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Donnerstag, 13. September 2012

Re-Generation des Lebens

Es sieht alles danach aus, als wäre es wirklich eine Feststellung aus dem Leben, und wenn Paula Poindexter von der Texas University in einem Buch feststellt, daß sich die Jugendlichen von heute nicht  mehr für Nachrichten und Mediennews interessierten, so deckt sich das mit persönlichen Beobachtungen.

Aber anstelle Feuer zu schreien, wie Poindexter und allerlei "besorgte Gemüter" es tun, soll hier zufrieden resümiert werden, denn das könnte eine beginnende Rückkehr zur persönlichen Wahrnehmung signalisieren. Die mit völligem Recht auf die Erkenntnis reagiert, daß die uns täglich über den Kopf gestülpten Nachrichten tatsächlich irrelevant und Lügen - getragen von einem wahren Feuerwerk von Ideologien - sind. Kaum eine Nachricht, die nicht abstrakte "globale Ziele" und Imperative intendiert, kaum eine News, die nicht eine Handlungsanweisung enthält. Aber diese Abstraktionen enthalten nicht das konkrete Leben, sie sind für den Alltag tatsächlich irrelevant, ohne noch über ihren Wahrheitsgehalt an sich zu sprechen. Damit fällt die Medienabstinenz der Jugend in dieselbe Kategorie wie deren "Politikverdrossenheit", die ebenfalls nur etwas über das irrelevante Wesen heutiger Politik aussagt, nicht aber über vorgebliche Charakterfehler der Wähler.

Weil das Leben sich immer nur aus dem täglichen Selbstvollzug zu erfahren gibt. Dort ist der neuralgische Punkt jedes Lebens. Und in den jungen Generationen wachsen immer jene heran, die noch nicht in all die rationalistischen Konstrukte eingewoben sind, die uns längst zu einer Kultur des Todes gemacht haben - in den Jungen wird je neu das noch ungeformte, aber originäre Leben als es selbst erfahrbar, das sich seine konkrete Gestalt erst formen muß, in allem Wechselspiel mit der Autorität der Tradition.

Natürlich fürchten die Etablierten, und das sind sämtlich Profiteure des Vorhandenen, daß niemand mehr bereit ist, ihre Strukturen zu nähren, und sich von ihnen in bekanntem Maß durch "Integration", durch Übernahme von Lebens- und damit Denkweisen, beherrschen zu lassen. Aber solange Leute wie Fred Turnheim, Präsident des Österreichischen Journalistenclubs, meinen, es läge an zu wenigen Akademikern in den Reihen der Journalisten, woraus die "zu geringe Qualität" der Medien erwachse, darf herzlich gehofft werden, daß sie sich in ihrer eigenen Matrix längst zur Blindheit gefangen haben, und ihre Reaktionen deshalb auch bestenfalls an der Druckschraube ihrer Ideologieinstrumente drehen, damit aber sich selbst noch mehr den Boden - genau diesen hier aufgegriffenen Boden - entziehen. Weil sie sich von der Wirklichkeit des Lebens genausoweit entfernt haben, wie die von ihnen redigierten Medien. Zu denen das Vertrauen regelrecht abstürzt, so Poindexter.

Noch wäre es eine erste Schwalbe, und kein Sommer. Aber es wäre eine Schwalbe.



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