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Dienstag, 21. Juni 2016

Ein Gipfelpunkt der Heuchelei

Man hat gerade in der Kirche keine Freude mit ihm, sagt Joseph Sciambra in einem hörenswerten, dem Leser anempfohlenen Podcast auf OnePeterFive. Denn der Amerikaner ist ein ruhiger, wohl reflektierter Mann, der durch alle "Höhen" und Tiefen einer Existenz als Homosexueller gegangen ist. Und - der selbst erfahren hat, daß es einen Ausstieg gibt, weil Homosexualität keineswegs ein unentrinnbares Schicksal ist - sie entsteht durch Störungen in der Identitätsbildung, praktisch immer aus Verletzungen in der Kindheit heraus. So daß fast alles, was landläufig über Homosexualität gesagt wird, Lüge und politisch gewollter Betrug ist. Man wagt in Europa kaum, den Titel seines Buches zu nennen, in dem er seine Erfahrungen niedergeschrieben hat: "Swallowed By Satan". Aber Homosexualität ist das Tor zu Dämonie, ja sie ist überhaupt in gewisser Manifestation immer Dämonie. Wir werden darauf ein anderes Mal noch eingehen.

Zumal sich Sciambras Thesen und Erfahrungen lückenlos und bis ins Detail mit den an dieser Stelle lange Jahre schon vorzufindenden zu decken scheinen. Der VdZ möche erst noch dessen Buch lesen, das er aber erst jetzt in den USA bestellt hat. Denn relevante Publikationen zur Homosexualität sind sehr sehr selten. Was nämlich heute - auch und gerade in der Kirche (man denke nur an jüngste Aussagen von Kardinal Schönborn, der sich sowieso konsequent vors Höllengericht redet), auf die die Welt schaut, ob sie das nun bestreitet oder nicht, denn es ist eine ontologische Tatsache - über Homosexualität erzählt und geredet und medial verbreitet wird ist nicht nur falsch. Es ist ein ungemein folgenreiches Verhängnis und schwere Schuld.

Wofür er aktuell aber sehr angegriffen wird ist seine Stellungnahme zum Massaker von Orlando, die er in seinem Blog veröffentlicht hat. Dort hatte jüngst ein vorgeblich islamistisch motivierter junger Mann  in einem Schwulenclub mit einer automatischen Waffe "aufgeräumt". Das Ergebnis: 49 Tote, und noch einmal 50 teils schwer Verletzte.*

Sciambra fällt aber nun nicht in den billigen Generalton des Entsetzens ein, den zu zeigen sich die Welt angeschickt hat, der sich in seiner überschwappenden "Solidarität mit Homosexuellen" sogar weiter verheerend auswirkt. Er erzählt erst ein wenig von seinem Weg zum Homosexuellen, und er erzählt wie beiläufig, welche Rolle dabei (solche) Schwulenclubs gespielt haben - sie waren und sind die Türöffner für diesen Lebensstil. Denn sie vermitteln eine Atmosphäre von Zugehörigkeit und vor allem Identität, und geben der inneren Unsicherheit der Betroffenen plötzlich einen Namen, eine Identität: Homosexualität. Eine Identität, die aber (zumindest zuerst) nur in einer Schwulenszene funktioniert, und damit bewirkt, daß sie essentiell für einen nunmehr "als" homosexuell Lebenden wird. Aber das alles ist bei weitem noch zu einfach (und doch, sagt und schreit Sciambra, ist das ganze "Problem" so einfach.)

In seinem Artikel greift Sciambra die offizielle Stellungnahme der katholischen Kirche durch Bischöfe an. So hat ein Bischof auf Florida vernehmen lassen, daß es "leider oft die Religion sei, auch die katholische, die ein Klima der Ablehnung der homosexuellen Identität schaffe, in dem erst über Ablehnung und dem daraus entstehenden Haß die Samen der Gewalt ausgestreut würden."

Genau in dieser Art von Stellungnahme sieht Sciambra aber die Wurzel eines Übels, in der die Kirche direkt beiträgt, daß Menschen sich in Homosexualität verlieren. Weil sie keine Alternative mehr bietet und damit diese Menschen orientierungslos läßt, obwohl sie fühlen und wissen, daß sie ihr Lebensstil nicht zum Glück führt. Die Indifferenz aber, die die Kirche an den Tag legt (nicht zuletzt durch die absurde Stellungnahme des Papstes "Wer bin ich, daß ich urteile?"), wo jeder Priester etwas anderes sagt, bewirkt, daß Homosexuelle, die Hilfe suchen, enttäuscht, verzweifelt und verwirrt in das Homosexuellenmilieu zurückkehren.

Ja, sagt Sciambra im Podcast, er selbst hat bei seiner Umkehr erlebt, daß Priester solche Menschen direkt zurückschicken, etwa mit dem Rat, sie sollten die wilde Promiskuität etwas zurücknehmen, sich einen fixen Partner suchen, aber ansonsten ihre Homosexualiät ausleben, "zu der sie ja geboren sind". Etwas, das Sciambra strikt verneint: Niemand ist zum Homosexuellen geboren!

Nicht bewußt ist sich die Kirche auch des Umstands, daß sie diese Menschen sogar bewußt verstößt, und zwar gerade WEIL sie eine so verfehlte "weiche" (und ihren eigentlichen Lehren widersprechende) Pastoral fährt: Während sie nämlich auf der einen Seite sagt, daß der Mensch als Abbild Gottes heterosexuell gewollt ist, wurde dieser Betroffene DENNOCH homosexuell geboren. Wie anders soll sich so ein Mensch also vorkommen als von Gott verworfen? Dabei ist der Level an Verzweiflung jedes Homosexuellen ohnehin schon so hoch. Und - sie alle leben permanent mit einer unheimlichen Nähe des Todes. Das ist spätestens seit Aids ein Schatten, der über jedem Homosexuellen schwebt, ohne von den zahlreichen anderen Krankheiten zu sprechen, die diesem Lebensstil direkt entspringen. Der in seiner Wirklichkeit nach wie vor verlogen dargestellt, verschwiegen, ausgeblendet, nicht gesehen wird, weil nicht gesehen werden soll.

Die Kirche hat sich mittlerweile (und seit den 1970ern, wo alles zu verschwimmen anfing) sogar zum Komplizen dieser katastrophalen Lebensweise gemacht, bringt der Amerikaner es auf den Punkt. Denn sie bietet keine Alternative mehr an, und stößt damit die Betroffenen in ihre Hoffnungslosigkeit zurück, in die sie geraten sind. Ja, die Kirche wurde gerade für Homosexuelle zu einem Symbol einer Welt von Chaos und Heillosigkeit. Das war auch die klare Botschaft der letzten Bischofssynode zur Familie, die diese Verschwommenheit manifestiert hat. Viele haben sich deshalb erst recht von der Kirche abgewandt, die nicht mehr in der Lage ist, zu einer klaren Aussage zu kommen, und sich den "Gewißheiten" ihres Milieus wieder zugewandt. 

Und die Kirche macht nach wie vor dieselben Fehler - indem sie die betroffenen Menschen ALS Schwule, Lesben, LBGT (Lesbian-Bisexual-Gay-Transgender) anspricht, ihnen damit Identität zuspricht, die diese aber gar nicht haben, die es gar nicht GIBT. In die sie aber durch die Kirche - ihre letzte Hoffnung - maßgeblich gestoßen werden. Denn niemand ist als Schwuler oder Lesbe geboren, sondern sie alle haben Verletzungen erfahren, die sie beeinflußt und es ihnen erschwert, sogar sehr erschwert haben, eine normale, gesunde Identität aufzubauen. "We do not belong to an identity, we do not belong to a movement, and we do not belong to a group. So don’t talk to us as if we do. We belong to God."

Wenn er nun die Bilder von den Toten in Orlando ansieht, schreibt Sciambra, so erinnern sie ihn an die vielen Toten, die er im Laufe seiner homosexuellen Lebensweise gesehen hat. An die vielen die GLAUBTEN, homosexuell zu sein, und die deshalb suchtartig solche Clubs (bzw. die Szene) brauchten, weil sie nur dort "daheim" waren, akzeptiert wurden. Auch diese 49 Orlando-Opfer glaubten, daß sie dieser Gruppe zugehörten. Wann wird sich die Kirche endlich dieser Menschen wirklich annehmen? NICHT mit dieser völlig verfehlten Pastoral "des händchenhaltenden Verstehens und der Akzeptanz", die diese Menschen noch tiefer in ihren Sumpf drückt, sondern mit Wahrheit und Liebe. 

49 wertvolle Leben sind in Orlando gestorben, aber man soll nicht vergessen, daß seit dem Auftauchen von Aids in den 1980ern gut 311.000 Menschen in den USA daran gestorben sind, alleine 2015 waren es über 5.000. 

Es ist deshalb unsäglich verlogen und heuchlerisch, wenn die Kirche nun diesen tragischen Sonderfall so besonders zu beweinen vorgibt.

Der VdZ  hat dazu noch so einiges zu erzählen, denn diese sogenannte "Pastoral des Verstehens" (im Zivilen erledigt dieses schmutzige Geschäft die weiche "Pädagogik des Verstehens") bewirkt nicht nur bei Homosexuellen Katastrophales, sondern bei zahlreichen weiteren Menschen, die ihr Leben aus dem Griff verloren haben, und die die Kirche (und im Zivilen: die Erziehenden) sogar noch weiter in ihren Sumpf hineindrückt. Er wird es in ein paar Wochen tun.




*Vorgeblich islamistisch, weil sich in dieser Selbstzuschreibung durch den Attentäter sehr viel über Islam und Islamismus als religiös maskiertes Instrument für ganz andere Motive erzählt. "Der Islam ist als sozial-politische Rebellionsbewegung entstanden, dem man ein instrumentalisiertes, eklektizistisches Religionsgebilde übergestreift hat, das die natürliche Religiosität der Menschen sowie den immensen poetischen Sinn der Araber integriert hat" sagt Hilaire Belloc, wir haben das hier längst diskutiert. Was die auf BBC oder FAZ kolportierte Nachricht, daß der Attentäter zuvor selbst Klient in diesen Kreisen gewesen sein soll, dort aber offenbar nicht jenes Beheimatungsgefühl erlebte wie es Sciambra beschreibt, umso glaubwürdiger macht.





*170616*