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Montag, 9. Oktober 2017

Brief an Z (2)


Teil 2) Wie das Zeitypische aber noch waltet. 
So erklärt sich auch Merkel.





Manchmal habe ich sehr deutlich den Eindruck, daß [Väter] es in [den Müttern ihrer Kinder] mit einem Dämon zu tun haben, der sich zum Ziel gesetzt hat, sie (und das heißt die Angekommenheit in der Welt) vollkommen zu zerstören, soweit es ihnen halt gelingt. Mir etwa wird in letzter Zeit deutlich und erstmals bewußt, wie sehr ich nun im kommenden Alter mein Leben umplanen, umdenken muß. Der Bruch kommt erst jetzt, seine Folgen werden gewissermaßen nachgeliefert. Wie es im Leben nämlich oft ist. Da, wo man durchaus von einer gewissen Ernte zehren können sollte, weil die Kraft allmählich zu Ende geht, im beginnenden Alter, ist nun ein großes Loch. Die meiste Kraft (und ich hatte viel Kraft) war somit vergeudet. 

Eine furchtbare Ernte, bliebe alles so, bliebe nicht noch ein winziger Funke Hoffnung auf die persona der Kinder. Und die darf man nie ganz aufgeben, wie das Gleichnis in Lk 15/11ff zeigt, in dem unscheinbaren Satz in Vers 20: "Schon von weitem sah ihn der Vater". Er hatte also immer Ausschau gehalten.

Insofern sehe ich mich wieder einmal zeittypisch, symptomatisch, gerade in Vorauswurf dessen, was auf die kommenden Generationen zukommt. Die sich im jungen Alter, ganz auf sich geworfen, dem Irrtum widmen, um dann im Alter - nichts in Händen zu haben. Das ist bei so vielen schon zu beobachten, und es wird noch viel viel schlimmer, wird Allgemeinerscheinung werden. Schon gar, wenn sich auch die Hoffnung, über Geld und Gold und allerlei Anlagen etwas abgesichert, Frucht fürs Alter gesammelt zu haben, in Luft auflöst. Wenn ich wie dieser Tage lese, daß es in Österreich bereits 139 000 Millionäre gibt, meist "Millionäre" durch Immobilienbesitz, dann sehe ich das deutlich. Die Fragilität solchen Reichtums ist den meisten wohl nicht bewußt. Immobilien sind eben auch nur Wert, soweit man sie nutzen kann. Als Fremdanlage hingegen leben sie vom und innerhalb des Wertgefüges der Gesellschaft, denn nur Leben, Arbeit, ja letztlich (und ursprunghaft) Kult kann Werte schaffen und erhalten. Das ist die große Illusion der Gegenwart, die dräuende Folge des Lebens, wie es sich heute abspielt: es ist wertlos im wahrsten Sinn.

Und es ist Traum. Was immer heute passiert ist auch unter dem Gesichtspunkt zu sehen, daß das Aufwachen verhindert werden soll. Das ist der Grund, warum sich die Menschen an das Bestehende so klammern, die Merkel-Wiederwahl in Deutschland sagt es aus. An sich ohnehin ohne Belang, ist so eine Wahl immerhin Symptom für einen Seelenzustand.

Damit sind wir wieder bei Buzzati. Denn was sich heute abspielt, dieses Scheingebäude, ist tatsächlich ohne existentiellen Belang. Es ist eine leere Blase, die nur die Aufgabe hat, alle irgendwie in der Illusion eines Lebens zu halten. Immer monströser kommt mir diese Blase vor, sodaß ich mich selbst immer mehr einem gigantischen Ballon gegenübersehe, dem jede Wirklichkeitsrelevanz fehlt. Entscheidend ist nur, daß er nicht platzt. Also müssen alle daran glauben, zumindest vorgeben das zu tun. Und darauf richtet sich alle Kraft.

Es ist ein wenig wie in meinem Leben, wo ich auch so viel dafür verwendet habe, den mangelnden Mut durch den "Mut zum Falschen", aber "Angesehenen", allgemein "Akzeptierten" zu erzwingen - als Schicksal. Kaum eine Sehnsucht scheint mir heute ausgeprägter als die Sehnsucht nach mächtigen Außenumständen, die das Bessere, das zu wählen man nicht wagt, herbeiwuchten. Also kratzt man daran, wie am Schorf einer Wunde, daß diese sich entzünde und durch Eiterfluß ersetzen solle, was man durch die Sanftmut der Geduld zur Wahrheit nicht an Tugend aufbringt, in dem man sich dem Begegnenden, also dem Zeitgebot fügt. Man treibt so das Schlechte bis zum Äußersten, nährt es sogar, wie in der paradoxen Intention, bis es zwingend wird, es zu ändern, weil "es sich" in der unausbleiblichen Katharsis ändert. Weil man auf chthonische, unterirdische, "magische", vielleicht aber sogar göttliche Kräfte hofft, die verändern und dadurch wieder frei machen sollen.

Es ist 9 Uhr acht. Die Putzfrau ist immer noch nicht da. Ob sie unsicher ist, ob ich überhaupt da oder "putzbedürftig" bin? Gar Dich noch hier wähnt, von der sie dann annimmt, daß Du Dich um mich sorgst? Lieber wär's mir allemal, was heißt ...

Das Blog hat per jetzt schon wieder 14 Artikel im Rohr, trotz der Veröffentlichungen dieser Woche. Aber ich muß heute noch fleißig sein, um jeden Tag der kommenden Woche mit den obligatorischen zwei Artikeln zu versorgen, meist ist es derzeit nur einer, mehr als ein Notnetz habe ich also noch nicht gespannt. Am liebsten würde ich ja Auszeit nehmen. So viel ist  neu zu denken, zu ordnen, nachzudenken, zu erinnern. Es ist mir ja, als müßte ich einen ganz neuen Ansatz finden. Die Welt neu denken, ihre wahren Beweggründe liegen ja ganz woanders, möglicherweise, aber sehr wahrscheinlich, als gedacht wird. Das möchte ich gerne zu greifen kriegen. Das Leben heute ist so voller Angst, und voller Traumverlorenheit anderseits. Das Wirkliche, der Kult ist allen längst entglitten.

Hab einen schönen Tag! Hier ist herrlichstes Herbstwetter von der Art, die ich so liebe.

Ambrosius




*Es gibt noch eine Deutungsmöglichkeit, in Richtung der angeblichen "Xenophobie", aber die ist so primitiv, daß ich auf sie gar nicht weiter eingehen und auch R nicht unterstellen will.






*011017*