Einen recht amüsanten Widerspruch deckt ein Artikel in der Welt auf. Indem er den Trend des "Sharing" aufgreift. Rainer Hank und Winand von Petersdorff kommen nämlich zu dem interessanten Ergebnis, daß sich in der vermeintlichen Absage an Besitz in Wahrheit das Streben von Besitz lediglich abkoppelt von der Verantwortung, etwa das also, was Besitz von Eigentum trennt. Wer teilt, muß erst besitzen, muß erst Eigentum haben. In der Anteilnahme an diesem - fremden! - Besitz will der Besitzergreifende, der sich nur "leiht", aber erst recht am Besitz des anderen teilhaben, etwas in seinen Besitz zu bringen. Es geht um Nutznießung ohne die Last des Erwerbs, und ohne die Verantwortung, die sich aus Eigentum ergibt. Aber irgendjemand MUSZ ja etwas besitzen, sonst entstünde es ja gar nicht "als Teilbares".
Und in diese Charakteristik der "Eigentumslosigkeit" mündet auch jedes solcherart "kommunistische" Modell. Darin zeigt sich die fundamentale Tatsache, daß Verantwortung für etwas nur in einem Eigentumsverhältnis und damit in einer sittlichen Haltung begründet. Keineswegs läßt sich das durch Verhaltensmaßregeln - "es müßten nur alle" - ersetzen. Eben, weil Eigentum das grundlegende Verhältnis des Menschen zur Welt selbst definiert, nicht einfach in Verhalten ansetzt, damit von Verhaltensregeln nie abgedeckt werden kann.
Entsprechend ist die Forderung nach Eigentumslosigkeit immer mit der Erscheinung gekoppelt, daß sich im Endeffekt Eigentumslose am Eigentum anderer beteiligen wollen. Sie wollen haben, ohne etwas erwerben zu müssen. Und das ist die typische Haltung der Internetgeneration, der Generation der Diebe. In der jeder gesellschaftliche Gestaltungsanspruch als Bürde in eine irrationale Allgemeinheit aufgelöst wird, während die Funktion sehr wohl subjektiv - und in der Funktion von Eigentum - genützt werden soll.
Keineswegs darf auch Eigentumslosigkeit mit der Forderung nach Armut verwechselt werden. Armut drückt nämlich keineswegs einfach Besitz-/Eigentumslosigkeit aus, sondern ist eine Haltung, die auch dem Besitzenden, dem "Reichen", möglich und notwendig ist, und zwar gerade oft im Erhalt seines Eigentums. Indem er zwar die Verantwortung für etwas übernimmt, dem er damit sogar in einem (gewissen) Gehorsamsverhältnis gegenüberstehen muß, aber er macht dieses Eigentum nicht zum Götzen, von dem sein Leben abhängt. Sondern dieser Gehorsam der Wahrheit und Vernunft gegenüber - und das ist ja eigentlich Armut - bestimmt ihn. Deshalb läßt er auch gegebenenfalls von einem Ding ab, gibt es weg. Armut ankert also im Gehorsam, nicht in der expliziten Besitz- oder Eigentumslosigkeit.
Was sich auf völlig verschiedene Weise, und in jedem Fall in Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Stellung als Aufgabe, und immer nur im Einzelfall ausdrücken kann. Es kann sehr wohl Gebot der Armut sein, einen gewissen Statusaufwand zu erhalten. Und es kann schwere Ungerechtigkeit sein, die bloße Weggabe von Eigentum zu verlangen. Man denke daran, einem Tischler den Besitz guter Werkzeuge vorzuwerfen.
Es kann auch sehr wohl Gebot einer Situation sein, bestimmten Aufwand zu treiben, der "unnötig" in Hinblick auf einfache Grundfunktionen ist - die z. B. ANDERE, als deren Gehorsamspflicht, wie sie im Ganzen einer Situation zu erfassen ist, zu erfüllen haben. Zu festlichem Anlaß im Fahrrad und in Jean anzugurken kann sogar die eigentliche Sünde sein, indem die Bedeutung einer Situation mißachtet, die Dingwelt entstaltet, und das Leben reduktiv funktionalisiert wird. Das ist nicht das Wesen der Sittlichkeit, das ist sogar ein bösartiger Irrtum.
Der sich auch umgekehrt ausdrückt, denn in den allermeisten Fällen haben freigiebige Menschen ganz einfach gar kein verantwortetes Verhältnis der Welt gegenüber, weshalb sie auch keine Beziehung zu den Dingen haben, der sie genügen - das ist ja Verantwortung. Was in den allermeisten Fällen konkret mit dem Erleben des Erwerbs dieses Besitzes selbst zu tun hat, dazu unten.
Es kann auch sehr wohl Gebot einer Situation sein, bestimmten Aufwand zu treiben, der "unnötig" in Hinblick auf einfache Grundfunktionen ist - die z. B. ANDERE, als deren Gehorsamspflicht, wie sie im Ganzen einer Situation zu erfassen ist, zu erfüllen haben. Zu festlichem Anlaß im Fahrrad und in Jean anzugurken kann sogar die eigentliche Sünde sein, indem die Bedeutung einer Situation mißachtet, die Dingwelt entstaltet, und das Leben reduktiv funktionalisiert wird. Das ist nicht das Wesen der Sittlichkeit, das ist sogar ein bösartiger Irrtum.
Der sich auch umgekehrt ausdrückt, denn in den allermeisten Fällen haben freigiebige Menschen ganz einfach gar kein verantwortetes Verhältnis der Welt gegenüber, weshalb sie auch keine Beziehung zu den Dingen haben, der sie genügen - das ist ja Verantwortung. Was in den allermeisten Fällen konkret mit dem Erleben des Erwerbs dieses Besitzes selbst zu tun hat, dazu unten.
Teil 2 morgen) Wir haben nicht zuviel, wie haben zuwenig Eigentum!
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