Im letzten, schreibt Ludwig Klages in "Vom Wesen des Bewußtseins", ist jede Sinnesempfindung eine Berührungsempfindung. Deshalb sind die Sinnesorgane bei übergroßer Eindrucksstärke auch selbst der Ort, an dem Schmerzempfindung (überschreiten Sinneseindrücke eine bestimmte Stärke, werden sie zu Schmerz) lokalisiert werden. NICHT also in der Wahrnehmung selbst, nicht im Geist.
Weil aber Berührungsempfindung immer mit dem Aufeinandertreffen der Widerständigkeit zweier Dinge zu tun hat, nur daraus Raumvorstellung möglich wird - als Bezug auf feste Örter, die selbst nur durch Widerstand erfahrbar werden - ersteht nur aus ihr die Erfahrung einer konkreten räumlich-zeitlichen Welt: Als abhängig von der Realität eines Hierseins der Dinge. Denn nur das Hierseiende ist empfindbar, reale Anwesenheit ist das Wesen des Empfindens. (Alles andere ist abgeleitet geschaut etc.) Und aus dem Fehlen dieses Hierseins/Empfindens ist das Dort/Abwesendsein ableitbar. Identifikation eines Dings überhaupt als Ding (und zwar eben: Als Ding/Sinnesobjekt ist es immer genau dieses Ding) ist nur mit einer Ortssetzung möglich.
"Was unterscheidet nun aber die Bilder im Spiegel und ebenso die Bilder des Traumes von den Wahrnehmungsdingen? Wir sagten es schon: Daß jene im Wahrnehmungsraum keine Stelle finden! (Im Traum spielt Raum und Zeit keine Rolle, wie jeder aus Erfahrung weiß; Anm.)
Auch der Raum des Landschaftsgemäldes mit seinen Wolken, Bäumen, Wiesen, Hütten, Figuren befindet sich nicht im Wahrnehmungsraum, worin sich das Gemälde selber (sic!) befindet; und wenn an der Wand zwei Landschaftsgemälde hängen, so ist der Bildraum eines jeden aus einem besonderen Weltall herausgeschnitten, und es gehören ebendarum die beiden Bilder zwei verschiedenen Wirklichkeiten an; woraus hervorgeht, daß die Gemeinsamkeit der Wirklichkeit auf der Gemeinsamkeit der Örter im Raum oder denn auf der Gemeinsamkeit eines Raumes beruht, den wir auf feste Punkte in ihm zu beziehen gewohnt sind.
Nehmen wir dem Bilde seinen bestimmten Ort, so haben wir es der Fähigkeit beraubt, Unterlage des Dinges zu werden, d. h. eines Sachverhalts, auf den die verschiedensten Geister zu den verschiedensten Zeiten als auf etwas für alle identisches zurückommen können."
Nur der Ort, und er allein, macht überhaupt ein Existentialurteil möglich. Unsere Erfahrung kennt es ja: Sind wir im Urteil über etwas nicht sicher oder unterschiedlicher Meinung, so greifen wir immer im letzten auf das Berührungserlebnis zurück. Vom Wort "begreifen" gar nicht erst angefangen.
Darin zeigt sich neuerlich, daß sich über Medien, je virtueller, je weniger haptisch bzw. räumlich-flüchtiger sie werden, wobei die Haptik selbst das tragende Erlebnis des Vermittelten, ja dieses selbst ist (!), existentielle Erfahrung gar nicht vermitteln läßt.*
Ist der Urgegenstand des sachlichen Denkens, nämlich das Ding, gar kein wirklicher, sondern ein bloß gedachter Gegenstand, so kann auch keine Gegenstandsforschung zu wirklicher Erkenntnis führen. Sie schafft nur "Kenntnisse" herbei, nicht Erkenntnisse. Erkenntnis aber ist eine Angelegenheit der Ereignisses der wirkenden Wirklichkeit.
Ist der Urgegenstand des sachlichen Denkens, nämlich das Ding, gar kein wirklicher, sondern ein bloß gedachter Gegenstand, so kann auch keine Gegenstandsforschung zu wirklicher Erkenntnis führen. Sie schafft nur "Kenntnisse" herbei, nicht Erkenntnisse. Erkenntnis aber ist eine Angelegenheit der Ereignisses der wirkenden Wirklichkeit.
*Das Wesen des Geistes ist es, Fleisch zu werden, um sich so im Erkennen AM DINGHAFTEN zurück zum Geist zu biegen, vereinfacht gesagt, den Kreis der Liebe, der die Schöpfung als Analogie Gottes ist, in sich zu schließen. Fleischlichkeit, Dinghaftigkeit ist also die eine Seite des reinen Geistes, und sie ist seine unabdingbare Seite - weil Sein im Seienden im Maß seines Selbstseins (als Anteilhaftigkeit) ist, und damit erkennbar ist. Das ist das Geheimnis der Inkarnation Gottes in Jesus Christus, in einer wechselseitigen Aushauchung des Heiligen Geistes, und das ist der Sinn der Schöpfung.
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