Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 18. Januar 2018

Es wird Zeit mit diesem Mythos aufzuräumen

Der IS in Syrien ist (weitgehend weil vorerst militärisch) besiegt, und nun hat sich eine neue Erzählung gebildet: Denn über fünfhundert europäische Frauen, die meisten so jung daß man sie noch als Mädchen bezeichnen muß, sind in den Vorderen Orient gereist und hatten sich diesem IS angeschlossen. Diese Frauen müssen nun in Europa reintegriert werden. Das geschieht in der Regel unter der Erklärung, daß sie letztlich arme Opfer einer Gehirnwäsche waren, die durchtriebene Islamfanatiker an ihnen vollzogen hätten. Aber das ist für viele dieser Frauen wohl nur der Versuch, ihre Schuld unter den Teppich zu kehren, und wenn in Europa irgendetwas immer funktioniert dann ist es, Schuld auf Männer auszulagern.

Den Funken Wahrheit, der darin liegt und der sich auf die tief im Wesen der Geschlechter angelegten hierarchischen Einanderzugewiesenheit von Mann und Frau zurückführt, will freilich niemand akzeptieren. Also bleibt es bei individueller Schuld, bei Fragen der Macht und des Machtmißbrauchs. 

Genau nach diesem Kriterium aber stellt sich, wie die Jerusalem Post in einem Artikel von Seth B. Frantzman berichtet, die Sache als ziemlich anders dar. Denn der Mythos von den armen, unschuldigen Frauen, die Opfer fanatischer muslimischer Männer gewesen sind, funktioniert nicht. Die Realität war ganz anders.

Mittlerweile liegen hunderte Zeugenaussagen von vorwiegend jesidischen Frauen vor, die vom IS zu Tausenden in Gefangenschaft und Sklaverei geführt worden waren. Dort blühte ihnen ein hartes Los. Sie wurden als Sexsklavinnen behandelt, vielfach gehandelt wie Vieh, und sie hatten meist ein unaussprechliches Schicksal zu tragen, das ihnen als wertlose Ungläubige zugefügt wurde. Aber die Aussagen der nunmehr befreiten Frauen geben ein völlig anders Bild, als es die nach Europa zurück strömenden IS-Frauen vermitteln wollen. 

Diesen Aussagen nach waren diese Frauen nämlich keineswegs Opfer, ja nicht einmal nur handfest an den schlimmen Taten, die an jesidischen Frauen begangen wurden, beteiligt, sondern sie waren meist die schlimmsten Täter! Besonders grausam, besonders brutal, besonders entwürdigend in der Art, wie sie die jesidischen Opfer behandelten. Frantzman vergleicht es mit dem Verhalten der 3.500 Frauen, die in deutschen Konzentrationslagern als Aufseherinnen tätig waren. Auch die waren für ihre besondere Härte und Grausamkeit, die die der männlichen Aufseher generell überstieg, gefürchtet.

Ähnliches muß man über diese rund 500 europäischen Frauen sagen, die seit 2014 nach Syrien gereist waren, um an der Utopie eines neu errichteten muslimischen Kalifats aktiv teilzunehmen. Und wenn sie nicht direkt an Grausamkeiten beteiligt waren, so zeichneten sie sich in der Regel besonders dadurch aus, daß sie die Männer zu Untaten (vor allem gegenüber Frauen!) anstachelten, ja diese forderten und vorbereiteten. 

Man muß sich also auch in diesem Fall entscheiden, welchem Mythos man folgt. Beide sind grundfalsch, wie wir wissen. Beide werden je nach Belieben und Nützlichkeit eingesetzt. Entweder aber sind Frauen - zumalen im Islam - Opfer der Männer, diesen kraft deren systemischer Macht und Gewalt ausgeliefert, sodaß man ihnen ihre Taten nicht direkt zurechnen kann, oder sie sind selbstbestimmte, autonome menschliche Individuen, wie es der Feminismus betont. Dann aber sind auch die IS-Frauen aus Europa, die immerhin beachtliche Energie dabei bewiesen, sich am Kampf des IS zu beteiligen, voll für ihre Taten verantwortlich, und der Feminismus muß sich dieser dunklen Seite des Frauseins offen stellen und die Sichtweise der Frau gründlich überdenken. 

Als der VdZ sich vor zwanzig Jahren an einem Literaturwettbewerb über "Macht und Frau" versuchte, fiel das Ergebnis laut dem Endbericht der Juroren sehr überraschend aus. Denn das Ergebnis der Einsendungen widersprach durch die Bank völlig den herrschenden feministischen Narrativen. Praktisch alle Beiträge drehten sich um die Erfahrung von Gewalt und Machtmißbrauch durch Frauen. Die am Wettbewerb beteiligten Autoren, ob Mann oder Frau, hatten allesamt Frauen nicht als Opfer, sondern als Täter erfahren. 

Ein Verhalten von Frauen, wie es sich in Syrien gezeigt hat, ist alles andere als eine Ausnahme. Es liegt in ihrem Wesen. Und diesen Faktor heute in unseren westlichen Gesellschaften zu übersehen ist ein ganz schlimmer Fehler, der verhindert, daß wir uns so manchen Leidphänomenen sachgerecht und adäquat stellen. Ja, es ist ein Faktor, der die Opfer der Frauen - alle haben eine Mutter, es betrifft also potentiell jeden Menschen, ja, wer die Erzähltradition der Menschheit, die Sagen und Märchen aller Völker und Kulturen ansieht, erkennt die Erfahrung der "bösen Frau" als archetypische Menschheitserfahrung - daran hindert, mit erfahrenem Leid fertigzuwerden, weil sie die wahren Ursachen angesichts einer machtvollen, autoritär gestalteten, aber falschen Erzählung nicht zu benennen wagen.


*281217*