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Freitag, 3. Juni 2016

Der große Bluff von Freiheit

Peter D. Sutherland

Der UN-Sonderbeauftragte für Zuwanderungsfragen Peter Sutherland erklärte gegenüber Angehörigen des britischen Oberhauses, die EU solle sich nach Kräften bemühen, die nationale Homogenität der Mitgliedsstaaten zu unterwandern; der künftige Wohlstand vieler EU-Staaten hänge davon ab, dass sie immer multikultureller würden. 

Die Zuwanderung sei eine entscheidende Triebfeder für das Wirtschaftswachstum in den EU-Staaten, egal wie schwierig es sein möge, dies den Bürgern dieser Staaten klarzumachen. Eine immer älter werdende oder sinkende einheimische Bevölkerung in Ländern wie Deutschland oder den südlichen EU-Staaten sei das Schlüsselargument für die Entwicklung multikultureller Staaten. Das bedeute zugleich, dass es unmöglich sei, den Grad der nationalen Geschlossenheit dieser Staaten aufrechtzuerhalten. Für diese Staaten gelte es, mehr Öffnung gegenüber den Menschen zu zeigen, die in ihnen wohnen wollen. So wie es Großbritannien bereits bewiesen habe.

Peter Sutherland ist im Vorsitz von Goldman Sachs International und ehemaliger Vorsitzender des Ölriesen BP; er leitet ferner das Internationale Forum für Zuwanderungsfragen und Entwicklung, bei dem Vertreter von 160 Staaten zusammenkommen, um politische Ideen miteinander abzustimmen.


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In dieser ihrer mathematisch-rationalistischen Logik haben sie natürlich recht. Wenn es nicht gelingt, alle Menschen zu entwurzeln, nur noch in die Konsum-Geld-Arbeitslogik einzubinden, und zwar restlos, sodaß sie auch die neu zu etablierende Wertestruktur übernehmen, ist dieses System relativ rasch am Ende. Nur wenn sich Menschen in völliger Beliebigkeit dem Getriebe auszuliefern bereit sind, ist diese Geldphantasie aufrechtzuhalten, wer weiß wie lange noch, weil durch neue Bestandteile dieser Maschierie beliebig und flexibel zu ergänzen. 

Das Damoklesschwert gigantischer Schulden, das über Europa hängt, und von Jahr zu Jahr noch schwerer und dräuender wird, braucht die rechnerische Perspektive, sich irgendwann doch noch zu rechnen - eine quantitative Milchmädchenrechnung, die noch dazu nur bei ständig steigendem Konsumationsgrad aufgehen kann.

Genau dorthin gehört auch das eigenartige Denken, daß die gewaltigen Kosten der Zuwanderung im besten Keynesianischen Sinn dem deficit spending gleichzusetzen sind, und deshalb als Wirtschaftsbelebung zu sehen sind. Nachdem die EU für ihre Mitgliedsstaaten ohnehin bereits ein System der endlos vergrößerbaren Schulden etabliert hat, das fast einem perpetuum mobile gleicht, und nur eines braucht: den dogmatisierten Glauben, daß es irgendwann einmal zu Rückflüssen kommt (und wenn die Zuwanderer erst in fünfzig Jahren mehr Steuern generieren als sie kosten),

Nur Menschen, die in Pseudologien hängen - Menschen der Propaganda, der unwesentlichen Sprache, deren Denken die Ebene reinen Medienoberfläche nicht mehr verläßt - können solche Lebensweise aufrechthalten, in denen die zu habenden Werte im Sinne einerAblaufoptimierung und -regelung diktiert werden, um so dem phänomenologischen Frieden zu dienen - der als Beschwichtigung, als Beruhigung funktioniert. Wo in der Auslöschung alles Selbstseins eine versprochene Konfliktfreiheit ruht. Nur aufgelöste, strukturlose, rein aktualistisch aufgeschäumte Menschen haben "keine Konflikte". Und nur ein so geschaffenes Zueinander von Nichtsen, von reinen zufälligen, faktischen und unhistorischen-unewigen, veränderlichen Werten, kann solche Menschen liefern.

Einer solchen EU muß natürlich auch die Kunst gefährlich werden. Auch sie muß sich diesem Ziel unterordnen. Und eiderdautz, sie tut es längst. Förderungen in den offiziellen Kunstbetrieben erhalten nur noch Produktionen, und das schon seit Jahren, die den politischen Zielen direkt dienlich sind.*

Und da hinein paßt auch nur noch eine Religion, die sich auf Verhaltensregulierung und  Homogenisierung bezieht. Deren Werte - "Friede", "Wohlstand für alle", "Toleranz", "Wohlgefühl", "Klimarettung", "Sozialstaat", "Gleichheit aller" - den Bedürfnissen dieser Konstruktion dienen, und die den Anforderungen der Politik nachgereiht ist. Eine Religion, die auf die Schlüsselreize und Stichworte, die die Politik gibt, die entsprechenden Verhaltensregeln vorschreibt. Tja, Herrschaften, auch so weit sind wir längst.

Einer solchen Politik ist natürlich auch die Auflösung gewachsener menschlicher Verbindungen ein Problem. Denn ihr dient die Kleinst- und Restfamilie, die zufällige Lebensgemeinschaft als Bastion praktischen Nutzens, ihr dient eine aufwendige Infrastruktur, ein aufgeblähter Beamtenapparat, eine hochgeschäumte Sozialindustrie, und eine etatistisch geführte Industrie und Wirtschaft, die genau tut, was die Politik ihr vorschreibt. Und ihr dient ein Erziehugns- und Bildugnssystem, das den vorausetzungslosen Menschen zur Leistungsmaschine im Dienste der Geldproduktion herstellt.

Einer solchen Politik aber ist es auch unbedingt notwendig, die Eckpfeiler ihrer Pseudologie sakrosankt zu stellen. Nichts ist ihr gefährlicher als Zweifel an ihrer proklamierten Zukunft. Und was für ein Zufall, auch dafür finden sich längst Belege. Längst ist Zwiefel an der Klimakatastrophe, Zweifel an der Tragfähigkeit multikulturell-autonomistischer Bevölkerungen, ja unter dem Stichwort "Antidiskriminierungsgesetze", "Gesetze gegen Rassismus", "Gleichstellungsgesetze", "Gendering", etc. etc., einfach alles unter Strafe und Verfolgung gestellt, was die Wertestruktur einer solchen entkernten EU gefährden könnte.** Als nächstes wird der Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Geldsystems folgen, wobei über die Medien auch dieses Ziel bereits weitgehend erreicht wurde. Denn es gehört zur Illusionsdramaturgie freier Medien, auch bestimmte Kritiken zu inszenieren und zuzulassen.

Auch die Energiewende wird meistens von den Kritikern viel zu kurz gedacht. Denn die Frage ist ja gar nicht, ob sie sich rechnet, ob sie wirtschaftlich sinnvoll ist. Es geht auch überhaupt nicht um "Klimarettung", das Dogma dient nur als nützliche Ausrede. Alle diese Parameter kann man mit Gesetzen verändern. Die Frage ist, ob mit solcher Scheinbeschäftigung, mit solchen Scheinumsätzen als Wirtschaftsanschub die nominelle Wirtschaftsleistung weiter zu steigern ist, nachdem reale, wirkliche Innovationen ausbleiben, die einen Wirtschaftsschub liefern könnten. Also schafft man künstliche Schwierigkeiten, die zu bewältigen ganze Volkswirtschaften in Atem hält.

Und eine solche EU braucht eine starke Ordnungstruppe, die wirkliche Dissidenten - man nennt sie bereits ganz konsequent und unterschiedslos "Rechtsradikale" - aus dem Spiel nimmt, und Unruhen unterdrückt.

Eine solche EU will sich nämlich um des Erhalt des status quo willen erhalten, darf darum gar keine grundsätzliche Änderung zulassen, und ordnet diesem Ziel alles, und zwar wirklich alles unter. So zumindest hat sie es vor. Sutherland spricht nur aus, wie manche andere auch, was ohnehin offenbar ist. Für diese linke EU geht es in den derzeitigen politisch-demokratischen Umbrüchen tatsächlich um die Wurst. Denn womit diese Politik weil dieses Denken NICHT rechnet ist, daß der Mensch NICHT bliebig veränderbar ist, selbst wenn man sein Verhalten und sein Denken sehr weitgehend manipulieren kann, sondern einer Ontologie unterliegt, deren letztlich ununterdrückbare Forderungen man "Naturrecht" nennt.




 *Wer heute etwa in Wien (und es ist überall gleich) für ein Kunstprojekt um Subventionen ansucht, hat nur dann eine Chance, wenn er einen genau vorgeschriebenen Themen- und Wertekatalog (der sich in obiger Stellungnahme der EU direkt abgebildet findet) als pädagische Absicht bedient. Die Politik macht sich nicht einmal ansatzweise die Mühe, diese Verzweckung der Kunst zu verbergen. Und die Ausführenden (Künstler? sie werden immer rarer) akzeptiern es ohne jede Widerrede.

**Während ein Papst Benedict XVI. noch vor genau dieser Entwicklung eindringlich gewarnt hat, weil sei das Ende menschlicher Freiheit bedeuten würde, fordert sie sein Nachfolger Franziskus sogar und nennt sie edelstes Ziel der EU.




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