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Montag, 25. April 2022

Wunder sind das Realste (1)

So viel und so gern wird über alles das gesprochen, was Geschichte gemacht habe, was diese oder jene vergangenen Ereignisse ausgelöst, bewirkt habe, was die Motive zu diesem und jenem gewesen seien, und doch bleibt praktisch immer mehr Offenes übrig, als von Historikern geklärt werden kann. Gerade bei so komplexen Geschehen wie den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts mache ich die Erfahrung, daß ich mich schon so viel mit diesen Kriegen, der Geschichte davor, danach, mitten drin befaßt habe, und in meiner Bibliothek findet sich eine ganze Unterabteilung der Geschichtsschränke, die nur diesem Thema gewidmet ist. 

Aber zu DEM wirklich grünen Faden in allem habe ich bis heute nicht gefunden, bleibt man innerhalb der "weltlichen" Kriterien, die ja angeblich alleine Geschichte regelrecht sein sollen. Ja mir scheint gar, daß mit der Zunahme von Aspekten und Details durch neu Dazugekommenes, Gehörtes, Gelesenes, Durchgedachtes die Sichtweise nur unsicherer wurde.

Die Freizügigkeit der Debatte, wie ich sie zumindest in den letzten zwanzig Jahren (v. a. durch die Archiveröffnungen in Moskau nach 1990) erlebt habe, die Zunahme des Gewichts der sogenannten "Wissenschaften" dazu, hat der Sache einen sogar gefährlichen Dienst erwiesen. Denn die Geschichtsforschung tritt beim Thema "Drittes Reich" in jene Phase ein, in der ganz neu auftauchendes, aber nun reines Akten- und Lektürewissen in die Debatte eintritt. Und so entstehen Thesen, die so gar nicht stimmen, aber aus den Dokumenten scheinbar - scheinbar! - völlig neue Bewertungen ergeben.
Und das hat mit dem Umstand zu tun, daß das persönliche Zeugnis in den Hintergrund getreten, die Geschichte nicht mehr aus Geschichten zusammengesetzt ist, nicht mehr erzählt, sondern konstruiert wird. Mit dem Tod der letzten Zeugen dieser Zeit ist aber nicht nur diese quasi lebendige Quelle bereits nahezu vollständig versiegt, sondern auch das Zeugnis das bereits literarisch vorliegt scheint immer mehr in den Hintergrund zu treten. Stattdessen haben wir es nur noch mit Aussagen zu tun, die zu meinen dumm-naive Neuinterpretationen sind, oder denen es zum anderen an jedem realistischen Einordnungsvermögen fehlt.

Umso wertvoller schätze ich jene Zeugnisse ein, die auf verläßlichen Personenaussagen beruhen, denn immerhin ist es nun meine, unsere, die Generation der in den zwei Jahrzehnten nach dem Krieg - also von "Kriegseltern" - Geborenen, die noch aus ihren direkten Verwandtenerlebnissen wenigstens deren Erzählungen und persönliche Glaubwürdigkeitseinschätzungen beziehen. Wehe jenen Nachkommenden, die nur noch die Akten der Archive zur Verfügung haben. Und denen jene Realitätserfahrung fehlt, aus der heraus sie das Wesen solcher Schriftstücke auf Wahrhaftigkeiten bewerten könnten.

Wie bedeutend das ist wurde mir erst dieser Tage durch ein ganz anderes Ereignis wieder einmal vor Augen geführt. Und zwar geht es um einen Faktor in der Geschichte, der in meinen Augen UNVERANTWORTLICH UNTERBEWERTET wird, und zwar gerade von uns Katholiken. Die wir doch an einen Gott glauben, dessen WESENTLICHES MERKMAL der Eintritt in die Geschichte war und nicht nur das: LAUFEND IST.

Gott als Wirkfaktor der Geschichte, das ist es, woran wir glauben, und was sogar das Herz unseres Glaubens ausmacht. Hier haben wir sogar auch jene Werke des Glaubens,von denen Paulus spricht, ohne die der Glaube tot wäre. Hier haben wir die Werke, AUFGRUND DEREN wir glauben.

Wieviele Interpretationen, Schlüsse, Urteile über geschichtliche Ereignisse sind nur deshalb "unlogisch", werden nicht und nicht erklärbarer, und werden noch weit mehr falsch gedeutet und gesehen, weil dieses Eingrifen Gottes ignoriert, gar nicht als wirkmächtigen Geschichtsfaktor angesehen wird. Wie sehr hat also auch hier bereits Technizismus und Mechanistik des Weltbildes das Bild von der Welt so entstellt, daß es gar nicht mehr der Wirklichkeit entspricht.

Ich möchte das an einem Beispiel illustrieren. Das für uns in Österreich und Deutschland speziel sehr lehrreich sein sollte, denn es betrifft ein Ereignis, das in der Schweiz, wie man hört, noch immer sehr erinnert und präsent ist.

Stelle sich doch aber der Berliner oder Wiener einmal vor was geschehen wäre, wäre Hitler 1940 auch gleich noch in die Schweiz einmarschiert. Die Zeit udn die Lage wäre mehr als günstig gewesen, noch dazu hätte die Schweiz die Möglichkeit geboten, die Maginotlinie AUCH VOM SÜDEN HER zu umgehen, Frankreichs noch vom 1. Weltkriege her als sehr kampfstark eingeschätzte Armee also vom Bauch her anzugreifen. Man hätte dazu nur die solche Bewegungen mehr als begünstigenden Ost-West-Täler durchschreiten müssen. Die Verteidigungsdoktrine der SChweiz, die genau das immer gesehen hatte, war ja sogar darauf ausgerichtet, diesen Teil der Schweiz sofort aufzugeben, um sich in den Mittel- und Süteil der Schweiz, in die hohen Berge, zurückzuzhiehen, um so wenigstens den Kern des Landes zu verteidigen. Und sei es durch Guerillakrieg, auf den sich die Schweiz sogar direkt vorbereitete.

Unsere Geschichtsbücher ignorieren das weitgehend. Warum? Weil "es nicht passiert ist". Und ich habe selber noch Dozenten udn Lehrer erlebt die das als eie Tatsche behandelt haben, die so fest wie das Amen im Gebet sei, WEIL es aus diesen udn jenen Gründen für Hitler viel vorteilhafter gewesen sei, das gar nicht erst zu tun, erspare mir der Leser die Gründe anzuführen. Warum? WEIL ES EBEN NICHT PASSIERT IST. 

Aber, werter Leser, wußten Sie (ich jedenfalls nicht), daß Hitler das sehr wohl beabsichtigt hatte? Wußten Sie, daß es nicht nur beabsichtigt war, sondern im Zuge des Angriffs auf Frankreich ab dem 10. Mai 1940 auch tatsächlich geplant und mitsamt dem Truppenaufmarsch im Schwarzwald bereits so weit vorbereitet war, daß die Pläne "geleakt" und in chinesischen Tageszeitungen und im jaanischen Radio ALS BEREITS ERFOLGT vermeldet worden sind? Denn was hätte ihn aufhalten sollen? Die paar Schweizer Familienväter und Heeresbataillons, die sich in eilig ausbetonierten Bunkern in Zürich oder vor Bern verschanzt hätten, ehe sie sich denn doch auch in den Süden abgesetzt hätten, weil niemand ernsthaft damit rechnete, daß man der Wehrmacht widerstehen könnte?

Am 9. Mai 1940 hatte Joseph Goebbels in Berlin in einer öffentlichen Ansprache verlauten hatte lassen, daß es binnen 48 Stunden keinen eutralen Staat in Europa mehr geben würde.  Die Schweiz war alarmiert. Der Bundesrat ordnete die Generalmobilmachtung an. 30.000 Basler flohen in die Zentralschweiz.

Etwas weiter nördlich geschah aber ebenfalls etwas: Entlang des Rhein nördlich von Basel, im Schwarzwald waren bereits deutsche Truppen massiert. Und doch war nicht nur der Start des Angriffs auf die Schweiz für die Nacht vom 13. auf 14. Mai 1940 angesetzt, nicht nur waren die deutschen Soldaten auf die LKWs aufgesesssen, hatten die Panzerkommandanten ihre Gefährte erklommen, um loszufahren. Sondern der von vielen beobachtete Angriffsaufmarsch wurde am 14. Mai ABGEBROCHEN. Hitler hatte, als er von den Ereignissen erfuhr, strengstes Stillschweigen befohlen. Aber er hat auch aus einem posthoc natürlich vielfach rationalisierten Grund NIE MEHR einen zweiten Angriff angesetzt. 

Stattdessen wurde abgestritten, jemals einen Angriff auf die Schweiz geplant zu haben. Doch gibt es genug Berichte, die von massiven Truppenkonzentrationen durch die Wehrmacht an der Grenze zur Schweiz berichten.

Morgen geht es weiter. DENN IN DER NACHT VOM 13. AUF 14. MAI 1940 ist in Waldenburg im Landkreis Basel ein wahrlich geschichtsmächtiges Wunder geschehen. Und dann vergleichen wir auch Österreich 1955 einmal mit Deutschland 1990. (Plust: Zwei Videos.)