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Sonntag, 30. September 2012

Vom Weltweib

Als "das Andere" wird die Welt dem Subjekt zum Weib, schreibt Emanuel Levinas in "Vom Sein zum Seienden". Im Eros angewegt, setzt das Seiende ("Ich") sich (in der Hypostase) aus dem (gewissermaßen) anonymen Sein (zum "Selbst"), auf das es sich im Schlaf, in der Müdigkeit als Bewegung, ausruhend, aber nicht auflösend (es bleibt also hypostatisch tätig), setzt - dem Unbewußten, das die Ausgangssituation des Menschen bildet.

Zur Anteilhabe des Seienden am Sein, als Akt - und darin im Seienden bleibend - zu denken, als Bezogenheit auf, als Beziehung zu, als erlebtes Leben bewußt werdend, als Denken Bewußtsein konstituierend. Im Selbstvollzug des sich selbst darstellenden Lebens, als Anstrengung, als Mühe - darf man den Konnex zu Michel Henry ziehen. Und in der Selbsttranszendenz auf die Welt hin, die sich so aneinander in einem riesigen Miteinander im Seienden hält, und damit in der Individuation als transzendenten, sich überschreitenden Vollzug der Bezüge das Sein der Gestalten der Welt hält. Nicht aber - noch einmal - überhaupt das Seiendsein des Subjekts selbst, das sich im Objektiveren von der Welt lösen und damit zur Welt verhalten kann.

Gibt die Welt ihre Individuation auf, ihr Seiend-Sein, ihr fleischliches Bezogensein, fällt auch ihre Umgebung auf sich zurück, löst sich Welt auf. Sodaß das Selbst nun um sein Überleben kämpft, im Versuch der Selbsthaltung (sichtbar z. B. in der ein Selbst behauptenden Haltung). Die Welt fällt also nicht ins Nichts, das wäre zu weit gedacht, sondern in die Formlosigkeit, und in ihr verweigert diese "Neutralität" (als bloßes "es gibt etwas" - das "Unbewußte") den übrigen Figuren ihre Gestalt, sie bleiben in den Grundkonstellationen stecken, die aber nicht zur Welt finden.

So, wie Arme ins Nichts greifen, greift also das Selbst der Subjekte auf glatte Oberflächen, kann keinen Halt gewinnen, um adäquate Gestalt zu werden. Denn Menschsein heißt immer, in einem sozialen Raum sein. Hieraus wird die Bedeutung von Jesus Christus - als fleischgewordener Gott - erkennbar, in dem, aus dem alle Welt Sein und Bestand hat. Und über den alle Welt in einem Punkt zusammenläuft: als Gestalt "gegenüber", als "anderer", in dem und aus dem ich aber erst bin. Denn das Heil des Subjekts kann damit auch nicht aus sich selbst kommen - nur die Heilsergreifung bleibt als subjektiver Akt.

Menschsein heißt damit auch, einander wie Mann und Frau zu sein. Die Ehe ist somit Urbild der Welt überhaupt, damit auch Kultur an sich. Wer keine Ehe mit dem Außen (in ihrer alles haltenden Spitze: Jesus Christus) schließt, verliert die Welt, deren Gestalt Kultur IST - aus dem Kult hervorgehend, in dem das dialogische konkrete Gegenüber sich zur Weltwerdung vollzieht. Und zwar ... aus den Grundformen der Liturgie heraus, die der Weltgeburt ihren Rhythmus gibt.*






*(Diesen Punkt noch ausführend, wird also eine Kultur so, wie ihre Kirchen sind. Als Diözesanreferent hat der Verfasser dieser Zeilen seinerzeit, als er viele Pfarren besuchte, wohl nicht zufällig eindeutige Relationen zwischen den Kirchenbauten und der darin ablaufenden Liturgie, aber letzteres fast noch weniger bzw. sekundärer, und den Menschen, die er antraf, festgestellt.)


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