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Freitag, 24. Juni 2016

Wettbewerb im kreativen Theologisieren

Die Verwirrung nimmt einfach kein Ende. Oder sollte man nicht viel mehr von Verwirrungsabsicht sprechen? Da kündigt also nun das Päpstlein mit lustiger Laune an, daß er der Frage nach den Diakoninnen (oder Diakonissinnen, genau weiß er das selber nicht) endlich nachgehen lassen wolle. Indem er eine Kommmission einzusetzen gedenke, die die Frage historisch und theologisch genau prüfe. 

Wieder? Denn genau das ist 2003 passiert, um die Frage ein für allemal zu klären, die auch im 2. Vatikanum aufgegriffen, aber auch dort in begrifflichen Unklarheiten untergegangen ist. Man konnte sich nicht einigen, ob das in alten Schriften erwähnte Diakonat der Frau zum priesterlichen Weihesakrament gehört oder nicht. (Denn nur, wenn das nicht der Fall wäre, wäre eine gewisse Öffnung denkbar, als rein fachlicher Dienst.) Also wurde 2003 eine Internationale Theologenkommission damit befaßt, der Frage nach einem allfälligen Diakonat der Frau in allen Hin- und Hersichten nachzugehen. Das Ergebnis ist auf den Internet-Seiten des Vatikan nachzulesen. Die Frage ist geklärt. Das in einigen frühen kirchlichen Dokumjenten erwähnte Weihe von Frauen (für bestimmte Ämter und Aufgaben) ist nie sakramental verstanden worden, sondern eher der auch heute noch üblichen (wenn auch seltenen) Jungfrauenweihe oder Äbtissinnenweihe in Frauenklöstern vergleichbar, also eine "Sakramentalie", ein Segnungsvorgang, kein Sakrament. Immer schon war der Altardienst für Frauen ausgeschlossen.*

Wann ist aber nun etwas geklärt? Diese Frage muß man sich ja längst schon stellen. Denn was einem heute nicht in den Kram paßt, was  man nie wirklich verstanden hat weil man es nicht verstehen wollte, wird halt täglich neu hinterfragt und als "unklar" hingestellt. Vielleicht hat ja jemand eine bislang unbekannte Schriftrolle aus der Feder des Apostels Paulus gefunden, oder hatte eine göttliche Eingebung, oder ein Engel ist ihm erschienen, was natürlich alles anders macht. 

Glaubt wirklich jemand, das könnte etwas ändern? Glaubt wirklich jemand, ein neues Ergebnis feministischer Fabulierkunst (pardon: feministischer Wissenschaft) könnte alles umwälzen, was die Kirche immer glaubte und auch heute glaubt? Denn das ist des Pudels Kern. Es geht um das depositum fidei, es geht um das Fundament der Kirche - in der Tradition. Der man sich mit gewaltieger Demut nähern muß, als Grundbedingung, um überhaupt zu verstehen, und dann aber öffnen sich logische und vernünftige Dimensionen, die man zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Es geht um Auslegung im immer gleichen Glaubensgeiste, nicht um einen Wettbewerb im kreativen Theologisieren, bis man genug Nominalien für das hat, was man gerne hätte.




*Den Bruch mit der Tradition mußte sich erst Papst Johannes Paul II. einfallen lassen, als er weibliche Ministranten offiziell zuließ (und damit schändlicherweise langjährigen Ungehorsam sanktionierte und jeden blamierte, der dies theologisch-philosophisch wohlbegründet und im Gehorsam bislang noch verweigerte.) Die Folgen meldeten sich zehn Jahre später, mit einem verstärkten Drängen solcherart bereits "am Altat identitär verbogenen" Frauen zum Priesteramt, dem eine mangelnde Distinktion der männlichen Berufung zum Priesteramt entsprach. 

Es ist offenbar noch niemandem aufgefallen, wie viele Priesterberufungen es in der Generation des VdZ gab, in Form von Buben, Jugendlichen, Männern, Ministranten, die sich zum Priester berufen fühlten, die aber nie zum Priesterberuf selbst kamen, gingen, gehoben wurden, oder die bereits beschrittene Wege wieder verließen (und zu guten Teilen bis heute alleine leben, das nur nebenbei.) Der VdZ kennt jedenfalls eine beeindruckende Anzahl, bei der es zu keiner hinreichenden Bildung einer priesterlichen Identität mehr kam, obwohl sie ausgebildet werden wollte. In Künstlerkreisen ist diese Erscheinung sogar besonders häufig, was natürlich kein Zufall ist. Männer, die allesamt einer Generation entstammen, in der so gut wie jeder Bub (zumindest außerhalb Wiens) auch Ministrant war, wo es sogar eigenartig auffiel, eher Merkmal des Asozialen war, wenn das nicht der Fall war. Von den Re-Laisierungen gar nicht zu reden.





*150516*