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Dienstag, 3. Oktober 2017

Filmempfehlung

Wer das Buch noch nicht kannte, dem kann es als Film  nahegelegt werden. Der Film genügt, wie das Buch reißt er an, beide denken aber nicht fertig, das muß man selber tun. Und das kann man. Denn "The Circle" stellt nicht nur die richtigen Fragen (aber findet nicht wirklich Antworten), er zeigt wie sich die vollkommene Transparenz des Menschen, wie sie das Internet, die social media, die Informationstechnologie schaffen wollen und längst geschafft haben, scheinbar nahtlos in unser heutiges Denken paßt. Sich dagegen zu wehren hat also durchaus etwas Heuchlerisches.

Ein Aspekt wird dabei besonders deutlich: Die ständige Präsenz einer Überwachung, die totale "Transparenz", ist eine Parallele zum Wissen des Menschen um Gott und seine ständige Präsenz, seine Gegenwart. Aber der Handelnde - der ist Mensch.

Und die Idee dahinter ist die vollkommene Welt, die dem Einzelnen jede Freiheit nimmt im Namen eines "besseren Ich", einer "besseren Welt", in der es kein Unheil, keine Krankheit, keine Verbrechen mehr gibt. Diese Utopie ist der Wahnsinn dahinter, und er wird wie jede Utopie eine Hölle schaffen. Denn das Geheimnis ist nicht, wie im Film (der in der dargestellten Firma eine Analogie zu google ist) erzählt, eine Lüge. Es ist unbedingte conditio humana, eine unabdingbare Bedingung des Menschen, ohne das es keine Freiheit gibt. Wie oft hat der VdZ gehört, daß jemand, der "nichts Böses tut oder im Schilde führt auch nichts zu verbergen habe. Was für ein Irrtum! Er geht am Wesen des Menschen vorbei.

Denn nur aus der Freiheit aber kann der Mensch zur Geglücktheit gelangen. Nur so kann er überhaupt handeln, und ist nicht Teil eines Mechanismus, in dem niemand mehr handelt, als sich erfährt, erkennt, sondern gehandelt wird. Kreuz und Leid und Sühne sind nicht nur unabdingbare Teile der Welt, sie sind das eigentliche Tor zum Licht, zur Gnade Gottes, zum Endziel des Menschen.

Als der VdZ einmal seinen Studenten die Frage stellte, war er schockiert über das Ergebnis: Diese jungen Menschen forderten tatsächlich eine totale Überwachung der gesamten Welt - per Kameras. Nur so, meinten sie, wäre der Politik "gegen ihren Willen", der Korruption beizukommen, nur so der Terrorismus zu bekämpfen, nur so eine bessere Welt erreichbar. Welch ein Irrtum, der auch ein Irrtum über das Sehen selbst ist. Das nämlich keineswegs eine "Selbstevidenz" hat, wie heute geglaubt wird. Sehen ist eine Frage des Geistes, und Geist ist eine Frage der Freiheit und der Wahrheit, die ein Dialog mit dem Sein selbst - Gott - ist, also aus der persönlichen Sittlichkeit ersteht. Wer unsittlich ist sieht BUCHSTÄBLICH nichts. Wer die Wahrheit nicht kennt, wer sie verweigert, sieht nichts. Wer nicht hört, wer nicht der Wahrheit sich fügt also gehorsam ist, sieht nichts.

Der Irrtum hinter dem Verlangen nach "Transparenz" ist tief in den heutigen Sichtweisen fundiert. Die da meinen, es gäbe so etwas wie eine Selbstevidenz der Dinge, der Daten, es gäbe Geist als "Produkt von unten her". Als wäre Wahrheit keine Frage der Offenbarung, der geistigen Gesamtbilder, sondern eine des "Daten". Weil nicht eintritt was gar nicht eintreten KANN, wird immer und überall nach "Schuldigen" gesucht, nach Täuschern, Lügnern, Gauklern, Bösen. Das hat sich längst zur Manie gesteigert. Heute wird eben überall nach Schuldigen gesucht. Wer sich dem Wahn nach "Transparenz" anschließt, wird im Wahnsinn enden. Wo ein gesellschaftliches System "totale Transparenz" fordert, wird es in der Hölle, der unausweichbaren Totalitarität enden.

Das Erschreckende an der Vision einer totalen Transparenz der Menschheit ist also das Menschenbild dahinter. Und sie lockt mit der Vermeidung von Leid und Schmerz. Viele sollten sich fragen, ob nicht die Forderungen, die im Film ausgezeichnet erkennbar werden, und die zur Auslöschung des spezifisch Menschlichen führen, fast ident sind mit dem, was heute so oft als "politische Reform" gefordert wird, die Fehler und Leid "vermeiden" sollen - und damit noch mehr, vor allem aber fundamentaleres Leid anrichten.

Das Prinzip, nach dem diese längst positionierten, längst aktiven Kraken, die in alles und überall ihre Finger  stecken, funktionieren, diese Überwachung (bzw. noch mehr: die Auswertung der gesammelten Daten) totalisiert wird, ist das Übersteigern des Möglichen ins Gute. Und das ist die Krankheit der Technik an sich, der elektronischen Technik im besonderen, die auf das Wort, den Geist zugreifen möchte, um das Menschsein zu ersetzen. Und Menschsein heißt Dialog, heißt auch die Möglichkeit zum Schlechten, ohne das es keine Freiheit gibt, denn Freiheit ist das Bewähren in der Bindung, das Aufstehen in der Schwäche GEGEN den Automatismus und gegen die Bindung. 

"Sie bitten um Verzeihung, aber nie um Erlaubnis." Es ist eine Schlüsselszene des Films, wie die Verantwortlichen des "Circle" reagieren, als sie selbst in diese Transparenz eingebunden werden sollen. Hier wird alles offenbar. Die Forderung nach grenzenloser Transparenz, die oft schon zu unserem politischen Credo geworden ist, ist die Methode einiger, den Rest der Menschheit zu beherrschen, Gott zu spielen.

Die psychologischen Mittel, mit denen diese Vision der Hölle - die nämlich in Wahrheit die Vision von Menschen ist, die sich an Gottes Stelle setzen - der Druck, der sich aus der Erstlogik eines "guten Zwecks" aufbaut, sind im Film großartig dargestellt, und sie werden in ihren Dimensionen gut begreifbar. Es wird begreifbar, wie sehr diese Technologie den Menschen seiner wichtigsten Möglichkeiten im Lebensvollzug beraubt. Buchstäblich: beraubt. Denn die menschliche Beziehung zu allem (!) ist weit vielschichtiger und komplexer, als sie lineare Denkweise (wie sie Technik voraussetzt) jemals nachzuahmen, zu konstruieren, nachzuahmen vermag. Die Welt der Technik ist strikt linear. Die Hauptsequenz des Films macht deutlich, wo es hinführt: In eine universale, alles umfassende Menschenhatz.

Die Möglichkeiten der Artificial Intelligence, der gesamten Elektronik werden bei weitem überschätzt, das kann man zur Beruhigung sagen. Sie werden die Wirklichkeit immer verfehlen, sie können bestenfalls Hilfsmittel in sehr spezifischen Einzelfällen sein. Aber wir müssen und soch jeden Meter Freiheit bewahren und ihn verteidigen, unbedingt! Kein noch so guter Zweck, keine noch so gute Absicht, keine noch so große "Gefahr für die Menschheit" kann dies rechtfertigen. Der Zweck des Menschen liegt in ihm selbst, und er liegt IN DER FREIHEIT.

Deshalb ist das unmittelbare Ende des Films gelinde gesagt ... rätselhaft, ja unverständlich und enttäuschend. Haben die Filmemacher nicht fertiggedacht? Sind sie doch nur Produkte der Gehirnwäsche, die bereits weite Teile der Menschheit umfaßt und das Menschsein über Bord wirft, weil sie Fragen aufwirft, die so nicht gültig sind, weil sie Antworten auf gnaz anderer Ebene verlangten? Oder setzen sie die "paradoxe Intention" ein, indem sie das Falsche auf die äußerste Spitze treiben? Wäre das Problem wirklich behoben, wenn ALLE in diese Transparenz einbezogen wären, auch die "Macher" ganz oben, wie so viele tatsächlich nämlich glauben? Weil Transparenz eben doch so viele Vorteile der Leidvermeidung hätte? Beide Fliegen also mit einer Klappe? EBEN NICHT! Unser wirklicher Feind sind die technischen Netze, die Unentfliehbarkeiten an sich, die uns seit der Erfindung des umfassenden Stromnetzes umgeben. Technik führt NIE zu einer besseren Welt. Dies ist der Grundirrtum. Denn das Gute ist etwas (dimensional) ganz anderes, als Technik aus sich jemals erreichen kann.









*270917*