Betrachtet man alte Photographien so fällt der Unterschied zu heutigen Bildern auf, und der hat mit der Inflation des Bildmachens - das auf eine Weise tatsächlich den Dingen ihre Seele rauben kann - zu tun. Auf alten Bildern blicken die Menschen meist staunend und erwartungsvoll, und das hat natürlich auch mit der Technik zu tun, die Bewegung nur bedingt verarbeiten konnte. Photographie war eine Unterbrechung des Lebens, eine Auslieferung an ein Fremdes, Unbekanntes.
Auf heutigen Bildern ist den menschlichen Objekten aufgrund so vieler bereits gesehener Bilder die Umsetzung und das Ergebnis weit mehr im Bewußtsein, und das merkt man ihren Blicken an. Man blickt also heute meist nur noch unter Berücksichtigung der Wirkung in die Kamera, anders als man es früher tat. Wo die meisten Bilder, selbst wenn sie gestellt waren, die Charakteristik von "Schnappschüssen" haben: die Menschen versuchen, sie selbst zu sein, so gut es geht.
Deshalb sind nach wie vor Kinderbilder die unbedarftesten Bilder. Dort findet man noch dieses Staunen, dort bricht die Photographie noch in einen vorhandenen festgefügten Lebenslauf ein, und hält ihn abbildend fest.
*130912*