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Freitag, 21. September 2012

Sojamehl statt Regenwald

aus 2008) Brasilia (pte/26.01.2008/10:10) - Trotz internationaler Proteste geht die Rodung des wertvollsten Regenwaldes des Planeten ungehindert weiter: Die brasilianische Regierung hat zugegeben, dass in den vergangenen fünf Monaten 3.235 Quadratkilometer Regenwald gerodet wurden. Satelliten-Auswertungen haben das Ausmaß der gerodeten Gebiete deutlich gemacht, meldet BBC-Online.

"Wir haben niemals zuvor eine derart hohe Abholzung feststellen müssen, wie in diesem Jahr", erklärt Gilberto Camara vom brasilianischen Institut für Raumforschung INPE. Offensichtlich hatten die Zahlen auch im brasilianischen Umweltministerium für Erstsaunen gesorgt. Umweltministerin Marina Silva führt die Tatsache der Regenwaldabholzung auf gestiegene Preise für Grundprodukte wie etwa Soja zurück. Mehr und mehr Bauern würden im Regenwald eine Quelle für billiges Farmland sehen. "Die wirtschaftliche Realität der betroffenen Staaten machen deutlich, dass diese Aktivitäten nachhaltige Wirkungen auf den Regenwald haben", so die Ministerin.

Die monatliche "Abholzungsrate" stieg von 243 Quadratkilometer im August auf 948 Quadratkilometer im Dezember 2007. Der Bundesstaat Mato Grosso war am stärksten von Waldrodungen betroffen. Hier wurden mit 1.786 Quadratkilometern Fläche mehr als die Hälfte des Waldes gerodet. Die schlechte Nachricht, meinen Experten, sei, dass sich die gesamte Situation noch verschärfen könnte, wenn die Satellitenbilder noch genauer ausgewertet sind.

Für Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ist das vorläufige Ergebnis eine Katastrophe, wie Korrespondenten aus Brasilien mitteilten. Der Präsident, der im Vorjahr betonte, alle möglichen Schritte gegen die illegalen Rodungen zu unternehmen, war von Umweltschützern schon im Vorfeld darauf hingewiesen worden, dass mit den vorgeschlagenen Mitteln die Abholzungsrate kaum zu stoppen sei. Einer der Vorschläge war eine bessere Zertifizierung von Landbesitz. (aus: "pressetext.at")

- Die zur Erreichung der "Klimaziele" von der EU beschlossene Senkung des CO2-Ausstoßes innerhalb des EU-Wirtschaftsraumes sieht u. a. vor, daß der Anteil der fossilen, erneuerbaren Treibstoffe auf 20 % im Durchschnitt zu steigen habe. Dies führt in Landwirtschaftskreisen zu Kritik. Denn schon 2007 hat sich abgezeichnet, daß durch die gestiegene, ökologisch derzeit aber alles andere als sinnvolle Produktion von Bio-Treibstoffen (es wird mehr Energie zur Rohstoffgewinnung verwendet als mit dem fertigen Produkt gewonnen wird!) auch die Marktpreise für Lebensmittel steigen.

- Dieser Effekt wird gleichermaßen von der WTO angestrebt. Denn erst gestiegene Produktionspreise ermöglichen auch Drittwelt-Ländern, ihre eigene Lebensmittelproduktion ertragreich anzukurbeln.

- Wie es nun in Brasilien passiert, denn Soja - das Hauptanbauprodukt in den durch Schlägerung freigewordenen Regenwaldgebieten - ist außer als Ölpflanze auch gut als Viehfutter am Weltmarkt unterzubringen. Während Europa das Futterprodukt Getreide (Soja wächst in Europa nicht) für Bio-Sprit benötigt und verwendet - auch hier gab es 2007 erstmals seit vielen Jahren warnende Stimmen, daß die Lebensmittelproduktion gefährlich an den Kapazitätsgrenzen laviert.

- So nebenbei braucht der Weltmarkt auch Zellulose für die Papier- und Kunststoffindustrie - die Zellulose aus Bambus (wächst ebenfalls nicht in Europa) ist mehr als die Hälfte billiger als die europäische aus Holz. Soja wiederum ist - wie Reis, Mais ... - vom Saatgut (auch gentechnisch so veränderte Pflanzen, die nur einjährig, nicht selbst fortziehbar sind) über Wachstum (Dünger) bis zur Ernte (Maschinen) fest in den Händen ganz weniger Weltkonzerne (z. B. Pioneer), die die Produktkette Öl - Chemie - Saatgut beherrschen.

- Eine der interessantesten und von Fakten beeindruckend untermauerten Theorien zu Zusammenhängen zwischen CO2-Gehalt in der Atmosphäre und menschlicher Aktivität vertreten u. a. Mitglieder der bayrischen Akademie der Wissenschaften. Sie besagt, daß nachweislich zu Zeiten signifikant gestiegenen LANDWIRTSCHAFTLICHER PRODUKTION auch der CO2-Gehalt der Atmosphäre entsprechend gestiegen ist. Dies sei u. a. am Methangehalt der Bohrkerne in Grönland nachzuweisen. Der letzte signifikante Schub geschah etwa um jene Zeit, wo die chinesischen Kaiser weite Teile des Landes fluten ließen, um durch gesteigerten Reisanbau die Hungersnöte zu bekämpfen.

- Es ist wahrscheinlich, daß die heutigen Regenwälder im Kongo sowie in Brasilien noch vor etwa 600 Jahren ertragreiche, wenn auch extensive (man wartet auf die natürliche Regeneration der Äcker, also düngt nicht, sondern wechselt das Anbaugebiet) Anbauflächen gewesen sind. Erst die v. a. in Südafrika ab der europäischen Einwanderung dramatisch gefallenen Bevölkerungszahlen (man schätzt, daß Südamerika um 1500 ca. 100 Mio Einwohner, 100 Jahre später knapp 10 Mio hatte) brachten neben dem früheren Raubbau eine rasche Verwilderung der Flächen mit sich. Im übrigen sind Regenwaldböden keineswegs so fruchtbar, wie man meist annimmt.


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