Teil unseres Alltags im Osterschinken (der Schinken ist der edelste, kostbarste Teil des Tieres), in den Ostereiern (Siehe Anmerkung*), in den geistigen edlen Getränken, im Genuß des Eros der Weltdinge sohin (denn darin liegt ihr Sinn), und also im Besten des Besten, das unsere Küche zu bieten hat. Und manch einer gieß noch ein Glas auf die Gräber der Väter, stellt einen Teller mit Speisen auf die Ruhestätten, um sie, auf deren Schultern wir stehen, solcherart an den vergeistigten irdischen Dingen teilhaben zu lassen.

Ausgehend vom Urbild, dem Opfer des Priesters, an dem wir im Kult teilnehmen durften. Jeder an sienem Platz, natürlich, denn nur in der Ordnung kann es ein Teilnehmen geben, aber von dort aus als Grundgrammatik der Welthaftigkeit selbst in unseren Alltag hinein ausgebreitet, ist as Auifatmen der gesamten Schöpfung zu hören, das als Lobpreis bis vor Gott den Vater dringt.

Sie nehmen ebenso an unserem Opfermahl teil, wie es die uns Zubehörigen tun, jeweils in der Abstufung der Rangordnung. Um die Priester nicht zu vergessen. Ja, im Verzehr des Schinkens (als des Edelsten) liegt sogar noch ein Hinweis auf die Königlichkeit, als dessen Teil das Priestertum zu sehen ist.  Von Christus, dem König der Könige, zu unerem eigenen Urbilde hin veredelt, sind wir auch in unserem alltäglichsten Tun, so wir es zur Kultur erheben, zu Priestern geworden. Denen nunmehr also der traditionelle Lohn der Priester - die Schinken! - gebührt. 


*Das rein-heidnischeste unter diesen Symbolen wäre eigentlich das Ei. Das als reines Fruchtbarkeitssymbol gilt und galt, aber im Katholischen freilich einen eigenen pragmatischen Sinn erhielt. Denn es war zur Fatenzeit (in der Orthodoxie ist das immer noch Praxis) auch nicht gestattet, Eier zu verzehren, dieses "flüssige Fleisch", wie man es auch nannte. Also wurden die Eier gesammelt und durch Kochen haltbar gemacht - um sobald die Fastenzeit aufgehoben war, also zu Ostern, verzehrt zu werden. 

Das Verstecken der Eier, das keineswegs ein Kinderbrauch war (die "Kindheit" als "eigene menschliche Existenzweise" könnte man als eine Erfindung des 19. Jhds. bezeichnen, als eine Art "höhere Lebensweise", die sich aber auf den im Teufel unserer Kultur, den Prototyp des gegenwärtigen Menschen: Rousseau, definitiv ausgearbeiteten Wan des "Urmensch, vollkommener Mensch Kind" zurückführt und längst entsorgt werden müßte, es richtet IMMENSEN Schaden an), ist dabei als eine weitere Verquickung der Fruchtbarkeit DER NATUR SELBST, aber auch im Zusammenhang von Fruchtbarkeit und Überraschung zu sehen.