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Montag, 27. Mai 2013

Die einfache Welt (2)

Teil 2) Das sogenannte Wohlstandsgefälle ist kein Grund, 
es ist eine bequeme Ausrede




Es ist nicht das Wohlstandsgefälle - ALS SOZIALES PROBLEM. Wohlstandsunterschiede sind an sich kein soziales Problem, sie gehören zum Leben und zum Menschen dazu wie die Farbe der Augen. Sie werden willentlich und in Dummheit erst dazu gemacht, und von den "Betroffenen" oft "dankbar" angenommen, weil sie sich davon etwas erwarten können, in vielen Fällen stützt es ja genau den Grund und jene Vorläufigkeit, deretwegen sie überhaupt hergekommen sind.

Sie prinzipiell als "Unrecht" zu sehen ist nur bei einer irrigen Anthropologie möglich, die bestenfalls Werkzeug einer Utopie ist, aber nicht dem Wesen des Menschen entspricht. Dieses politische Schlagwort stammt deshalb aus dem Arsenal derjenigen, die sich in ausgesuchter, gut abgeschützter Wirklichkeitsferne die Welt immer schon nach ihrer Facon geschnitzt haben, und die es ihnen leicht macht, weiter in ihren gemütlichen Sofas zu sitzen, wichtige Konferenzen zu besuchen, Weltprobleme lautstark zu diskutieren, deren Lösung sie kennen, und "moralisch" zu handeln.

Die Vorfälle in Schweden (und anderswo) sind keine sozialen Unruhen aus Wohlstandsgefälle. Sie sind reine Migrationsprobleme, keine des Wohlstandsgefüges der betroffenen Staaten. Sie quasi als Menetekel der Gesellschaften Europas AUFGRUND der wirtschaftlichen Entwicklung zu benützen ist politischer Mißbrauch, und NUR deshalb taucht es auch in diesem Licht auf.

Und sie sind Migrationsprobleme, die weit vielschichtere Ursache-Wirkungsgefüge zeigen, als links- oder sonstpopulistische Politik sie darzustellen pflegt. Etwa als bösartiges Verweigern durch böse Einheimische.

Es ist eine völlig andere Haltung, die mit den Zuwanderern - zum Teil, nicht bei allen! - ins Land kam, die diese nach Europa trieb, und weiter treibt, und das macht die Kluft ad hoc und sehr real und auf lange Frist UNüberwindlich. Mit Integrationsfreundlichkeit, einer "Willkommenskultur", und wie die Schlagworte alle heißen, ist damit nichts anzufangen. Dies Kluft zeigt sich in der Ausbildung von Parallelgesellschaften, die an sich bereits klare Absichtserklärung sind, und mittlerweile nicht mehr zu verhindern, sondern der einzige Weg sind, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Weshalb man es gezielt kanalisieren muß, es gibt überhaupt keinen Ausweg. Auch das zeigt sich in Schweden.

Es sind nämlich auch nicht jene Asylanten, die als Geflohene mehr oder weniger unfreiwillig genötigt sind, sich ein neues Leben aufzubauen, das Migrationsproblem ist kein Problem von Asyl (es wird als solches lediglich mißbräuchlich zu verwenden versucht). Der Verfasser dieser Zeilen hat bei wirklichen Asylanten immer eine ganz andere Haltung festgestellt - keine der Erwartung, der Forderung. Sie wußten, daß sie ihr Leben selbst wieder aufbauen, bei Null beginnen mußten.

Man nehme durchaus die Millionen, die nach dem 2. Weltkrieg nach Westdeutschland eingesiedelt wurden als Beispiel, oder die 200.000 Ungarn nach 1956, die in Österreich klaglos integriert wurden. Auch das aber verlief (Deutschland!) keineswegs friktionsfrei, es blieb den Einheimischen nur keine Wahl, wobei die Folgen dramatischer sind und waren, als man heute wahrnehmen möchte: diese Zwangsintegration ist wesentlicher Faktor zur Auslöschung regional geprägter Kultur in Deutschland! Wobei: Welche Haltung hatten diese zuwandernden Menschen!?

Wer selbst bei Spätaussiedlern aus Rußland etwa - der Verfasser hat solche in den 1980er Jahren nicht nur als Kollegen am Fließband erlebt, sondern als Unternehmer Anfang der 1990er auch Siedlungen in Süddeutschland für sie gebaut: auch sie waren politisches Tauschgeschäft, Devisenbringer oder politisches Pfand für so manchen Staat - den Fleiß, die Bereitschaft sich etwas zu schaffen beobachtet hat, sieht manchen Unterschied. Dies dezidiert neutral gesagt, ohne zu werten, nur sachlich-funktional in den Auswirkungen betrachtet.

Und die Haltung ist es in erster Linie, die nun in Schweden zu (gar nicht: ersten; es gab dort schon jahrelang erstaunliche Konflikte, u. a. in einem ausgeprägten Antisemitismus in Teilen Schwedens bei islamischen Zuwanderern, wie z. B. von Malmö schon lange berichtet wird) Eskalationen geführt hat. Vorbeben dafür - Unruhen UNTER den Zuwanderern - gab es also bereits seit Jahren. In einem Land, das den Sozialstaat sowie die Liberalität einer undifferenzierten Einwanderungspolitik auf die größtmögliche Spitze getrieben hat, sodaß der darauf folgenden Kollaps der Staatsfinanzen vor etwa zehn Jahren mit letzter Kraft noch abgewendet werden konnte.

Die Art der Zuwanderungsgestaltung, ja Förderung, ja: FORDERUNG**, hat nun dazu geführt, daß wir sogar regelrecht erpreßbar geworden sind. Weil wir immer die wahrhaftige Auseinandersetzung gescheut haben, Wesen des Sozialstaates ist ja genau das. Nun heißt es also: Entweder Wohlstand - oder Rebellion. In Schweden hat die Polizei nicht einmal den Versuch unternommen, Leben, Hab und Gut der übrigen Bevölkerung zu schützen, sondern "filmt" vorerst einmal alles mit, um nachher die Täter auszuforschen. Die Schäden haben in jedem Fall also auch noch die Betroffenen selbst (über ihre Gemeinschat als Versicherte, bestenfalls) zu tragen. Eine kaum faßbare Bankrotterklärung jeder Ordnungspolitik. Festgenommen wurden nur jene "Rechtsradikale", die sich mittlerweile organisiert hatten, um in Übernahme der Eigen- und Sozialverantwortung diesen Schutz zu übernehmen, den die Polizei verweigert.

Natürlich ist in so einem Aufsätzchen nicht alles und definitiv erklärt und ausgeleuchtet. Aber es will einen Grundzug darstellen, der in den Augen des Verfassers dieser Zeilen in der gesamten Diskussion über Migration und Wohlstand völlig ignoriert wurde und wird. Und der sich nicht einmal mit "Unwillen zur Integration" ausreichend beschreiben läßt. Es verlangt insgesamt eine weit subtilere Bewertung und weit mutigere Lösung der Dinge. Derzeit versucht die Politik ja innerhalb jener Grenzen zu bleiben, in denen sie die wahre Verantwortungsdimension einzugestehen doch noch vermeiden kann.

Anders wird die Befürchtung, daß mit falschen Maßnahmen, allenfalls auch vorbeugend und in anderen Ländern reagiert wird wieder einmal zur Gewißheit. Wohlstand kann niemals durch Zuwendungen und "soziale Maßnahmen" verbessert werden, Wohlstand ist Frucht einer inneren Reife, einer Haltung die sittliche Leistung (und damit kultur- wie religionsabhängig) ist***, die Umstände in denen man lebt und denkt korrelieren exakt damit.

Wer bestimmte Gegenden Europas bereist, die als Herkunftsland so mancher Tausendschaft an Zuwanderern in Österreich und Deutschland bekannt sind, wird bald erkennen, daß die selbst in ihrer Heimat nicht "integriert" sind. Daß sie auch dort ohne Verwurzelung mit dem Boden leben. DAS sind reale kulturelle Differenzen, die sich mit Geld nicht beheben lassen, die mit pekuniärem Wohlstand rein gar nichts zu tun haben. Daß solche Menschen auch überdurchschnittlich leicht "auswandern", weil sie gar nie wo einwandern, weil sie ORTSLOS sind, beantwortet sich von selbst. "Die (X) können mit Häusern nichts anfangen, wie sollen sie es hier?" meinte einmal ein weitgereister Schriftsteller zum Verfasser dieser Zeilen.

Übrigens - jene (X) waren auch in ihrer Heimat alles andere als gern gesehen und ein Problem, das die hohe Politik seit Jahrzehnten gern als Verschiebeobjekt und Mittel ganz anderer politischer Zielsetzungen benützte. Bei seinem Besuch in Nordzypern vor drei Jahren hat der Verfasser dieser Zeilen mit Staunen festgestellt, daß die Probleme der Einheimischen - "Landsleute" dieser Zuwanderer - dieselben sind wie sie aus Hamburg oder Wien oder Stockholm bekannt sind. Die Parallele ist insofern auch interessant, als die alteingesessene Bevölkerung sich mittlerweile in der Minderheit befindet, und durch eine entsprechend angepaßte Verwaltung fremd im eigenen Land ist. Die sich dem abgeteilten Süden näher fühlt, als den "Landsleuten".

Wie immer die Europäer leben, welchen Wohlstands immer sie sich erfreuen - er ist Frucht einer Lebenshaltung, und einer Entfaltung ihres persönlichen Lebens und die Erfüllung eines Lebensauftrags: jenen zur Entelechie, zur Selbstentfaltung. Das hat diese Kultur bestimmt, und dieses Europa in der heutigen entwickelten Form überhaupt entstehen lassen. Selbstentfaltung ist wiederum kein neutrales Computerprogramm, das jeder in sich trägt, man muß es nur an den Strom (Geld und Schule und Methoden) anschließen, sondern UNTRENNBAR, wesensbestimmt mit dem unmittelbaren sozialen Umfeld verbunden, in das sie hineingeboren werden. Jede Herauslösung aus diesem Umfeld hinterläßt eine tiefe Wunde, die Generationen braucht, um wieder zu heilen. Und die nicht künstlich befördert werden kann, die natürlich wachsen muß.****

Zuwanderer müssen also auf ihre neue Heimat hin ZUWACHSEN, um in ein Umfeld einzuwachsen - integriert zu werden. Nicht anders, als es mit heutigen Inländern in einem jahrtausendelangen fortwährenden Fließen und Werden passiert ist. Deren Eingewachsenheit keine Schuld ist, deren Früchte gefälligst abzutreten wären, sondern nicht mehr und nicht weniger als natürliche Bedingung ihres Lebens.

Der kulturelle Herkunftsgrund ist dabei einerseits bei noch so viel Willensanstrengung unüberwindbarer Ausgangspunkt, aber - und das wird völlig übersehen - zugleich immanente Prägung des Zielpunkts. Sind deshalb die Ausgangslagen (Religion, Weltanschauung) unvereinbar, so sind es die Zielpunkte. Es sei denn, die Ausgangshaltung verändert sich ...

Und das ist die eigentliche Forderung - als Kriterium, nicht als quasi Pflicht zur Selbstveränderung, das wird nie funktionieren! - an Zuwanderer, eine Bringschuld, die eine Grundhaltung braucht, und keine "sozialen Maßnahmen", damit sie mehr Geld erwirtschaften können, der Rest wird sich schon ergeben. Wird es nicht. Maßnahmen, die folgerichtig pausenlos auf Aporien, Unvereinbarkeiten stoßen. Man denke nur an die Forderung nach Sprachkenntnis, die in vielen Fällen tatsächlich unmenschlich und sprachpädagogisch verheerend falsch ist, gerade bei Kindern, die zuerst in das Begriffsgefüge ihrer Familie hineinwachsen müssen, um dann erst auf die Symbolik der Fremdsprache ausgreifen zu können.

Wer ohne soziales Umfeld, ohne "auf zu und von her" leben will, will aber nur jene Funktionen seines Umfeldes nützen, die ihm für ein anderes Umfeld nützen. Und das nennt man mit Recht: ausnützen.




**Erst jüngst wieder kamen staatliche Sozial-, Arbeits- und Industriellenvereinigungen zu einer gemeinsam erhobenen Forderung, die Zuwanderung (natürlich: "qualifziert" ...) zu steigern, weil sonst - man höre! - soziale Unruhen eine der Folgen sein würden, weil der Wohlstand, der Sozialstaat in der heutigen Form aus demographischen Gründen nicht aufrechterhalten werden könne. Das klingt schon gar nicht mehr anders als die Forderung im alten Rom, Sklaven ins Land zu holen. Welche Personengruppen aber sind bereit, mit der dauerhaften Zuwanderung (und andere hat in diesem Umfang keinen Sinn) zugleich eine Verpflichtungsleistung zu unterschreiben, 30, 40 oder 50.000 Euro als Schulden, als Anteil am öffentlichen Gebaren pro Person, gleich einmal mit zu übernehmen? Nicht eher jene, die schon in ihrer Heimat sich keinen Deut um Sozialgefüge und Schulden ihres Herkunftslandes geschert haben, die gar nichts mehr zu verlieren haben? Die hoffen, ihre Kalkulation auf egal welche Weise zu ihren Gunsten ausgehen zu lassen?

***Diese Zusammenhänge auseinandergerissen zu haben ist einer der fundamentalsten Schäden, den unser gesamtes gesellschaftliches Gefüge mittlerweile zu tragen hat, und bei dem es fraglich ist, ob es ihn überhaupt überstehen wird. Das ist eine der maßgebenden Wurzeln auch der Finanzkrise seit 2008.

****Zuwanderung in dem quantitativen Ausmaß, wie es seit Jahrzehnten in unseren Ländern passiert ist, kann deshalb - so die hier vertretene These - nur über relativ autonome Parallelgesellschaften aufgefangen werden. Sie ist, eben weil sie höchst differenziert ist, nicht einfach ein mit ein paar politischen Maßnahmen durchführbares "Programm" oder "moralischer Pflicht". Um dann, untereinander formal strikt befriedet, in generationenlangen, jahrhundertelangen Prozessen miteinander verwachsen zu können.






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