Über Anton Bruckner an dieser Stelle noch viel zu sagen ist nicht nötig. Es ist alles gesagt. Und wer es bestätigt bekommen möchte - hier ist sein "Te Deum", sein ausdrücklichster, explizitester, direktester Lob Gottes. Vom bekannt sachlich klaren Dirigat Herbert von Karajan zu einem überwältigenden Glanz gebracht. Gespielt von wunderbaren Wiener Philharmonikern im Saal des Wiener Musikvereins, ein Haus, das als Ganzes Klangkörper ist, mit großartigen Solisten, allen voran Agnes Baltsa.
Die der VdZ noch einmal in der Staatsoper erlebte, nicht lange nachdem er nach Wien gekommen war. Das muß also etwa 2001/2002 gewesen sein, als die Baltsa zwar ihren Zenit schon überschritten hatte, aber in bewundernswerter technischer Perfektion, dem letzten Henkel an dem ihre einst goldene Stimme noch gesehen werden konnte und in ihrem Glanz erahnbar blieb, der verkörperten Rolle immer noch alles zu geben vermochte, was sie brauchte. Aber sie wußte, man sah es, sah ihre Größe und Bescheidenheit dabei, daß ihre Zeit für Triumphe vorüber, aber die Zeit für Mitleid, in der man Vergangenes beklatscht, aber Gegenwärtiges überhört, noch nicht da war. Große Künstler sind immer auch große Menschen. Große Menschen werden oft oder gar meist zu Künstlern.
Zurück zum "Te Deum". Wenn man genau zuhört, hört der geneigte Leser gewiß, wie sich hier fast
alle Themen Bruckners zusammenfassen. Denn jeder Künstler arbeitet
immer nur an einem Werk, und Teilwerke vor seiner Vollendung sind nur
Arbeiten an Mosaiksteinen dieses einen Werkes. Hier sind Bruckners
Symphonien, hier sind seine Kantaten, hier ist sogar sein Orgelspiel zu
hören, zumindest zu ahnen. Angesichts des Themas hat er alles bereits
angerissen, wenn auch manches später noch einmal präzisiert, weiter
konkretisiert, weiter perfektioniert.
*201117*