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Dienstag, 28. Juni 2016

Nebeneinander der Ignoranz

Der Artikel auf Tichys Einblick ist interessant. Darin wirft Anabel Schunke nämlich einfach einen zweiten Blick auf eine häufig zu hörende Aussage, die der VdZ sogar von sich selber schon hat tönen gehört: Daß man mit den meisten Muslimen persönlich kein Problem habe, und sie als sehr gut intergriert bezeichnen würde. Schunke erzählt nun, wie sich diese Integration abspielt. Und sie geht so gut wie nie über eine gewisse distanzierte Nettigkeit hinaus. Man unterhält isch mit dem Gemüsehändler aus Anatolien nett und sieht kein Problem, und 

Aber von einer Verschränkung der Lebenswelten kann keine Rede sein. Über oberflächliche Kontake im Alltag oder gewisse Zweckberührungen geht das "Miteinander" Einheimischer mit Muslimen so gut wie nie hinaus. Wo man sich abends etwa wechselseitige Besuche abstatte, über den Alltag austausche, wie auch immer am Leben des je anderen so selbstverständlich teilnehme, wie es eben unter angestammten Bevölkerung üblich ist, kommt nirgendwo vor. Auch dort nicht, wo Einheimische Stein und Bein schwören würden, daß die Zuzüglinge "bestens intergriert" seien, weil ja auch schon lange genug hier lebten. Man lebt auch dort in einer Art teilnahmslosen Ignoranz eines Nebeneinander, in dem jeder den anderen in Ruhe läßt, solange der dasselbe tut. Viel zu tief sind die Unterschiede, geht man der Sache genauer nach. Und diese Unterschiede sind vor allem im religiösen Leben der Zuwanderer begründet, das sich von dem hier üblichen so grundlegend unterscheidet, die das private Leben und Weltsehen aber dominieren. Deshalb treten die Unterschiede auch vor allem bei Frauen der dritten oder vierten Einwanderergeneration so deutlich zutage. (Denn es ist die Frau, die die Landschaft einer Kultur und Religion trägt; Anm.) Deren Lebensweise sich von der hiesiger Frauen völlig unterscheidet.

Die Wahrheit ist auch hier bislang noch nicht benannt worden. Erst so aber kann sie erkannt werden. Und sie lautet, daß es bereits lange schon zur Bildung von Parallelgesellschaften gekommen ist. (Was ja auch die These ist, die diese Seite seit je vertritt.) In denen man einander halt nicht wehtat, in denen jeder den anderen leben ließ, weil man ohnehin kaum Berührungspunkte hatte. So zumindest verlief es mit Muslimen türkischer Provenienz. Die Situation ist aber eskaliert, als nun Muslime aus anderen geograpischen Räumen zuwanderten. Sie veränderten diese Situation grundlegend, weil sich deren Verhalten gravierend ändert. Plötzlich wird auch der Islam zum Thema, der vorher kaum ins Bewußtsein stieg. Ja vielfach sind den Einheimischen die Zuwanderer kaum aufgefallen - wie viele es bereits sind, so Schunke, fällt anderen auf, Gästen aus dem Ausland etwa, die staunen, wie viele Muslime es bereits in Deutschland gibt, auch in Kleinstädten.

"Mein Vater findet mich oft zu kritisch. Immer wieder zählt er mir in Diskussionen die Beispiele von Türken auf, die er als seine Freunde sieht und für gut integriert hält. Mit keinem von ihnen hat er sich je wirklich privat getroffen. Mit keinem von ihnen und ihren Frauen saßen meine Eltern abends zusammen bei einem Bier oder Glas Wein. Wie auch, wenn die Frau mit Kopftuch des gutintegrierten ehemaligen Arbeitskollegen sich seit vierzig Jahren nur in der eigenen türkischen Community bewegt und kein Wort Deutsch spricht. Und so wie meinem Vater geht es vielen Leuten, wenn sie sich ernsthaft einmal fragen, was sie denn wirklich mit den türkischen Muslimen hier im Land zu tun haben."

Das führt zur Frage, wieweit man denn bei den türkischen Muslimen überhaupt von Integration sprechen könne, die im Gegensatz zu den nun einströmenden muslimischen Migranten vielleicht lediglich ein stärkerer natiionaler Zusammenhalt kennzeichnet. Aber kein Plus an Integration.

"Immer wenn unsere hiesigen Politiker und andere ihre Multi-Kulti-Phantasien in den Talkshows zum Besten geben, frage ich mich unweigerlich, wie viele von ihnen tatsächlich in direktem Kontakt mit all jenen stehen, deren Kultur und Religion sie in keiner Weise oder allenfalls als kleines Problem für die Integration ansehen. Sitzt Simone Peters abends mit ihren türkischen Freundinnen bei einem Glas Wein am Tisch? Ist Katrin Göring-Eckardt am Wochenende zur Wandertour mit der befreundeten türkischen Familie verabredet?"

Diese Wahrheit ist jedoch sicher kein Programmpunkt des nächsten "social engineering", sondern sie ergibt sich aus klaren kulturellen Unterschieden, die nicht einfach "zu überwinden" seien, sondern je eine völlig andere Werte- und Lebenswelt mit einander völlig fremden Selbstverständlichkeiten nach sich zögen.

Mehr als Akzeptanz - in wechselseitiger Ignoranz - ist auch dem türkischen Islam gegenüber kaum festzustellen. Auch er ist nicht integriert, sondern er ist einfach unbemerkt geblieben, wir haben uns mit ihm noch nie auseinandersetzen müssen. Wir kennen ihn nämlich gar nicht, und können deshalb auch gar nicht sagen, ob er in Wirklichkeit "besser" ist als der, der uns seit Monaten um die Ohren fliegt. Und mit Beschränkung auf ein Reden über den Koran wird das auch nicht besser werden, denn der liefert für alles und jedes Belege. Da erzählen die Tendenzen in der Türkei bereits viel mehr, und sie erzählen von ... KEINEM Unterschied, auch nicht zwischen dem "guten" türkischen und dem "bösen" arabisch-afrikanischen Islam. Von Vermischung der Lebenswelten - dem, was "Multikulti" meint - kann hierzulande ja schon bisher keine Rede sein. Gerade Türken haben eine ausgeprägte Parallelstruktur aufgebaut, die kaum Überschneidungen mit der heimischen Lebenswelt aufweist.

Das Grundklima wird sich spätestens ab dem Moment ändern, in dem die Größe der muslimischen Gemeinden bisherige "no-go-areas" überschreiten und die muslimische Bevökerung schon rein quantitativ weiter ausgreifen wird. Und genau das ist mit den Ereignissen im letzten Jahr (die ja nur der Anfang waren) passiert, die den ersten Wirklichkeitsschock geliefert haben. Unsere demokratischen Strukturen, die wir den Ankommenden regelrecht mit Brot und Salz in den Händen übergeben (wir decken ihnen sogar einen üppigen Lebenstisch), werden ohne jeden Zweifel gravierende Änderungen mit sich bringen, es ist nur eine Frage der Zeit.

Das Fazit von Anabel Schunke deckt sich folgerichtig zur Gänze mit dem auf diesen Seiten vorzufindenden: Wie haben nicht nur längst Parallelgesellschaften, sondern wir haben diesen Umstand ignoriert, und die Politik hat auf dieser Ignoranz der Tatsächlichkeiten wie im Blindflug dramatische Weichenstellungen vorgenommen, deren Folgen an den Fingern einer Hand abzuzählen sind. Und es ist das Problem unvereinbarer Religionen, das sich nicht mit "gutem" oder "bösem" Islam wegschwätzen läßt.

Die seltsamen Freundlichkeiten, die heute auch unsere Religionen schon den Muslimen entgegentragen, wirken vor diesem Hintergrund wie vorbauende Beschwichtigungen durch präventive Kapitulationserklärungen. In der (in Wirklichkeit auf christlichem Verständnis, nicht in der Kenntnis der muslimischen Religionsgemeinschaft aufbauenden) Hoffnung, man werde auch in dieser gar nicht fernen Zukunft noch irgendwie in Ruhe gelassen werden. Und wo die Aufrechterhaltung sozialstaatlicher etatistisch-politischer Strukturen (denn dort wirkt sich ein allfälliges europäisches demographisches Problem aus) mehr zählt als kulturell-religiöse Bedingungen.

"Interessant wird das ab dem Zeitpunkt, an dem die Zahl der Muslime in einem Land so groß wird, dass man die Parallelgesellschaften, die, wenn man nicht nur das Grobe, sondern auch die Feinheiten betrachtet, weit über die berüchtigten No-Go-Areas hinausreichen, nicht mehr ignorieren kann. Wenn weltanschauliche und religiöse Ansichten durch den gewachsenen Anspruch der gesellschaftlichen Mitsprache stärker zu Tage treten als beim nachmittaglichen Smalltalk mit dem Gemüsehändler. Erst dann wird man wohl auch im linken Spektrum realisieren, dass all das sehr wohl mit dem Islam als Ganzes zu tun hat und nicht nur mit bestimmten Strömungen. Dass eine klare Positionierung zu den westlichen Werten und gegen die antidemokratische, antiliberale Ausrichtung des Islams unumgänglich ist. Wenn die Parallelgesellschaften so viele Mitglieder oder eines Tages mehr Mitglieder haben als die Mehrheitsgesellschaft, tritt an die Stelle der Mehrheitsgesellschaft die Minoritätengesellschaft."






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