Wir hatten dieses Video vielleicht schon einmal. Aber es ist einfach gut, es soll der Aufmerksamkeit nicht entgehen. Weil es sich so kompetent mit der Natur des Schauspiels auseinandersetzt, auch wenn es den letzten Dreh nicht versteht. Typisch Hollywood, typisch für die Verwirrungen der Filmwelt in der Gegenwart, daß das Schauspiel fast generell nicht mehr in seiner Dimension als Kunst versteht.
Aber ja, jeder ist Schauspieler. Diese simple Wahrheit animiert heute ja tausende von jungen Menschen, sich in dieses Gewerbe zu begeben. Alle in der Hoffnung, eines Tages den Oscar in Händen zu halten. Aber sie tun es eben aus nicht-künstlerischen Motiven. Sie tun es, um als Person etwas zu gelten. Der Schauspieler ist aber nur dort und dann Künstler, wenn er diese Figuralität in der Welt nicht kennt und alle Imperative daraus, "etwas zu sein", vergißt. Wenn er nämlich gar nicht "andres kann". Was ihn vom Schizoiden oder Multiphränen unterscheidet ist, daß er es immer noch beherrscht. Aus einem kleine Punkt an seinem Hinterkopf heraus.
ER leidet nicht darunter, er kann nur nicht anders. Der Schauspieler ist der, der "nicht anders kann" als eine Rolle zu suchen, um dann zu spielen. Der Kranke ist der, der seine Rollenangebote nicht ordnen und spielen kann, deshalb von ihnen überfallen wird, in all seiner Personstiefe. Der Simulant als Schauspieler, der "berühmt werden will", ist der, der diese natürliche Neigung jedes Menschen - und die wird im Filmchen hier wunderbar dargestellt: als die Verbindung von Schauspiel mit Lüge nämlich, in der JEDER, buchstäblich jeder spielt - für seine figurale Geltung "benützt". Der Schauspieler, der auch Künstler ist, ist Sieger über sein Schicksal, ist dessen Überwinder. Der Erfolg ist Zufall der geschichtlichen Situation.
Es verwundert nicht sonderlich, daß selbst eine Filmgesellschaft wie Paramount diesen Unterschied nicht mehr zu kennen scheint. Es ist Jahrzehnte her - vermutlich sogar bis zu Charlie Chaplin zurück, der aus den Veränderungen in der Filmlandschaft heraus den Film als Kunst verabschiedete - daß Hollywood von Kunst noch etwas verstand. Kein Wunder. Die Idee von Hollywood selbst ist das, was wir heute serviert bekommen. Es ist keine Kunst, es ist Business, es ist Figur.
*011017*