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Mittwoch, 29. Juni 2016

Wo die Ungleichheit gründet

Das Wesen eines Menschen, seine "Karriere", ist gegründet in dem, was seinen "Ort" bestimmt. Dies - sein Sein - geht dem Tun voraus, letzteres erfließt aus dem Ort in der Ordnung, also dem Mosaik der Orte, das jeder menschlichen Gesellschaft vorausgeht, nur von dort her also kann eine solche geordnet werden. Warum deshalb zur Illustration des Gemeinten nicht auf die societas perfectae, die Kirche zurückgreifen? In der eben die Menschen qua Taufe in eine Ordnung in den Gedanken Gottes hineingestellt sind. Und in der Stellung des Priesters zeigt sich das Gemeinte wohl am deutlichsten.

Selbstverständlich könnte die rein technischen Tätigkeiten eines Priesters jeder andere genauso gut machen. Zerlegt man die priesterliche Tätigkeit in einzelne "Fähigkeiten" - Lesen, Kelch heben, Riten setzen, Gebete singen, Ansprache halten, Einfühlungsvermögen in der Beichte zeigen, Ministranten organisieren, etc. etc. - wird nicht nur sein Tun banal. Sondern es wird klar, daß die "Fähigkeit" nach Talent bemessen nicht entscheidend sein kann. 

In der direkt nicht sichtbaren Weihe passiert nämlich das Entscheidende. In ihr wird ein Mann an einen Ort gestellt, und seine Befähigung, die mit diesem Ort verbundenen Bezüge (als Tätigkeiten) auszufüllen, ergibt sich nicht aus Fähigkeiten, sondern aus der Weihe, der Berufung, der Sendung an einen Ort. Nicht primär in Tätigkeiten, diese können den Ort und damit die Bedeutung des Geweihten als an diesen Ort Gestellten nicht begründen, ja erst die Sendung dorthin, die Autorisierung durch die Einschweißung an diesen Ort machen sie sogar ungültig oder gültig, das heißt überhaupt zu den Tätigkeiten, die sie sind. 

Es ist die von einer Ordnung her erteilte Bevollmächtigung, von der eines Menschen Tun ausgeht. Keine technisch irgendwie festlegbare "Fähigkeit". In der sich wohl in jeder Versammlung aus Priester und Laien jede Mnege Laien fänden, die das rein technische Tun es Priesters deutlich besser vollziehen könnten. Aber es ist die Ordnung in der göttlichen Ideenstruktur, von der eines Menschen Auftrag ausgeht. Diese wird nicht durch menschliches Gutdünken qua "Fähigkeiten und Talente" je neu zusammengestellt. Letztere ergeben NICHT, was ein Mensch in der Welt zu tun haben. Sie befähigen lediglich ZU etwas. 

Die Belege dazu liefert die Empirie des Identitätsbildungsvorgangs bei jedem, in der gleichfalls nicht jeder gewissermaßen "ewige" Ort in der Ordnung der Ideen unter allen Menschen neu ausgeschrieben wird, sondern fest in der traditionellen Ordnung verankert ist und bleibt. Es ist also die Anthropologie, die davon erzählt. Und zeigt, daß die ontologischen Bezüge jedes Menschen mit jedem Identitätsbildungsvorgang - der vom ersten Moment des Menschseins an einsetzt - mit übertragen werden. Als Sendung an einen Ort. Es ist der Ort, bei sich, bei anderen, bei allem, auf den deshabl auch alles faktische Sosein der Menschen ausgerichtet ist. Und erst daraus - aus diesem "Räumen" (also: Raum schaffen) - wird das Individuum erkennbar weil durch und in jedem Einzelnen an seinem Ort real. Erst innerhalb dieses Ortes gibt es noch weitere Differenzierungen, alle aber nach demselben Bauprinzip. Wer hingegen keinen Ort hätte, der ihm vorausginge und in den er gestellt wäre, hätte auch keine Identität. Er wäre damit gar nicht.

Das Wesentliche liegt an einem Ort. Erst von dort aus bzw. auf diesen zu ist Selbstüberschreitung und damit Identitätsbildung möglich, und erst von dort aus ist die Welt ein in ihrer Ganzheit geborgenes Heilsgefüge.





*140516*