Vaterschaft ist nicht einfach das physische Präsentsein des leiblichen Erzeugers. Schon aus der Natur des menschlichen Werdens wird seine geringe physische "Nachweisbarkeit" deutlich. Pater semper incertae heißt ein alter Rechtsgrundsatz. Und er verweist das Wesentliche des Vaterseins: als Position des Geistes.*
Wenn der Vater diese Aufgabe nicht erfüllt, ist er seinem Kind - selbst bei physischer Präsenz - nicht mehr Vater. Ist wie heute so häufig ein Zusammenleben mit der Frau (die heute zur Untreue per se neigt, ja von den Gesetzen dieser Länder definitiv dorthin getrieben wird) nicht möglich, unterbindet die Frau diese Stellung des Vaters, so ist es sogar besser, der Vater geht (physisch), um das "Vatersein an sich" wenigstens als erhaltenes Bild zu belassen - im von den zurückgelassenen Kindern gefühlten Mangel.**
Sohnschaft (als Wesensbegriff für physische Söhne wie Töchter angewandt) ist umgekehrt keine physische Eigenschaft, die einem ohnehin anhaftet. Sie ist im Nennen "Du bist mein Sohn!" eine Anforderung, im Gehorsam den Geist zu atmen, um aus ihm sein Leben zur Würde zu führen.*** Sie braucht aber den Gegenschritt, der Annahme des Vaters. Nur so wird Geist im Menschen überhaupt lebendig. "Irgendeines" Vaters? Nein. Denn die physische Aktualität des Vaters ist die Bedingung der Trägerschaft von Geist, ist der Geist, auf den hin Kinder verwiesen sind, deren Dasein in der Welt nicht abstrakt denkbar ist, sondern immer ein "Hinein", ein Hinein in eine konkrete Situation bedeutet. Der physische Teil spielt nur dahingehend eine Rolle, als diesem zugewiesenen Vatersgeist auch gewisse Talente und Anlagen leichter entsprechen können, und damit zur Vollgestalt kommen. (Weshalb es tatsächlich für Töchter selber leichter ist als für Söhne, adoptiert zu werden.)
Die Frau, die den Mann bzw. Vater bekämpft, weil sie ihm die Gefolgschaft verweigert, die Bereitschaft diesen Geist als Haupt anzunehmen, die also ein anderes Haupt gewählt hat und wählt, wird deshalb immer dessen Geist bekämpfen, in der Verleumdung als ihrer wirksamsten Waffe.
Übrigens, so nebenher gesagt: Darin liegt die nachweisbare (und unverstandenerweise "beklagte") Tatsache begründet, daß getrennte Väter sich mit dem Zerbrechen der Ehe und Familie nicht mehr um ihre Kinder kümmern. Mit der Ehescheidung aber ist ihre Stellung zerbrochen, und damit das Wesen des Vaterseins. Die "Spiel- und Sorgeväter", die sich wie weibische Schwämme auch später über ihre Kinder ergießen, richten nicht nur enormen Schaden an, sondern sie zerstören das eigentliche Vatersein FÜR DAS KIND.****
Schon aus dem Grund ist die "geteilte Obsorge", die die Gesetzgeber als so fortschrittliche und gute Lösung einführen, alles andere als "im Kindeswohl", denn sie ist eine Aporie, die das Kind aber in manifest Schizoidität festnagelt: Es darf sein Fühlen noch weniger zu Bewußtsein bringen, findet überhaupt keine Gründe mehr, die es legitim vertreten könnte. Die Praxis zeigt das auch, denn diese "geteilte Obsorge" funktioniert genau dort nicht, wo es um Vaterschaft geht. Sie funktioniert nur dort, wo sich beide Elternteile das Wesentliche der Erziehung ohnehin ersparen, auf Kosten des Kindes. Es gibt keine a-hierarchisch geteilte Obsorge, es gibt kein Vatersein ohne Gesamtverantwortung. Und es gibt keine Verantwortung ohne die Macht das Verantwortete zu gestalten.
Daß das nicht mehr zu Wort kommt hat einzig den Grund in bösartigen Absichten, die die Lüge um jeden Preis aufrechthalten wollen. Um JEDEN Preis.
*Der "neue Vater" ist also eine verabscheuenswürdige Verirrung, weil er das Wesen des Vaterseins verrät, den Kindern den Vater auf perfide, schizoide Weise (denn die physische Präsenz täuscht damit, sie lügt, entmachtet aber den gefühlten Widerspruch und Mangel im Außen) vorenthält. Weil sich der Mann damit einfach der Bürde enthebt die Vaterschaft bedeutet, sich seinen egoistischen Glücksgefühlen hingibt.
**Natürlich nicht die vollkommene, aber die bessere Lösung. Denn die Gestaltwerdung der Kinder muß der realen Gestalt entbehren, der "Bewegung", aus der die Ergreifung der eigenen Gestalt, aus dem Geist heraus, erschwert wird.
***Das Wesen der Adoption ist kein Firlefanz des Ehrgeizes oder Mitleids, sondern trägt darin seine Wurzel. Die Adoption ist die eigentliche Kindesschaffung durch die Benennung "Du bist mein Sohn, meine Tochter!" Sie ist vielmehr die für jeden Sohn (Tochter) notwendig zu setzende Schritt. Ohne diese Initiation sind Kinder nicht Kinder ihres Vaters. Es hat deshalb zu allen Zeiten und in allen Kulturen den entscheidenden und expliziten Schritt benötigt: daß der Vater ein Kind als seines annahm.
****Man beachte in diesem Zusammenhang einfach, welche Bedeutung der "Name" für das Kind (und, praktisch, für die Frau) hat. Kinder, die meinen sich von ihrem Vater lossagen zu können, Frauen, die den Vater ablehnen, sollten wenigstens die Ehrlichkeit aufbringen, dessen Namen abzulegen, den sie mit fremden Inhalten füllen und deformieren. Ohngeachtet der Folgen sei dies gesagt, die den Namensableger eben treffen, der sich seiner eigenen Wurzeln entledigt. Daß sie dies in der Praxis aber so gut wie nie tun zeigt aber ohnehin etwas anderes an: daß der Geist desjenigen sehr wohl gewollt wird, und sei es um des reinen Besitzes willen.
Daß Mönche bei Eintritt in ein Kloster einen neuen Namen annehmen, hat genau darin seinen Sinn und Inhalt: Sie trennen sich von ihren Wurzeln, um sich neu gebären zu lassen, aus anderem Geist, geboren aus der Anarchie des wirklich Neuen, der neuen Sohnschaft, des Vaters aller Väter. (Weshalb das Gesagte auch im weitesten Sinn für Künstler, für alle "Herausgenommenen" gilt.) Und NUR so - wenn - könnte man dem Irrsinn entgehen, der der Vaterlosigkeit (als Ablehnung des Vaters - die Frau betreffend beachte man dabei die strukturelle Wahrheit des Medea-Mythos) zwangsläufig auf dem Fuß folgt.
****Man beachte in diesem Zusammenhang einfach, welche Bedeutung der "Name" für das Kind (und, praktisch, für die Frau) hat. Kinder, die meinen sich von ihrem Vater lossagen zu können, Frauen, die den Vater ablehnen, sollten wenigstens die Ehrlichkeit aufbringen, dessen Namen abzulegen, den sie mit fremden Inhalten füllen und deformieren. Ohngeachtet der Folgen sei dies gesagt, die den Namensableger eben treffen, der sich seiner eigenen Wurzeln entledigt. Daß sie dies in der Praxis aber so gut wie nie tun zeigt aber ohnehin etwas anderes an: daß der Geist desjenigen sehr wohl gewollt wird, und sei es um des reinen Besitzes willen.
Daß Mönche bei Eintritt in ein Kloster einen neuen Namen annehmen, hat genau darin seinen Sinn und Inhalt: Sie trennen sich von ihren Wurzeln, um sich neu gebären zu lassen, aus anderem Geist, geboren aus der Anarchie des wirklich Neuen, der neuen Sohnschaft, des Vaters aller Väter. (Weshalb das Gesagte auch im weitesten Sinn für Künstler, für alle "Herausgenommenen" gilt.) Und NUR so - wenn - könnte man dem Irrsinn entgehen, der der Vaterlosigkeit (als Ablehnung des Vaters - die Frau betreffend beachte man dabei die strukturelle Wahrheit des Medea-Mythos) zwangsläufig auf dem Fuß folgt.
*190513*