"Freien Zulaß zu allem, kein Hindernis in den Weg derjenigen, deren wahre psychische Bedürfnisse sie, stets in Gemäßheit ihrer körperlichen Beschaffenheit, zu männlicher Beschäftigung treiben, für die Frauen mit männlichen Zügen. Aber weg mit der PARTEIbildung, weg mit der UNWAHREN Revolutionierung, weg mit der ganzen FrauenBEWEGUNG, die in so vielen widernatürliches und künstliches, im Grunde verlogenes Streben schafft."
Otto Weiniger schreibt das in "Geschlecht und Charakter". Für ihn bewegt sich Männlichkeit und Weiblichkeit in jedem Menschen auf einer einzigen Linie. Diese Polarität findet sich in jedem Menschen, nur in dem einen mehr, in dem anderen weniger, zwischen den Polen MANN und FRAU. Entsprechend suchen auch die Menschen jeweils jene Ergänzungen, die diesen Anteilen jeweils gerecht werden, und sie ergänzen.
Darin begründet sich für Weininger auch die männliche oder weibliche Homosexualität.
Darin begründet sich für Weininger auch die männliche oder weibliche Homosexualität.
Das Hinausgreifen in die gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung, die Welt der Charakterausbildung also, ist sui generis der männliche Wesenspol. Aber der findet eben in jedem Menschen eine sehr unterschiedliche Ausprägung. Das ideologisierte, abstrakt allgemeine Darstellen von "Gesolltem" verhindert eine je natürliche und erfüllende Ausbildung des Menschseins im Einzelnen, das gerade von dieser sehr feingehaltlichen, vielfältigen Skalierung auf unterschiedlichsten Ebenen abhängt. Nur je individuelle Suche - "Jedem Topf sein Deckel" - kann im Einzelnen diese Skalierung ihre jeweilige Entsprechung finden, und der Mensch zur Ruhe kommen.
Das findet sich auch bestätigt, so Weininger, wenn man die Liste der Frauen durchgeht, die durch herausragende kulturelle, wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen berühmt wurden. Es sind alles Frauen, in denen das Männliche einen hohen, ja überwiegenden Anteil hatte und hat.
Eine Frauenbewegung hat es demgemäß zu allen Zeiten gegeben. Man muß da in der Geschichte keinen "Raum" schaffen, in dem sich frauliche Selbstentfaltung erst ermögliche. In unterschiedlichen Epochen kam das lediglich mit unterschiedlicher Qualität zum Vorschein - das öffentliche, gesellschaftliche Leben hat auch je unterschiedliche Ausprägung, und wirkt demgemäß auf die Individuen selbst zurück. Aber nicht im engen Sinn "reglementierend", sondern evozierend, formend.
Entsprechend wird die Geschichte von Emanzipationsbewegungen verfälscht. Man übersieht zudem, daß die Forderung nach Emanzipation vor allem von Frauen ausgeht, die hohen männlichen Anteil HABEN, ihre subjektiven Ansprüche aber verallgemeinern und vorgeben, im Namen "der Frauen" zu sprechen. Die Frauenbewegungen sind also keineswegs neu oder historisch originell, dergestalt, daß die Frauen bisher in Finsternis geschmachtet hätten und in Fesseln gelegen wären, während es nun darum gehe, das natürliche Recht zu ergreifen und zu beanspruchen.
Es ist sogar auffallend, daß sich Frauenbewegungen in periodischen Abständen in der Geschichte finden, nur ist das meist vergessen. So im 10., dann wieder im 15./16. Jahrhundert in der Renaissance (in der männliche Frauen sogar dominierten), und eben im 19. und 20. Jahrhundert. Entsprechend finden sich in diesen Zeitaltern auch physiologische Zwitterformen gehäuft. Ähnliche Rhythmiken finden sich übrigens auch im Tierreich. Mehr männlichen Weibern entsprechen immer dann auch mehr weibliche Männer. Ist eine Ära weiblicher - wie es im Umbruch 19./20. Jahrhundert eintrat - vermehrt sich deshalb auch sprunghaft die Homosexualität.
Die Verfehltheit liegt in der Bildung eines Phantasmas, in der nur individuell Mögliches zu einer abstrakten, allgemeinen Idee wird, die den Einzelnen aus seinem Lebensvollzug, der nur auf der Basis subjektiver Wahrnehmung und Wachheit möglich ist, quasi hinweghebt. Deshalb gilt das Gesagte auch für den "Anti-Feminismus", der dasselbe nur mit anderen Vorzeichen tut.*
Dieser Pendelausschlag hat sich immer wieder aus seiner Eigenlogik heraus zurückgebildet. Frauenbewegungen zerrinnen historisch belegbar immer wieder - von selber - im Nichts, zerschellen am Unüberwindlichen: Der individuellen Wahrnehmung. Wahre Befreiung kann immer nur das Individuum suchen und finden, indem jeder Mensch in sich diesen Kampfplatz um SEINE Wirklichung führt, in seinem konkreten Lebensfeld - der größte, der einzige Feind der Emanzipation der Frau ist dabei ... die Frau, schreibt Weininger.
Mit einer weiteren Folgerung: Was immer "Frauen" über sich schreiben, stammt fast ausschließlich von Frauen, die mehrheitlich Männer sind. Sie beschreiben also neuerlich das Männliche. Mehr an Aussage über die Frauen, schreibt Weininger, ist deshalb von Männern zu erwarten, die das Weibliche in ihnen beschreiben.
Dem entspricht noch etwas, was Weininger sehr richtig feststellt: Das Bedürfnis nach Berührung, nach fleischlicher Nähe, ist beim Mann aktiv auf den Akt des Berührens, beim Weibe mehr passiv, am BerührtWERDEN orientiert, ohne daß Unterschiede in der Intensität des Wunsches feststellbar wären. Das weibliche Begehren ist also keineswegs schwächer als beim Mann, es ist nur anders orientiert.
*Deshalb kann Politik, wer hier meint, egal auf welches Phantasma hin reglementierend eingreifen zu können, nur Unglück anrichten und Verwirrung im Alltagsleben seiner Bürger stiften, ohne dieses Ziel je erreichen zu können. JEDES solches Eingreifen bedeutet die Errichtung einer Barriere zur Freiheit der Menschen.
Das findet sich auch bestätigt, so Weininger, wenn man die Liste der Frauen durchgeht, die durch herausragende kulturelle, wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen berühmt wurden. Es sind alles Frauen, in denen das Männliche einen hohen, ja überwiegenden Anteil hatte und hat.
Eine Frauenbewegung hat es demgemäß zu allen Zeiten gegeben. Man muß da in der Geschichte keinen "Raum" schaffen, in dem sich frauliche Selbstentfaltung erst ermögliche. In unterschiedlichen Epochen kam das lediglich mit unterschiedlicher Qualität zum Vorschein - das öffentliche, gesellschaftliche Leben hat auch je unterschiedliche Ausprägung, und wirkt demgemäß auf die Individuen selbst zurück. Aber nicht im engen Sinn "reglementierend", sondern evozierend, formend.
Entsprechend wird die Geschichte von Emanzipationsbewegungen verfälscht. Man übersieht zudem, daß die Forderung nach Emanzipation vor allem von Frauen ausgeht, die hohen männlichen Anteil HABEN, ihre subjektiven Ansprüche aber verallgemeinern und vorgeben, im Namen "der Frauen" zu sprechen. Die Frauenbewegungen sind also keineswegs neu oder historisch originell, dergestalt, daß die Frauen bisher in Finsternis geschmachtet hätten und in Fesseln gelegen wären, während es nun darum gehe, das natürliche Recht zu ergreifen und zu beanspruchen.
Es ist sogar auffallend, daß sich Frauenbewegungen in periodischen Abständen in der Geschichte finden, nur ist das meist vergessen. So im 10., dann wieder im 15./16. Jahrhundert in der Renaissance (in der männliche Frauen sogar dominierten), und eben im 19. und 20. Jahrhundert. Entsprechend finden sich in diesen Zeitaltern auch physiologische Zwitterformen gehäuft. Ähnliche Rhythmiken finden sich übrigens auch im Tierreich. Mehr männlichen Weibern entsprechen immer dann auch mehr weibliche Männer. Ist eine Ära weiblicher - wie es im Umbruch 19./20. Jahrhundert eintrat - vermehrt sich deshalb auch sprunghaft die Homosexualität.
Die Verfehltheit liegt in der Bildung eines Phantasmas, in der nur individuell Mögliches zu einer abstrakten, allgemeinen Idee wird, die den Einzelnen aus seinem Lebensvollzug, der nur auf der Basis subjektiver Wahrnehmung und Wachheit möglich ist, quasi hinweghebt. Deshalb gilt das Gesagte auch für den "Anti-Feminismus", der dasselbe nur mit anderen Vorzeichen tut.*
Dieser Pendelausschlag hat sich immer wieder aus seiner Eigenlogik heraus zurückgebildet. Frauenbewegungen zerrinnen historisch belegbar immer wieder - von selber - im Nichts, zerschellen am Unüberwindlichen: Der individuellen Wahrnehmung. Wahre Befreiung kann immer nur das Individuum suchen und finden, indem jeder Mensch in sich diesen Kampfplatz um SEINE Wirklichung führt, in seinem konkreten Lebensfeld - der größte, der einzige Feind der Emanzipation der Frau ist dabei ... die Frau, schreibt Weininger.
Mit einer weiteren Folgerung: Was immer "Frauen" über sich schreiben, stammt fast ausschließlich von Frauen, die mehrheitlich Männer sind. Sie beschreiben also neuerlich das Männliche. Mehr an Aussage über die Frauen, schreibt Weininger, ist deshalb von Männern zu erwarten, die das Weibliche in ihnen beschreiben.
Dem entspricht noch etwas, was Weininger sehr richtig feststellt: Das Bedürfnis nach Berührung, nach fleischlicher Nähe, ist beim Mann aktiv auf den Akt des Berührens, beim Weibe mehr passiv, am BerührtWERDEN orientiert, ohne daß Unterschiede in der Intensität des Wunsches feststellbar wären. Das weibliche Begehren ist also keineswegs schwächer als beim Mann, es ist nur anders orientiert.
*Deshalb kann Politik, wer hier meint, egal auf welches Phantasma hin reglementierend eingreifen zu können, nur Unglück anrichten und Verwirrung im Alltagsleben seiner Bürger stiften, ohne dieses Ziel je erreichen zu können. JEDES solches Eingreifen bedeutet die Errichtung einer Barriere zur Freiheit der Menschen.
*120513*