Teil 2) Madrid war zu schwach
- Das Kurzvideo
Aber noch ein Element spielt eine Rolle in den Separationsbestrebungen Kataloniens, ein Element der Unzufriedenheit - und das hat mit den Migranten zu tun. Spanien hat sieben Jahrhunderte gebraucht, um die Muslime aus dem Land zu werfen. Die ins Land gekommen waren, weil sie von einzelnen Fürsten dazu eingeladen worden waren, die sich innenpolitische Vorteile davon versprachen. Diese Muslime haben dann aber sogar weite Teile der Halbinsel übernommen. Nun erleben viele Spanier - und hier vor allem die Katalanen, weil sie noch dazu etwas zu verlieren haben - daß die Zentralregierung in Madrid (aus ebensolchen Gründen vermeintlicher innenpolitischer Vorteile) neuerlich fremde Völker (und Religionen) ins Land geholt hat und von Süden her weiter hereinläßt und natürlich auch nach Katalonien weiterschiebt. Das ist speziell in Spanien eine große historische Wunde, die viele Katalanen als gezielte Unterhöhlung ihrer Eigenheit sehen.
Denn die ist in den Jahren der Republik seit 1978 gewachsen. Madrid hatte viele Probleme mit Terrorismus und Separatismus (man denke nur an die ETA im Baskenland). Deshalb hat Madrid auch Katalonien viele Privilegien eingeräumt, froh, dafür das katalanische Steuergeld zu bekommen. Madrid hat sich also den "Frieden" in Katalonien auch durch politische Zugeständnisse gekauft, aber auf umgekehrte Weise. Gleichzeitig ist das Vertrauen in die (als schwach erlebte) Madrider Politik stetig gefallen. Man erlebt Madrid heute als unfähig, mit den Problemen fertigzuwerden. Jahr für Jahr steigen nur die Schulden der Zentralregierung.
Durch die Pyrenäen getrennt, ist Spanien den meisten von uns eine terra incognita. Diese Filmchen können im Schnellverfahren ein wenig in den Konflikt Madrid - Katalonien und seine wirtschaftlichen wie historischen Wurzeln einführen. Sie sind heute umso schwerer, unterschwellig machtvoller, als diese immer sehr eigene, industriell hoch entwickelte Provinz mit ihren 7,7 Millionen Einwohnern mittlerweile 20 % des gesamten spanischen BIP erwirtschaftet und Zugpferd des spanischen Exports ist. Gerade in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Madrid-Spaniens seit vielen Jahren (speziell seit 2008), die Madrid immer wieder an den Rand des Staatsbankrottes brachten, empfinden sich viele Katalanen ausgenützt und als Zugpferde, ja als unfreie Sklaven eines unrettbaren Gesamtkarrens Spanien.
*Der VdZ kann hier wieder nur auf die hervorragenden Romane von Jose Gironella hinweisen, die begreifen lassen, worum es hier überhaupt ging - und geht.
*081017*