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Freitag, 10. Mai 2013

Fehlschluß

Deutschland verfügt über 38.400 Brücken. Für deren Erhaltung werden zuletzt jährlich 800 Mio. Euro ausgegeben, der Aufwand steigt aber kontinuierlich, wird bald die Milliarde überschreiten. Das macht ein gutes Fünftel des gesamten Bundesetats für Straßenbau aus.

Auch wenn die absoluten Zahlen hier nicht überbewertet werden sollen, soll an diesem Beispiel gezeigt werden, daß es ein Irrtum ist zu meinen, "Investitionen" in Infrastruktur würden quasi "Aktiva" schaffen, von denen gezehrt werden könnte. Das tun sie nicht, das tut keine Investition. Technische Anlagen benötigen immer mehr an zusätzlichem Aufwand, um erhalten zu werden, als sie "sparen". Ihre Vorteile, wenn man so will, liegen auf anderen Ebenen, meist in der Ersparnis von "Mühe". 

Nicht einmal von Zeit, wie sich an vielen Beispielen zeigen läßt, im Gegenteil, der Gesamtaufwand an Zeit steigt mit der Komplexität von technischen Lösungen, er verlagert sich nur um. Im speziellen Beispiel haben Erhebungen ergeben, daß der Gesamtzeitaufwand für den täglichen Transfer über die Jahrhunderte trotz oder mit den technisch anderen Lösungen für den Verkehr angestiegen ist. Deutlich verändert aber hat sich die Erlebnisqualität, die Möglichkeit zur Freiheit im Umgang damit.

Nun wäre zwar genau das der prinzipielle Sinn des Lebens - Ausfaltung, die Spezialisierung nach sich zieht, das Ideal humaner Kultur kann also nicht das Kleinlandwirtedasein* an sich sein, wo jeder alles selbst macht. Jede Generationenfolge zeigt ja, wie Nachkommen Ansätze der Vorfahren herausgreifen und einzelne Züge des Erbes immer stärker hervor- und für sich stellen. Zur Katastrophe wird das aber dort, wo das Spätere sich vom Herkommen abhängt. Dort verliert es alles Maß, das es selber hervorgebracht hat, das es immer auch in sich trägt. Und das ist in der Geisteshaltung des Technizismus seit dem 19. Jhd. flächendeckend passiert: Er hat die Natur des Lebens selbst überformt weil durch abstrakte Mechanismen ersetzt, die sich überall gegen das Leben gewendet haben. Sodaß wir uns heute tatsächlich in einer sich selbst fortzeugenden Mechanik des Todes - als entarteter Stadtkultur - befinden.

Die Krise also mit öffentlichen Ausagen über Investitionen zu bekämpfen wirkt zweifach zukunftsbelastend: Es erhöht die Zins- und Tilgungsbelastung (denn es wird ja nur mit Krediten investiert), und es erhöht die notwendige Anstrengung, laufende Instandhaltung zu tragen.

Das häufig vorgebrachte Argument, daß aber immerhin dadurch in Umlauf gebrachte Lohnzahlungen (etc.) den Wirtschaftskreislauf beleben, ist eine groteske Verkennung der Wirklichkeit: Denn hier wird nur Geld von der einen Tasche in die andere gesteckt, durch die enormen Reibungsverluste kommt aber immer weniger in der einen Tasche an, als in der anderen genommen wird. Weder wird aber selbst Aktiva generierender Mehrwert erarbeitet (der nur aus natürlichem Angebot-Nachfrage-Spiel entstehen kann), noch wird das öffentliche Budget entlastet. Es werden nur die Gesamtsummen des Spiels und damit die "Alternativlosigkeiten" erhöht, das System selbst wird in immer höherem Ausmaß kritisch, das heißt daß die Wahrscheinlichkeit eines Totalzusammenbruchs wächst.



*Was in der Sehnsucht nach dem Land zum Ausdruck kommt, ist die Verbindung jedes Menschen mit seinem Ursprung, aus dem sich seine Geschichte herausentwickelt hat und herausentwickeln MUSZ, und das ist der "Bauer". Die Landwirtschaft ist aber nicht nur Quelle der Kultur, sie ist auch der einzige Ort, aus dem Neues- nicht einfach Abgewandeltes - ersprießen kann: Regeneration der eigenen Fundamente kann nur von dort kommen. Die Entwicklung des 19. und 20. Jhds. ist nur deshalb überhaupt möglich gewesen, weil sie von den Bauern herstammt. Von dort gehen alle Handwerker, Techniker, Bürger, Arbeiter aus. Gleichzeitig darf aber die Stadt nie das Land völlig ausmerzen, sie schneidet sich von ihrer eigenen Lebensquelle ab und verliert alles Maß.




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