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Samstag, 20. Januar 2018

Der Samstag-Nachmittag-Film

Wieder sind es Ewald Balser und Oscar Werner, die beide in "Eroica" (1949) im vielleicht besten Film über Beethoven spielen. Balser als Beethoven selbst. Wahr ist der Film dabei weniger wegen der historischen Fakten, hier nimmt er sich einige Freiheit. Wahr ist er durch seine Symbolische Ebene, in der eine Deutung Beethovens unternommen wird. Die ihn von seiner wirklichen Wirklichkeit her darzustellen versucht. Jener Wirklichkeit, die ihn als Beethoven in der Welt sein ließ.

Und das ist ja das Wesen der Kunst: Nicht am Faktischen hängenzubleiben, sondern dieses vielmehr vom Zufälligen zu reinigen, um so das immer unsichtbare Wirkliche (das Wirklicher ist als das bloße Faktische) in die Welt zu tragen. Dieses durch das Werk nicht nur zu repräsentieren, sondern auf diese Wirklichkeit hin ein Fenster zu sein. Sodaß das Wirkliche - hier: Beethovens - tatsächlich in der Welt durch das Kunstwerk gegenwärtig ist.

Deshalb ist die Kunst immer das gegenwärtige Ewige, Transzendente, das wirklich Wirkliche. Und wirklicher als die bloße "Realität". Deshalb ist die Kunst aus sich heraus ... heilig. Deshalb ist die Kunst als das gestaltete und in der Erzählung, im Nacheinander der Zeit erkennbar werdende Eigentliche der Geschichte wahrer als jede bloß faktische Geschichte. Die ein Wald- und Wiesen- und Gärtnerkunst-Strauß unendlich vieler, aus allen Zeiten und von allen Ebenen stammender Momente ist. Die Erzählung macht ihn (in der Dramaturgie) aber rein, und damit wird das Ewige dahinter sichtbar. Was aber ist, ist nur durch das Ewige des Geistes.

Die gewisse Romantisierung der Künstlerexistenz wollen wir hier einmal ausnahmsweise nachsehen, auch wenn der VdZ sie generell nicht liebt. Anderseits - wie soll man das Große darstellen, das im Gewande eines Menschen daherkommt, der scheinbar auch so schwitzt, stinkt, furzt und beim Essen schmatzt, wie jeder andere. Der ES und SICH SELBST als Natürliches erlebt?  Dem selbst das Große wie ein ganz Normales entgegenkommt, das aber nur scheinbar so ist wie alles was auch andere sehen - und das er aber darin sieht? Denn die Momente des Großen sind auch dem Großen nur höchst selten, wenn überhaupt, als solche apostrophiert und erlebbar. Ja der Künstler ist arm dran, weil er möglicherweise gar nicht zum Echten kommt, sich dabei regelrecht im Wege steht, der es auf dieses Erleben eines Außergewöhnlichen anlegt.

Freilich, und deshalb sei es im Film hier nicht weiter bemängelt: Mit der Zeit wird die Größe eines Menschen durchaus erkennbar, und zwar durch seine Lebensspuren, seine Werke. Die weit mehr, ja die alles über ihn sagen als alle noch so mit breiter Brust daherkommenden Bekenntnisse oder Erklärungen oder gar Selbstdeutungen. Und dann ist Verehrung durchaus angebracht. Ihm gegenüber, seinem Werk, seinem Tun gegenüber. Wie sie einem König eben ziemt. Denn bei beiden wird der Ort erkennbar, beim einen gleich, beim anderen später, an dem sie stehen: Die Vorhalle zum Himmel. Wenn sie nicht schon hinter der Himmelstür verschwunden sind.

Und wer weiß. Vielleicht sahen die Filmemacher mehr als wir. Als Sie, geneigter Leser, und schon gar als der VdZ. Die Riege an großen Namen, die hier versammelt sind, die allesamt diese Verehrung verdienen, sollte das sogar nahelegen. Also wollen wir staunen, und uns darin das Herz weiten lassen.










*130118*