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Mittwoch, 1. Juni 2016

Filmempfehlung - Was jeder Erfahrung widerspricht

"Risen"

Ein erstaunlicher Film aus einer spanisch-amerikanischen Co-Produktion, der erst  2016 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In ihm geht es um die realen Konsequenzen eines unbegreiflichen Falles: Da wird jemand - Jesus Christus, "Joshuah", der Nazarener -  hingerichtet, gekreuzigt, und zweifellos getötet. Die Juden wissen um die Vorhersagen, daß er am dritten Tag auferstehen wird. Also erwirken sie eine Versiegelung des Grabes, und die Aufstellugn zweier Wachen vor dem Grab. Aber das unbegreifliche passiert - am dritten Tag ist das Grab leer. Nun geht es darum, und er Film arbeitet damit auf sehr realistische Weise, mit diesem jeder Erfahrung Widerstrebenden fertig zu werden. Denn es KANN nicht sein. für die bekannt sehr pragmatischen, "vernünftigen" Römer noch weniger, als für die Juden. Für die es ganz andere Konsequenzen hätte.

Sofort setzen deshalb die Juden das Gerücht in Umlauf, Jesu Jünger hätten den Leichnam geraubt und fortgetragen, um die Mär vom Messias aufrechtzuhalten. Diese Mär ist lange schriftlich belegt, auch in den Reaktionen der Christen. Sie biegen sogar die Tatsache zurecht, daß jede Wache, die im Dienst einschläft, mit dem Tode bestraft wird.

Aber der Film zeigt sehr gut die Widersprüche, zeigt sehr realistisch was es auslöst bzw. ausgelöst haben muß, wenn hier wirklich ein Toter scheinbar spurlos verschwunden ist. Und jede Menge glaubwürdiger Zeugen belegen, daß dieser Tote nicht mehr tot ist, sondern lebt, er sei ihnen begegnet, sie hätten ihn gehört oder gesehen. Und kein Mittel reicht, um ihnen das auszureden. Sie sind sogar fröhlich.

Spannend, als man die zweite Wache, die aus Angst geflohen war, verhört. Die erste war bestochen, log, der Tribun (als leitender Offizier) erkennt es sofort. Aber dieser zweite ... er erzählt, was seinen Horizont überstieg. Denn er war Augenzeuge. Sofort die Zweifel, denn die beiden Wachen hatten Wein getrunken. Aber es löst sich so nicht auf. Sie haben etwas gesehen, das jeder menschlichen Erfahrung widerspricht, etwas Erstes, etwas Einmaliges: Die Auferstehung Jesu, das danach leere Grab.

Dann tauchen Gerüchte auf, dort sei er, und da, sofort stürmen die Römer hin. So könnte es ja wirklich gewesen sein. Aber es gibt kein Indizi für eine Lüge, kein Indiz für einen Betrug. Die Jünger kennzeichnet keinerlei Exaltiertheit, ihr Zeugnis ist völlig natürlich, und sie verfolgen offenbar auch keine politischen Absichten. Der Tribun beginnt an sich zu zweifeln. Und da zeigt sich der Auferstandene persönlich, zeigt die Wunden, die Todesmerkmale. Mit einem mal steht auch er in Konflikt mit den Juden und natürlich mit seinen eigenen Volksgenossen, den Römern. Den Christen ist er aber immer noch der, der Jesu Kreuzigung verantwortlich durchführte. Doch nur sie bleiben ihm.

Und so wird er Zeuge einer der Erscheinungen des Auferstandenen am See Genezareth, Zeuge des Wunders des Fischfangs auf Jesu Geheiß. "Werft das Netz auf die andere Seite aus." "Aber Herr, wir haben die ganze Nacht gefischt, und nichts gefangen."  Und sie finden 142 große Fische. Da erkannten sie ihn. Und der Tribun begreift endgültig. Er zieht mit den Jüngern, und wird schließlich sogar Zeuge der Himmelfahrt Christi (die immerhin bemüht dargestellt ist; wie soll man sie sich auch vorstellen?)

Der Film hat Schwächen, ja, zeichnet auch passagenweise dieses verwichlichte Sentimentalitäts-Pseudo-Christentum, dieses geistlose Pazifismusgeschwafel, von dem man heute so die Nase voll hat weil es so unwahr ist, als sehr irdische, nicht sehr tiefgeistige Vorstellungsvariante in dieser Verdinglichung des Geistes, wie es aus ihm leider so oft gemacht wird. Und manches wird "zu natürlich", darin fast banal. Immerhin, der Film setzt sich mit teils recht gelungenen filmischen Mitteln mit der Historizität des Christentums auseinander, und das ist selten und zu schätzen, auch wenn er nicht wirklich zu berühren vermag. Er bleibt also ein recht rationales Vergnügen, eher ein aneinanderreihendes Statement als eine Erzählung. Den Griff zur Dramaturgie, der Voraussetzung für Berührung wäre, hat man nie so recht gewagt. Erneuerungsbewegte Charismatiker werden also orgasmisch aufstöhnen, wie sie ja bei allem aufjauchzen, was sich nominell äquivok irgendwie mit Richtigem deckt und sogar "Gott" auszusprechen wagt. Kunst freilich schaut anders aus. Und natürlich Wahrheit.

Aber er macht in seinen Richtigkeiten gut klar, was seither das ganz tiefe Probem des Judentums (mit dem Christentum) ist. Das sich in den ersten Jahrhunderten, ja bis ins Mittelalter, ganz massiv und in offenen Anfeindungen seitens der Juden zeigte: Wäre die Auferstehung wahr, hätten die Juden tatsächlich Gott selbst ermordet. Wer das Judentum vestehen will, seine historischen Probleme begreifen will, kommt um dieses zuteifst ontologische Probem nicht herum. Und das neu aufzugreifen wäre höchst an der Zeit, wo auch das Verhältnis zum Judentum in völlig verfehltem, falschem Sentimentalitätsdenken untergeht. Das macht den Flm so erstaunlich aktuell, denn das ist ein weit brennenderes Problem, als meist geglaubt wird.

Eine Schuld, die nämlich nicht einfach an den Juden der "damaligen Zeit" zu begrenzen ist, sondern die tatsächlich in der Universalie - Judentum - und als weitergegebene Grundhaltung verankert liegt. Wo ein Christ aber diese Universalie als Realität bestreitet, bestreitet er wie die Juden die Erkösung. Das Christentum wäre ein bloßer Wahn, eine bloße irgendwie motivierte reiligiöse Lehre. Und an dieser Argumentation hat sich bis heute nichts geändert. Heute glauben nach Umfragen höchstens 10 % der Getauften in unseren Ländern an die leibliche Auferstehung Jesu. Weltweit wird es nicht besser aussehen.

Aber freilich, ohne sie wäre es tatsächlich allen Religionen gleich. Aber ERST dann ist das Christentum "eine Religion": Wenn man die historische Realität der Auferstehung leugnet.












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