Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 29. April 2022

Ein Ganzes braucht das egoistische Teil-Sein (3)

Was sich aber vor allem aus diesem Befund erlesen läßtAber das, was wir der zuletzt erwähnten Lektüre wirklich entnehmen können, was das wirkliche Faszinosum darstellt, ist etwas anderes. Mich hat seither der Gedanke nicht mehr losgelasse, daß wir es mit zwei Ebenen zu tun haben, in denen ALLES steht.

Die eine ist die des konkreten Alltäglichen, in dem jedem Ding nur begegnet (umd mehr wird auch nicht wahrgenommen, mehr ist gar nicht am Bildschirm, und mehr wird auch gar nicht beherrscht oder direkt befehligt) die als eine Einheit für sich steht. Dieses Selbstsein ist es, das das Selbstbewußtsein prägt, und den Rahmen steckt, in dem sich das praktische Leben vollzieht.

An dessen Rändern erst greift es in die nächste Ebene über, die für die Einheit selbst aber praktisch irrelevant ist und auch abstrakt und unerkannt bleibt. Man gibt dem Muskel X nicht den Auftrag "Los, geh!" Sodern vom Gesamtgeschehen her, von der Befehlszenhtrale also, erfoglt nur der Auftrag "Sei Du selbst!"

Ein Gesamtauftrag eines Organismus - somit auch der Sinn der Welt - erfüllt sich nur in dem Maß, ALS ALLES ES SELBST IST.
Ja man könnte sogar sagen: Umso besser, als alles IN SEINEM RAHMEN BLEIBT UND DENKT.

Wir wollen dies am Beispiel von Militär, von Soldaten, Waffengattungen und Regimentskulturen illustrieren. Also kann man auch dem Militärhistoriker Sönke Neitzel nur beipflichten, nnd versteht was er sagt, wenn er anführt, daß diese Kampfbereitschaft, diese blutige, direkte, im Einzelnen so bedeutende Einsatzbereitschaft der größte Mangel an den heutigen Militärs ist. Denn wo immer sich wirkliches Militär finden läßt ist es kampfstark, weil (und soweit) es sein tun als Handwerk auffaßt.

Aus zahllosen Berichten lassen sich also Aussagen destillieren, die sämtlich diese These stützen. Umso klarer tritt dies hervor, als Soldaten (im Kampfeinstz) eigentlich nur eines ollen: Überleben. Und sie tun dies mit den Mitteln und dem Zusammenhalt im Kleinen, im Einzelnen, in der ersten wirklich selbsterhaltungsfähigen Ebene, dem Regiment. 

   QR Prof. Sönke Neitzel
Das macht die große Bedeutung auch der Kontinuität im Militär aus, das es primär nur als "Clan-Militär" gibt. Als Soldatenverbund, der ein "für sich sein" hat, der also auch eine bestimmte Waffengattung ausdrückt. Wo immer diese Partikular-Kultur verloren ging hat sich auch die Stärke, ja sogar die Existenz einer Landesarmee aufzulösen begonnen. Eine Armee kann aber nur funktionieren, wenn seine Teile ALS SIE SELBST ihren Selbsterhalt (als Selbstsein) in den Vordergrudn stellt. Und die Einbindung in jeweils nächsthöhere Ebenen nicht bezweifelt oder gar zurückweist.

Gerade an der Armee läßt sich also der Grundsatz besonders deutlich erkennen: Daß das Ganze erst in dem Maß besteht, als das Einzelne "egoistisch" nur "an sich denkt".

Übrigens glaube ich nicht, daß Sönke Neitze lweiß, was er da "entdeckt" hat. Sodaß er auf der Ebene der Phänomene stehen bleibt, und wo er sie zu deuten versucht, auf ideologischen Sauerampfer zurückgreift. Aber damit ist er nich tallein: Ich glaube sogar, daß weiteste Teile der sogenannten Massenpsychologie zwar richtig den Mangel der Vermassung zum Anlaß haben, aber in der Deutung über weiteste Strecken völlig neu und anders gedacht werden müßten. 

Denn das Übel liegt nicht an der "Anzahl", an der Quantität, auch nicht an deren Folgen, sondern aus der AUS GANZ ANDEREN BEZIRKEN herkommenden defiziösen Teilidentität. Stammt also aus dem Verlust der Integrität von Gruppen, die aber erst identitätsbildend wirken können. Vermassung stammt nicht aus der "Menge", sondern aus der Vereinzelung, und Vermassung ist damit keine Ersatzidentität, sondern das Übergewicht eines eigentlich  nur immanent Realen: Der Übergang, die Dehnfuge zwischen den Ebenen gewissermaßen, wird zum Inhalt.

Was grotesk wirkt sieht an, daß in allen diesen Massenanalysen gerade die "Vergruppung" als Problem dargestellt wird. Nichts wäre falscher! Dieses Fehlurteil stammt aber eben aus dem Unsinn der Aufklärung, die das autonome Individuum als das menschliche Kriterium an sich sieht, dabei aber verkennt, was Individualität überhaupt erst schafft. Nämlich nicht die "Autonomie", sondern im Gegenteil, die organische Integration in eine reale, den Inividualhorizont ausfüllende, sinn-enthaltende Gruppe.

Der Bogen zu den social media ist somit gleichermaßen rasch gezogen. Sie sind zeitgerecht erschienen, als die Welt bereits auf sie hingeformt war.

Die Zerstörung der verfgangenen Jahrzehnten war genau dieses Aufbrechen des Einzelnen hin zu einem Allgemeinen. MIt dem falschen Versprechen, dieses Allgemein KÖNNE auch adäquat gedacht werden. Eine Lüge, eine Illusion, die aber einen entscheidenden Effekt hat: Das GANZE hört auf zu funktionieren, weil das Einzelne sein Eigengewicht verliert. 


Erstellung 22. April 2022 - Ein Beitrag zur