Es mag wirklich stimmen, was einige Kommentatoren schreiben, daß diese Brexit-Abstimmung, die den Austritt Großbritanniens aus der EU definitiv gemacht hat, ein Kampf des Volkes gegen seine Eliten war.* Denn das Volk hat mehr und mehr erlebt, daß sein Establishment das Land in eine Richtung verändert hat, die den Menschen einfach nicht gepaßt hat. England sei, so meinte ein Kommentator, schon seit längerer Zeit in immer tiefere Melancholie und Mutlosigkeit verfallen.** Und zwar in Gegenbewegung zum Optimismus der Eliten.
Das Land habe seine Richtung verloren. Alles sei nur noch wie automatisch in eine Richtung geflossen, und man habe nur noch zusehen können, wie die eigene Kultur, die eigene Lebensart immer weiter marginalisiert wurde. Die Eliten haben eine Entscheidung nach der anderen getroffen, die der einfache Mann dann im Alltag auszubaden hatte. Die Erzählung der Politik hat mit der erlebten Realität überhaupt nicht mehr übereingestimmt, weshalb sich die Bürger nur noch belogen fühlten.
Entsprechend war die Abstimmung in Großbritannien ein Kampf des Hauptes (London) gegen das Land. Besonders die alteingesessenen englischen Industrielandschaften hätten sich mit überwältigender Mehrheit für einen Austritt aus der EU entschieden. Und das, obwohl es von der sozialistischen Labor-Partei dominiert wird, die immer für einen Verbleib eingetreten ist. Das Establishment hat nun am 24. Juni 2016 erleben müssen, daß ihre Macht nicht mehr ausreicht, das Land nach ihrem Willen zu steuern. Wenn aber einer Führungselite die Geführten nicht mehr folgen, wenn die Interessen des Establishments mit denen des Volkes nicht übereinstimmen - was müßte man daraus schließen?
Erlebt man nicht in ganz Europa, ja in der ganzen abendländischen Kultur denselben Bruch zwischen Volk und Establishment? Sieht man nicht in ganz Europa - in Politik, Kunst und Kirche; sie alle haben ihr Volk im Stich gelassen - daß sich die rundum abgesicherten Eliten mit vielen Lügen ein neues Volk ins Land holen, das das alte ersetzen soll. Das ihnen einfach nicht mehr folgen will, sodaß man mitunter den Eindruck gewinnen muß, daß sie sich eines gewissen Zeitdrucks bewußt sind um noch Tatsachen zu schaffen, die sie absichern noch ehe das bisherige Volk, das noch zumindest nominell Einspruchsmacht hätte, aufwacht und sagt: Halt, bis hierher, nicht weiter!? Denn in absehbarer Zeit sollte es ein anderes Volk sein, das ihnen gegenübersteht. Eines, das ohne sie nicht auskommt.
Mit der Brexit-Volksabstimmung hätten viele Engländer eine Chance gesehen, ihr Land wieder in die eigene Hand zu bekommen. Es aber nicht nur der EU, sondern auch den Eliten aus der Hand zu winden, die ihr Land an zu eine fremde Herrschaft ausgeliefert haben. Daraus erwuchs dem einfachen Bürger ein Lebensgefühl der Ohnmacht, in der er sich nur noch als Material der Politik erlebte, das zu funktionieren habe. Während es hilflos zusehen muß, wie das Establishment auch noch ein anderes Volk ins Land holt und heranzieht, das ihn über kurz oder lang sogar zur Minderheit im eigenen Land machen wird. Für diese Abstimmung hätten sich deshalb gerade jene Briten noch einmal aufgemacht, die schon lange in Apathie versunken gewesen waren. Nun hätten sie wieder Mut geschöpft. Der Austritt aus der EU war für sie ein Akt des Optimismus, der Besinnung darauf, was ein Volk stark macht: Das Wissen und die Aufgabe, das eigene Land selbst gestalten zu müssen, aber auch: das zu können.
Ein schwarzer Tag für Europa? Nein, ein schwarzer Tag für das Establishment, aber eine Sternstunde für Europa. Dessen Völker sich nun auf die Notwendigkeit geworfen sehen, etwas für seine Zukunft auch zu tun, dieses sein Leben und seine Zukunft zu gestalten, nicht einfach als Getriebene einer amorphen Lawine der Irrationalität und Wirklichkeitsverweigerung weiterzuwursteln. Mit neuen Eliten, weil mit völlig neuen Konzepten. Die vielleicht von den alten, vorgestrigen gar nicht so weit weg liegen. Der Austritt Großbritanniens hat den Startschuß dazu gegeben. Denn er war ein Schritt zurück - ein Entschluß zum Zwang zur Freiheit.
Ein schwarzer Tag für Europa? Nein, ein schwarzer Tag für das Establishment, aber eine Sternstunde für Europa. Dessen Völker sich nun auf die Notwendigkeit geworfen sehen, etwas für seine Zukunft auch zu tun, dieses sein Leben und seine Zukunft zu gestalten, nicht einfach als Getriebene einer amorphen Lawine der Irrationalität und Wirklichkeitsverweigerung weiterzuwursteln. Mit neuen Eliten, weil mit völlig neuen Konzepten. Die vielleicht von den alten, vorgestrigen gar nicht so weit weg liegen. Der Austritt Großbritanniens hat den Startschuß dazu gegeben. Denn er war ein Schritt zurück - ein Entschluß zum Zwang zur Freiheit.
*Wenn auch die Reaktion der Medien hierzlande durch die Bank beweist, wie weit das Establishment - und dies Medien sind Teil davon - bereits vom Empfinden des Volkes entfernt ist. Mehr als die Haltung eines enttäuschten Oberlehrers, der einmal mehr erlebt, daß die Schüler ihn nicht als Teil der ihren akzeptieren, ist nirgendwo festzustellen. Viele der Analysen um "Gründe" für den Brexit beweisen, daß den Eliten die Verstehensinstrumente endgültig versagen. Was für die Entscheidungen der nächsten Zeit nichts Gutes erwarten läßt. Von den unsäglichen Dummheiten, daß der Brxit von den "Dummen" gewählt wurde, denen, die mehr auf den Hausverstand geben als auf gelahrte Rationalismen.
Apropos: Sie scheinen nicht einmal zu wissen, daß das gesamte Abendland auf der Philosophie des Hausverstandes aufgebaut wurde. Das zeigt schon das Grundproblem.
**Das hat der VdZ auch bei seinem letzten Reise nach Irland beobachtet. Fast alle, mit denen er sprach, waren mutlos, enttäuscht, ja depressiv. Alles werde immer schlechter, meinten sie.
Apropos: Sie scheinen nicht einmal zu wissen, daß das gesamte Abendland auf der Philosophie des Hausverstandes aufgebaut wurde. Das zeigt schon das Grundproblem.
**Das hat der VdZ auch bei seinem letzten Reise nach Irland beobachtet. Fast alle, mit denen er sprach, waren mutlos, enttäuscht, ja depressiv. Alles werde immer schlechter, meinten sie.
*240616*