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Freitag, 1. April 2022

Die nicht wissen, daß sie verloren haben (1)

Eigentlich hat man es satt. Man hat das Thema satt, man hat den Streit satt. Und es ist ein Sattsein der Rechtschaffenheit, weil alles getan, alles gesagt, alles gemacht ist. Der Sieg ist errungen, und das Ganze gerettet, denn der Gegner hatte nicht nur ein Einsehen in die wahren Kräfteverhältnisse, sondern er hat anerkannt, daß er im Spielfeld bleibt. Der wahre Sieg der Demokratie ist ja genau erst dann errungen, wenn letztlich alle EINE EINHEIT sind, die sie nie verlassen, das ist ja das Tragfähige daran. (Siehe Anmerkung*)

NICHT um die Vereinung von Unvereinbarem also geht es, NICHT um die sogenannten TOLERANZ, sondern um die Einung auf EINEM Wort. Diese Hoffnung auf das Wesen der Vernunft - Einigkeitsschaffung - hatte ja dereinst die Aufklärung beflügelt, darum ging es allen in Wahrheit, die sie da aus dem Mittelalter herauskamen, und niemals damit gerechnet hatten, daß es Zeiten geben könnte, in denen NICHT mehr von alle dem ausgegangen wurde, von dem sie noch ausgegangen SIND. Weil es selbstverständlich war. Daß Zeiten kommen würden, iin denen der Gegner vernichtet werden mußte, weil er sonst niemals einsehen würde, daß er besiegt war. 

Daß die Regeln des Siegers mit denen der Vernunft übereinstimmten, und damit die Würfel gefallen, die Weichen gestellt sind. Und man fortan und gehorsam diesen Schienen folgen würde. Weil man es noch konnte! Weil man noch DA war. Weil Sieg NICHT Vernichtung, sondern Fazit eines Schaukampfes war, in dem das Zeigen der Waffen ausreichte.

Aber das Geheimnis der Weltwerdung ist leider anders geworden, als vom Schöpfer gedacht. Es ist leider so verdreht worden, womit niemand gerechnet hatte. Weil wir in Zeiten leben, in denen die entscheidenden Weichenstellungen nämlich erst dann passieren, wenn das Eigentliche eigentlich vorbei ist. Wenn das Ewige bereits daheim am Sofa sitzt, Fruchtgummis kaut und in Goethe's Wahlverwandtschaften blättert. In der Zufriedenheit, seine Arbeit getan zu haben.

Manchmal denke ich mir, daß es in der furchtbaren Kulturapokalypse von 1914-1918 genau darum gegangen war. Daß der Krieg nach einem halben Jahr (allerspätestens aber 1916) tatsächlich entschieden, die Weichen für die Zukunft Europas gestellt waren. Aber als die Sieger das glaubten, und glaubten, daß die Gegner es anerkennen würden, und man sich nun mit neuen Bedingungen ausgestattet wieder an den Verhandlungstisch begeben könnte, kam alles anders.  Da mußten sie feststellen, daß der Gegner das Schlachtfeld nur geräumt hatte, um Platz für seine nächste, diesmal ultimative Attacke zu schaffen. In der zwar alles zerstört werden würde, also auch der eigene Boden, auf dem man stand, aber der Sieger DOCH NICHT gesiegt, sondern verloren hatte.
Man lud in den Ballsaal, aber der Feind strömte in die Gräben und Kasernen, und schlug noch in der selben Nacht mit neuer Wucht los. 
Kultur heißt aber zu wissen und darauf vertrauen zu können, daß alle wissen, wann eine Sache fertig, ZU ENDE ist. Kultur heißt, daß man NICHT darauf abzielt, unter Hintanstellung aller Vernunft alle Skrupel beiseite zu legen, und den Gegner VERNICHTEN zu wollen weil zu müssen, weil es ein Anerkenntnis des Sieges sonst niemals geben wird. 
Kultur heißt, IMMER DAS GANZE ZU WAHREN, gleichgültig, wie der Sieger heißt. Weil Kultur heißt zu wissen, daß das Einzelne NUR AUS EINEM GANZEN HERVORGEHT. Daß deshalb kein Sieg (und damit auch KEINE NIEDERLAGE) TOTAL sein darf. Nie. Weil die VERNICHTUNG DES GEGNERS auch die eigene Vernichtung bedeutet.   
Aber wir erleben es jetzt, gerade, wieder winmal, und zum ungezählten mal. Genau DANN kommen sie, und womit niemand mehr gerechnet hätte, weil doch die Schlacht geschlagen ist, bauen die Träger einer vermeintlichen Neuen Welt - von der sie nur reden, an die aber niemand glaubt, und sie am allerwenigsten - die Kulissen auf. Kommt man nach drei Wochen wieder auf die Szene, ist zu eines völligen Erstaunens alles ganz anders! 

Die in der Argumentationsschlacht - Analogszene: Entscheidungsschlacht - Unterlegenen, die, die deutlicher als deutlich gesehen haben, daß ihre Waffen nicht reichen, haben die Großmut des Siegers schändlich mißbraucht. Sie haben ganz einfach NICHT anerkannt, daß sie verloren haben, auch OHNE daß der Gegner das besiegte Terrain mt Bomben und Dampfkanonen plattgewalzt hat. Und sie vom Haken in der Meinung vom Haken ließ, daß eine Entscheidung getroffen, der Krieg entschieden sei. 

Sie anerkennen das uralte Kulturwesen des Menschen nicht, der im ZEIGEN die Dinge beläßt. Der weiß, daß das Darstellen alles ist, und daß sich alles Sonstige nach dem realen Bilde fügt, nicht technischer Bearbeitung. Der Vernünftige, der Kulturmensch, braucht die Schultern des Atlas nur anzusehen, um zu wissen, daß sein Schmalspechtgestell dafür nicht ausreicht, und er also besiegt ist ohne auch nur eine Minute "real" gekämpft zu haben. 

Wenn dann der Hühne und Held müde und zufrieden auf die Sopha plumpst, weil sein Werk vor Gott getan ist. Dem es nur aufs Darstellen ankommt, denn "agere sequitur esse", das Sein ist's, nicht das Tun, nach dem Entschieden wird. Wer rechnet dann aber mit jenen, die TUN OHNE JE SEIN ZU HABEN? Die die Welt nach Schein lenken und renken wollen, und ihr Werk immer erst nach Dienstschluß beginnen. Die nie lernen, im eigentlichen Sinn, weil sie nicht nur von Anfang an wissen, worauf alles hinauslaufen wird, wenn sie das Schlachtfeld betreten. Sondern die ihre Schlacht immer erst beginnen, wenn die anderen bereits abgezogen sind.

Der Witz aber, nein, die Tragik der Sache ist, daß das Werk der Zerstörung erst nach der Niederlage beginnt. Wenn die Besiegten so tun, als kehrten sie nur die Böden, in Wahrheit aber ihre Messer zücken, um mit ihnen den schlafenden Siegern die Schlagadern zu öffnen.

Wovon hier so umständlich die Rede ist? Von der Coronathematik. Was immer oben geschrieben steht, ist darauf anzuwenden. Während wir uns aber wieder dem Eigentlichen zugewendet haben, während wir begonnen haben, aus den Resten, die noch vorhanden sind, wieder so etwas wie einen Lebensvollzug aufzurichten, in dem Leben und Lebensläufe geschehen und geformt werden, füllen die Verlierer die vermeintlich bereits geräumten Schlachtfelder. 

QR Mahnwache Münster
Mehr fällt mir zu dem Thema nicht mehr ein, wenn ich Nachrichten lese wie die, daß es in Münster (Deutschland; für die, die das nicht mehr wissen und glauben) jüngst eine "Mahnwache" gab, in der es wieder einmal oder scheinbar doch noch immer "gegen die Nazis", "gegen die Coronaleugner", kurz: Gegen die Impfgegner ging. Corona sei nämlich JETZT so gefährlich wie nie. Und so weiter. Und so fort. Die Finger sträuben sich, diesen ganzen Sermon noch weiter auszutippen. 

Ich verzichte mit tausend Küssen auf jedes "Siehste!", auf alles "Nun zeigt sich, daß ich recht hatte!" und auf jedes "Gib es zu!" schon gar. Wenn doch endlich endich aufgehört wird, dieses seit je tote Pferd zu reiten. Hört endlich mit diesem Coronaschmarren auf, und widmen wir uns endlich wieder dem Leben, dem richtigen Leben. Kratzen wir zusammen, was noch davon übrig ist, und beginnen wir aufzubauen, was wieder aufgebaut werden muß. 
ABER HÖRT DAMIT ENDLICH AUF! 
Der morgige Teil 2) wird davon handeln: Von Menschenopfern und den Nichtsenden. Vom schlimmsten Zustand, in den ein Mensch fallen kann. Und von der einzigen Hoffnung, die wir haben dürfen