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Donnerstag, 14. April 2022

Man nannte sie "Rus" (4)

Apropos Existenz. Die bestritten die Wikinger durch den Handel mit Fellen (aus der Jagd, oder im Handel mit den Slawen nördlich und östlich des Ladogasee günstig eingetauscht, übrigens meist in dem sehr interessanten sogenannten "stillen Tausch". 

Und da waren vor allem noch die Sklaven. So ein Sammelbecken hat jede Mene identitätsloser Gesellen, die nru darum betteln, von einem Vikinger gefangengenommen und tausende Kilometer verschleppt zu werden. 

Und, natürlich, waren da noch die Beutezüge, zu denen sich vor allem die (schutzlosen) Klöster und Kirchen der Christen anboten, die nun überall im Westen des Kontinents entstanden waren. Gewissemaßen verdankendie Vikinger einemsolchen Raubzug, dem Überfall auf das Kloster Lindysfarne, ihren Eintritt in die Geschichtsschreibung. 

Denn des Vikinger (und vor allem seiner Frauen) Gier nach Silber und Pretiosen war bemerkenswert. Die Silberschätze, die man gefunden hat und noch heute findet, wenn man etwa in der Urkaine eine neue Autobahn anlegt und einen nicht korrupten und aufmerksamen Bauleiter hat, sind immens. 

Es steht zu vermuten, daß dieses Vergraben von Silbermünzen religiösen Sinn hatte. Denn mit dem Tod war den Skandinaviern nicht alles aus, keineswegs. Da fing es sogar erst an. Und dazu stand ihnen zur Verfügung, was sie sich eben zu Lebzeiten zusammenraffen hatten können, oder was ihnen dann noch geopfert worden war. Wie ihr Pferd, oder die Hausdiener. Oder wie häufig: Der Hund. Oder ein Falke, den man vorsorglich gleich köpfte (warum wissen wir aber nicht.) 

Also auch der angehäufte Silberschatz. Den die Vikinger dann eben sogar selber noch vergruben (denn auch damals brannten Silbermünzen eher nicht so gut) um im Jenseits, in Walhall, zur Verfügung zu stehen. Vermutlich, aber die äußerst zahlreichen Funde solcher Münzenschätze etwa auf der Insel Gotland, die für einige Jahrhunderte florierendes Handeslzentrum gewesen sein muß, lassen kaum einen anderen Schluß zu. 

Als "Bankdepot" kann man sie kaum interpretieren Dazu waren sie auf der Insel siebzig Kilometer vor Schweden, die quasi exemtes Territorium gewesen sein muß, auf dem nur einige Skandinavier und jede Menge von Personen sehr östlicher und südöstlicher Provenienz dauernd gelebt haben dürften, vielleicht Händler, vielleicht Sklaven, sicher weiß man das nicht, zu ungeschützt und zu wenig diskret vergraben worden.

Das Aussehen so eines Nordmanns muß martialisch gewesen sein. Diese Beschreibung zieht sich durch wirklich alle Berichte, die wir haben. Sie überragten nicht nur alle übrigen Völker um Haupteslänge, waren nicht nur ausnahmslos weit kräftiger und von durch den dauernden Kampf bestens austrainierter Statur, die signalisierte, daß sie jederzeit zum Kampf bereit waren, sondern sie unterstrrichen das noch durch Tattoos vom Kopf bis zu den Zehen, ja bis zwischen die Finger. Keine Stelle ohne Tattoo. 

Sie soffen gerne und viel, spielten vor allem leidenschatlich, das muß man einfach schließen - keine Ausgrabung ohne Spielwürfel. Sogar ins Jenseits gab man sie ihnen mit. Und sie stritten offenbar gerne und viel. Wobei sie sich keinen Zwang antaten - so ein Haupt ist gleich gespalten, wen kümmert es.

Deshalb ist bemerkenswert, wie oft erwähnt wird, daß die Vikinger mit ihren Sklaven sehr freundlich umgegangen sind. Aber das ist erklärbar. Immerhin hat man sie ja wirklich und lebensnotwenig gebraucht, speziell auf den Reisen vom Süden nach dem Norden, durch die wilden Wälder und Sümpfe und über die Stromschnellen auf den langen Flußfahrten. Da mußte sich jeder auf jeden verlassen können, das Leben hing davon ab. Und auch an Land lauerte der Tod an jeder Ecke. Vielleicht waren Sklaven also die einzigen wirklichen Freundschaften, die sich so ein Vikinger leisten konnte.

Umso interessanter ist die geschichtliche Entwicklung, in der sich diese blutrünstigen, brutalen Gesellen im Laufe der Jahrhunderte bis in den Zustand des 13., 14. Jahrhunderts wandelten, wo sie nur noch eines zu wollen schienen: Bauern zu werden, in Ruhe zu siedeln, Vieh zu züchten, und in geselliger Runde ein Wildschwein zu verzehren. Oder waren das die Kelten? Hier verschwimmen die Lebensweisen, ganz gewiß.

Ein Leben als Sklave, um das noch einmal aufzugreifen, war zu der Zeit ohnehin nicht unbedingt ungewöhnlich, schon gar nicht immer schrecklich und unerträglich. Es war sogar ziemlich anders, als wir es uns vermutlich vorstellen. Die wir von der Nordstaatenpropaganda (der sich Harriet Beecher-Stowe mit "Uncle Tom's Hut" gerne angedient hat, immerhin hat es sie reich und berühmt gemacht) und dem heutigen linken Wokismus verblödet sind, wie die Vikinger tätowiert waren.


Erstellung 06. April 2022 - Ein Beitrag zur