Sie hat eine große Sorge: Daß die Materie "Wetter" und "Klima" immer mehr simplifiziert werden. So geschah und geschieht es im Fall der letzten Superstürme in den USA, die überall mittlerweile als "Hinweise auf Klimawandel" verkauft werden. Wissenschaftlich ist das blanker Unsinn, damit wird man der Materie Klima einfach nicht gerecht. Es gibt zwar einen Hinweis darauf, daß sich die Hurricanes der Stärke 4 und 5 (wie zuletzt Harvey und Irma im Süden der USA) im Bereich des Nordatlantik und des nördlichen Indischen Ozeans, insgesamt aber läßt sich keine Steigerung der Hurricane-Tätigkeit feststellen, sagt die Klimatologin Judith Curry in diesem Interview. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, daß es VOR Harvey zwölf Jahre keine annähernd vergleichbaren Hurricanes gab. Wenn, dann war DAS das Außergewöhnliche daran.
Historische Vergleiche sind aber ein Problem, weil wir seit vierzig, fünfzig Jahren Satellitenaufzeichnungen und Daten haben, die wir zuvor nicht hatten. Die Ereignisse im September als "Beweise" für historisch einmaligen Klimawandel anzuführen ist wissenschaftlich gesehen gelinde gesagt unseriös. Rein von den Wirkungen her betrachtet gab es noch dazu im letzten Jahrhundert Hurricanes, die weit verheerender wirkten, also nach heutigen Datenerfordernissen weit stärker gewesen sein dürften. Harvey und Irma rangieren hier bestenfalls unter den ersten zwanzig.
Insgesamt gibt es derzeit deutliche Hinweise, daß die Zahl der Hurricanes zurückgeht (und bei wärmeren Temperatur-Annahmen zurückgehen wird, das legt eine jüngste erschienene Studie aus Japan nahe, die Curry als vorbildlich bezeichnet), wie sie es im letzten Jahrzehnt tat, daß aber Superstürme wie jüngst wahrscheinlicher werden. (Was mit Erkenntnissen über komplexe Systeme einhergeht, wie sie bei Erdbeben beobachtbar sind, die ebenfalls sagen, daß eine Verringerung der Anzahl von niedrigstufigeren Entladungen die Wahrscheinlichkeit einer Superentladung sehr wahrscheinlich macht, wobei Anlaß und Wirkung in keinem Verhältnis mehr stehen - der berühmte Schmetterlingsschlag in Norwegen also, der einen Orkan in Brasilien auslöst.)
Abgesehen davon aber ist nichts Spezifisches darüber aussagbar, was die Ursachen für solche Ladungen-Entladungen sind, dazu versteht man die Thematik einfach zu wenig. Ferner ist die Variabilität innerhalb solcher Naturvorgänge enorm groß
und jede macht eine Aussage über Ursache-Wirk-Verhältnisse bei
Einzelereignissen unmöglich. Man weiß schlicht und ergreifend nicht, ob solche Großereignisse also ganz einfach natürliche Variabilitäten sind, oder ob es auslösende Einflüsse gibt, die vom Menschen ausgehen. Auch von den Vorgängen innerhalb eines Hurricanes versteht man herzlich wenig. So war Harvey dank mittlerweile gut ausgebauter Satellitentechnik zwar vorhersagbar, aber niemand kann sagen warum er sich in derartig kurzer Zeit (24 Stunden) so stark auflud. Man versteht die interne Dynamik eines solchen Sturms noch nicht.
Es stellt sich aber eine andere Frage, denn auch vor hundert, hundertdreißig Jahren gab es eine Reihe von Super-Hurricanes in diesem geographischen Raum. Es liegt nahe daß man davon ausgehen muß, daß die Ladung eines Hurricanes von relativen Temperaturverhältnissen (Luft-Land-Meeresober-fläche) abhängt, nicht von absoluten Temperaturen.
Sagen läßt sich, daß analog zur bekannten Atlantischen Oszillation der Temperaturen in den nächsten zehn Jahren eine Abkühlung des Atlantik vorhersehbar ist. Damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit von Super-Hurricanes in nächster Zukunft. Aber definitive Aussagen sind nach derzeitigem Datenstand nicht möglich. Vielleicht erkennt man 2050 erste Zusammenhänge.
Keinesfalls zulässig ist aber, Wetter mit Klima zu verwechseln. Harvey und Irma also für Boten des Klimawandels zu erklären ist also auf jeden Fall falsch. Sie waren große Stürme, aber sie sind keineswegs die schlimmsten und auch nicht die wasserreichsten Stürme der jüngeren US-Geschichte. Die Superstürme zu Anfang des 20. Jahrhunderts. etwa waren mit Gewißheit weit stärker. Auch die Wassermassen von Harvey waren einer seltenen Konstellation der Wetterkonstellation zuzuschreiben, kein Anzeichen für Klimawandel. Es gibt an Harvey und Irma aus Sicht des Wetters also nichts Außergewöhnliches! Daß es die zwölf Jahre zuvor keine solche Großereignisse gab (sodaß diese Superstürme nun besonders hervorragen, schon gar wenn man beachtet, daß die Medien ihren Fokus immer konzentrierter darauf richten) ist schlicht ein extremer Glücksfall.
Es wäre aber auf jeden Fall sinnvoller, sich auch in der Mittelverwendung darauf zu konzentrieren, wie wir uns auf solche - aus der Vergangenheit längst bekannten, und mit Sicherheit für die Zukunft annehmbaren - Großereignisse (welche Annahmen mit einem Klimawandel rein gar nichts zu tun haben, sondern einfach natürliche Ereignisse waren und sind) besser vorbereiten können, anstatt darüber zu spekulieren, wie es in fünfzig oder hundert Jahren aussehen wird. Sich darauf zu konzentrieren, fossile Brennstoffe zu reduzieren ist auch aus Sicht der Klimapropheten sinnlos, denn die Auswirkungen auf das Klima - selbst nach deren Modellen - sind so minimal, daß sie sich auf solche Großereignisse gar nicht auswirken werden.
*290917*